Sturm Graz gegen Salzburg: Mit schwerem Gepäck zum Gipfeltreffen
Wenn am Sonntag Sturm Graz Salzburg zum Duell bittet (17 Uhr/live auf Sky), dann heißt es Meister gegen Vizemeister. Champions-League-Starter gegen Champions-League-Starter. Tabellenführer gegen Spitzenreiter nach Verlustpunkten. Kurz gesagt: Es ist das Beste, was der österreichische Klubfußball aktuell und in den vergangenen Jahren zu bieten hat. Und dennoch rumort es bei beiden Vereinen derzeit gewaltig.
Während man national nach wie vor ganz vorne dabei ist, scheint es international auf höchstem Niveau derzeit nicht zu reichen. Für keinen der beiden Vereine. Die bittere Bilanz nach insgesamt vier Spielen in der Königsklasse (jeweils zwei) lautet: null Punkte, 1:10 Tore. Und der eine Treffer war ein Eigentor von einem Brest-Spieler gegen Sturm. In der Tabelle liegen die Grazer auf Rang 31, Salzburg auf Platz 34. Die Aufstiegschancen sind nur noch gering, obwohl erst ein Viertel der Partien absolviert sind.
Weil es international so gar nicht nach Wunsch läuft, steigt natürlich die Wichtigkeit der nationalen Liga. Und damit jene des Sonntag-Hits. In der Vorsaison gab es drei Remis und einen Salzburg-Sieg in Graz. Im Cup hat sich damals Sturm durchgesetzt.
Für die beiden Klubs geht es aber nicht nur darum, sich an der Spitze bzw. in der Spitzengruppe zu behaupten. Es geht darum, wieder Ruhe reinzubringen. Denn Baustellen gibt es bei beiden Vereinen einige, wie der KURIER weiß.
Sturm Graz: Heimweh der Fans und Fernweh des Sportchefs
Wenn Sturm in die Ferne schweift, liegt das Glück wenig nah. Nein, die Grazer Auftritte in der Champions League waren nicht beschämend, eben so wie man es aufgrund der Klassenunterschiede erwarten durfte. 1:2 bei Brest, 0:1 gegen Brügge. Nah dran, aber doch so weit weg. „Gegen solche europäischen Spitzenklubs muss einfach alles klappen, um zu punkten. Da ist ein Klassenunterschied, nicht nur, was die Erfahrung betrifft“, sagt Trainer Christian Ilzer.
Erfahrung Diese könnte vielleicht auch in der Liga fehlen. Die Verletzungen der Routiniers Gregory Wüthrich und Jon Gorenc-Stankovic schmerzen sehr. Der Schweizer Innenverteidiger wurde bereits am Knie operiert, geht ohne Krücken und sollte in sechs bis acht Wochen der Mannschaft wieder helfen können. Ruhepol Gorenc-Stankovic muss nach seiner Ellbogen-Verletzung ebenso zumindest bis Dezember pausieren. Der Markt nach „arbeitslosen Profis“ wird emsig durchforstet, Ersatz könnte kommen.
Stadion Eine andere Baustelle wird wohl wirklich bald eine Baustelle. Das Liebenauer Stadion soll endlich tauglich für die Champions League gemacht werden und auf 20.000 Plätze ausgebaut werden. Derzeit muss ja der Meister für die Königsklasse nach Klagenfurt ausweichen, was den Fans und der Mannschaft (Jusuf Gazibegovic: „Echt sch...“) gar nicht gut gefällt.
Sportchef Große Sorgen bereitet der erfolgreiche Sportchef Andreas Schicker, dessen Wechsel nach Hoffenheim Gesprächsstoff Nummer eins im Sturm-Lager ist.
Salzburg: Tobende Fans und wackelige Verteidiger
Bis zur bestandenen Qualifikation für die Champions League schien unter dem neuen Trainer Pep Lijnders alles gut zu laufen, dann riss der Faden. Und spätestens seit dem 0:4-Debakel gegen Brest rumort es in Salzburg – auf und neben dem Platz. Folgende Baustellen müssen schleunigst geschlossen werden:
Fan-Protest Wenn die sonst als eher gesittet bekannten Fans von Red Bull Salzburg einmal „Bullenschweine“ singen, dann ist Feuer am Dach. Passiert ist das nach dem Brest-Spiel, weil sich die Mannschaft nicht verabschiedete. Der Grund dafür war wiederum, dass die Fans nach einem Fehler von Keeper Janis Blaswich lautstark Alexander Schlager ins Tor forderten. Das Verhältnis zu den Anhängern ist angespannt. Was macht Lijnders? Degradiert er Blaswich, den er im Sommer auf Anhieb zur Nummer eins und zum Kapitän gemacht hat und der jetzt in den DFB-Kader einberufen wurde? Wohl kaum.
Restverteidigung Auf dem Platz ist es wohl derzeit die größte Problemzone bei den Salzburgern. Funktioniert das hohe Pressing nicht, passt die Rückwärtsbewegung nicht. Kein leichtes Spiel für die Verteidiger, denen es aber auch an Qualität fehlt. Ein Kaliber wie Strahinja Pavlovic (jetzt AC Milan) fehlt.
Chancenverwertung Klappte es zu Saisonbeginn mit dem Toreschießen noch ganz gut, zeigten sich auch hier zuletzt Probleme. Gegen Brest spielte man nach vorne zwar gefällig, den Ball brachte man aber nicht ins Tor. „Wir müssen eine Reaktion zeigen“, fordert Lijnders.
Kommentare