Das Credo von ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel lautet, dass interessante Kandidaten im Nationalteam eingesetzt werden, wenn sie soweit sind. Diesbezüglich bliebe der Verband seiner Linie treu. „Wir werden das auch in Zukunft so fortführen.“
Wie im Fall Tarkan Serbest, der im ersten Teamkader von Foda im November auf Abruf stand. Der ehemalige Austrianer durfte im Jahr darauf im Nationalteam spielen – im türkischen. Wie im Fall Mert Müldür. „Die Einberufung vom ÖFB ist nicht gekommen. Sie haben sich zwar einmal gemeldet und wollten mit mir einen Termin für ein Gespräch vereinbaren. Aber dann habe ich nichts mehr von ihnen gehört. In der Zwischenzeit ist die Nominierung von der Türkei gekommen, die hab ich angenommen.“
Wobei es türkisch-stämmige Spieler im österreichischen A-Team nicht so leicht haben. Nicht einmal 20 Jahre ist es erst her, dass der erste Spieler mit türkischen Wurzeln im österreichischen Nationalteam gespielt hat. Teamchef Hans Krankl ließ im Jahr 2002 Volkan Kahraman auflaufen.
Etwas mehr als 117.000 türkische Staatsbürger leben laut Statistik Austria in Österreich. Zu Beginn des Jahres 2018 befanden sich hierzulande zudem 71.678 österreichische Staatsbürger, die in der Türkei geboren wurden. Zieht man als bestimmendes Merkmal das Geburtsland der Mutter heran, so leben in Österreich rund 272.000 Menschen mit türkischem Migrationshintergrund.
Am Sonntag lief erst der zehnte Spieler mit türkischen Wurzeln für das A-Team auf. Zehn Spieler mit Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien standen allein in Fodas Kader (43 Spieler, 15 auf Abruf, Arnautovic in China) für diese drei WM-Quali-Spiele.
Nach Kahraman, Akagündüz, Korkmaz, Atan, Sariyar, Dag, Pehlivan, Kavlak und Özcan gab Yusuf Demir sein A-Team-Debüt. Laut FIFA-Regulativ muss der 17-Jährige in den nächsten drei Jahren noch zwei weitere A-Teamspiele haben, um nicht mehr für die Türkei auflaufen zu dürfen.
Die überraschte zum Auftakt der WM-Qualifikation mit einem 4:2 daheim gegen die Niederlande und einem 3:0 in Norwegen. Beide Partien spielte Mert Müldür durch, und er wird es wohl auch heute gegen Lettland tun. Der bald 22-jährige Rechtsverteidiger und Ex-Rapidler ist derzeit bei Sassuolo in Italien unter Vertrag.
Die Türkei bemüht sich schon seit Jahrzehnten offensiv, um Gastarbeiterkinder aus ganz Europa, besonders in den Niederlanden und Deutschland. So sind im Kader von Senol Günes neben dem Wiener Müldür sechs weitere Spieler, die nicht in der Türkei geboren wurden: Ayhan (Gelsenkirchen), Karaman (Stuttgart), Calhanoglu (Mannheim), Tosun (Wetzlar), Kökcü (Haarlem) und Türüc (Enschede).
Der bullige Stürmer Burat Yilmaz stammt zwar aus der Türkei, ist aber schon 35 Jahre alt. Weshalb die Türken Interesse an Ercan Kara haben. Wenn ihn Franco Foda nicht einsetzt. Der Teamchef sagte: „Es ist durchaus möglich, dass er beim nächsten Spiel im Kader ist.“
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