Bei Schießerei getötet: Das war Ex-ÖFB-Spieler Volkan Kahraman
Bei dem 43-jährigen Mann, der am Mittwoch in Wien-Simmering von einem 46-Jährigen erschossen worden ist, handelt es sich um den Ex-ÖFB-Fußballer Volkan Kahraman. Der 46-jährige Täter hatte nach derzeitigem Ermittlungsstand nach einem Streit eine Faustfeuerwaffe gezogen, auf seinen Kontrahenten geschossen und Suizid verübt.
Der Tod Kahramans löste große Bestürzung in Österreichs Fußball-Szene aus. Ehemalige Weggefährten und Vereine trauern um den 43-Jährigen, darunter etwa die Wiener Austria und der LASK.
Kahraman war der erste Österreicher mit türkischen Wurzeln überhaupt, der ein Spiel für die österreichische Fußball-Nationalmannschaft bestritt. Das war 2002. Unter Teamchef Hans Krankl wurden es bis 2004 aber insgesamt nur drei Teamspiele. 2002 war der im Oktober 1979 geborene Spieler beim FC Pasching unter Vertrag.
Kahraman wurde im Nachwuchs der Wiener Austria ausgebildet, ging dann zu Feyenoord nach Rotterdam. Dort spielte er mit 17 Jahren schon bei den Profis. Es folgten Stationen in der Türkei und Österreich (Pasching, Austria Wien, Austria Salzburg, LASK). Danach ging es in die Ostliga und in Landesligen, er spielte bei Schwadorf, Eisenstadt, Vienna, FavAC und Besiktas Wien.
Ungeduldig
Nach der Spieler-Karriere trainierte er Besiktas Wien, er und sein Vater waren Fans des Vereins. "Mit Besiktas Wien will ich Jungs, die sonst in Kaffeehäusern und Wettbüros sitzen würden, die Möglichkeit geben, Sport zu betreiben", sagte er in einem KURIER-Interview. Kahraman war sportlicher Leiter bei Karabakh und zuletzt bis Sommer bei Ostbahn XI.
"Man sieht an meiner Karriere, dass ich ein ungeduldiger Mensch bin. In Österreich habe ich nicht mehr die Kraft gehabt, um ein paar Trainern zuzuhören. Ich habe den Fußball meistens anders gesehen als meine Trainer", sagte Kahraman. Und: "Im Fußball in Österreich ist es aber leider so, dass man diese Typen braucht, die mitlachen und nur mitrennen." Damals war er Ende 20 und spielte nur noch in der Landesliga. Allerdings gab er die Schuld daran, dass es nichts mit der Weltkarriere wurde, nicht den Trainern. "Der einzig Schuldige bin ich. Es gab auch private Probleme und Verletzungen."
Politisch engagiert
Kahraman engagierte sich auch politisch, kandidierte im Wahlkreis Wien-Simmering für die ÖVP für den Nationalrat, und erhielt 266 Vorzugsstimmen. "Ich möchte dazu beitragen, dass das gegenseitige Verständnis wächst und wir uns mit Respekt und Akzeptanz begegnen", sagte er zu seinen politischen Aktivitäten. Ein Jahr davor hatte er die Migrantenpartei "Gemeinsam für Wien" verlassen, die 2015 in drei Bezirksparlamente gewählt worden war.
Kahraman war voller Respekt vor seinen Wurzel und vor dem Land in dem er lebte. "Ich habe einen türkischen Lebenswandel, aber es ist für mich natürlich eine Ehre, für Österreich zu spielen. Ich lebe hier, meine Familie lebt hier. Ein schöneres Land als Österreich gibt es nicht für mich. Ich sehe mich als Türke, aber in erster Linie bin ich Mensch." In seinem Weltbild hatte Respekt großen Wert. "Als Türke muss man respektvoll sein, man muss schon respektieren, wo man arbeitet und lebt." Finanziell klagte Kahraman nie. "Ich habe gutes Geld verdient. Obwohl ich auch falsch investiert habe."
Wer Suizid-Gedanken hat, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits das Sprechen über die Gedanken dabei, sie zumindest vorübergehend auszuräumen. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich an die Telefonseelsorge wenden: Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt Ärzte, Beratungsstellen oder Kliniken. Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Depressionen betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge in Österreich kostenlos unter der Rufnummer 142.
Das neue österreichische Suizidpräventionsportal www.suizid-praevention.gv.at bietet Informationen zu Hilfsangeboten für drei Zielgruppen: Personen mit Suizidgedanken, Personen, die sich diesbezüglich Sorgen um andere machen, und Personen, die nahestehende Menschen durch Suizid verloren haben. Das Portal ist Teil des österreichischen Suizidpräventionsprogramms SUPRA des Gesundheitsministeriums.
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