Insignia gegen Austria: "Es wäre eine Schande, jetzt zu gehen"
Das Verhältnis zwischen der Wiener Austria und dem strategischen Partner Insignia ist seit einiger Zeit bekanntlich zerrüttet. Insignia, das sich nun medial vermehrt zu Wort meldet, wollte dem KURIER die Kehrseite dieser Medaille erklären.
KURIER: Was ist Ihre Sicht auf den Beziehungsstatus zwischen Austria und Insignia ?
Aleksandar Bursac: Wir machen offiziell mit dem Projekt weiter, wir haben vom Klub kein offizielles Statement bekommen, dass sie die Partnerschaft beenden wollen. Wir haben jedoch die Aussagen von Gerhard Krisch in den Medien gelesen und gehört.
Hat Sie die Reaktion von Gerhard Krisch überrascht?
Luka Sur: Es war emotional, und ich verstehe, dass Druck auf ihm lastet. Inhaltlich sind wir allerdings überrascht. Ich kann nichts Negatives über Gerhard Krisch sagen, er ist ein netter Typ. Aber die Austria wusste, dass wir mit den Medien reden werden, und wir haben nicht attackiert, sondern die Fakten dargelegt.
Herr Bursac, Sie haben AG-Vorstand Krisch in einem Interview offen kritisiert und wollten ihn nicht in der Marketing-GmbH haben.
Bursac: Nicht ich persönlich wollte ihn nicht in der GmbH haben. Es gibt eine klare Regel in diesem Konstrukt, dass die Shareholder ein Veto einlegen können. Die Shareholdern waren mit der Besetzung nicht einverstanden, dem muss ich als Geschäftsführer folgen.
Der Vertrag zwischen der Austria und Insignia könnte im Jänner 2022 auslaufen. Was ist Ihre Intention?
Sur: Es hängt aktuell alles in der Luft. Ich kann gar keine definitive Antwort geben, weil die Lage so unklar ist. Wir bleiben aber dabei, dass wir das Projekt immer noch wollen, wir sitzen am Tisch. Es wäre eine Schande, jetzt zu gehen. Wir wollen den Klub nach wie vor verbessern und voranbringen. Aber am Ende ist Fußball heutzutage auch immer Business, in dem es gute Deals gibt – und auch schlechte. Wenn wir nicht zusammenfinden, muss man weiterziehen. Ich will jedenfalls eine gute Lösung finden. Ich kann aber nicht vorhersagen, was geschehen wird.
Für beide Seiten ist dieser Zwist ein Imageschaden.
Sur: Für niemanden ist das toll. Ich bin aber überzeugt, wenn wir den Weg weitergehen und das Team in zwei, drei Jahren erfolgreich unterwegs ist, dann werden wir das alles vergessen.
Gibt es derzeit eine direkte Kommunikation?
Bursac: Soweit ich weiß, kommunizieren derzeit zwar auch die Anwälte beider Parteien miteinander, aber es gibt auch eine Kommunikation auf Top-Level zwischen Insignia und dem Klub. Wir kamen nach Wien, um zu unterstützen. Die Austria braucht dringend externes Geld, um finanziell und auch sportlich erfolgreich zu sein. Dabei wollen wir helfen. Wir sollten das große Ganze im Blick haben und uns nicht in Details verlieren. Wir wollen den Verein unterstützen und in die schwarzen Zahlen bringen, dann, und nur dann, kann man anfangen, über ein profitables Geschäftsmodell zu diskutieren. Bis dahin braucht es natürlich harte Teamarbeit und Engagement von allen.
Sur: Wir gehen jetzt in die Medien, weil wir unsere Sicht darstellen wollen und auch mit den Fans reden wollen. Denn auch sie haben ein Anrecht darauf, beide Seiten zu hören.
Bei der Präsentation sprachen Sie von der Champions League. Stehen Sie nach wie vor zu der Aussage?
Sur: Ja, ich glaube daran, das zu erreichen, wenn wir das gemeinsam auf den richtigen Weg bekommen. Jetzt ist es vielleicht ein wenig schwerer geworden.
Bursac: Fußball ist heute ein hartes Business geworden. Wenn du Geld verdienen willst, musst du international spielen. Das ist Fakt, und dieser Effekt wird in Zukunft nur verstärkt werden. Ich weiß, es gibt den romantischen Ansatz mit Tradition – wir sind auch alle als Fans mit einem Klub aufgewachsen und respektieren daher auch die Geschichte und die reiche Tradition der Austria. Aber man muss sportlich erfolgreich sein, um Geld zu verdienen. Sonst wird es immer schwer bleiben. Das müssen die Leute im Klub verstehen. So hart das klingt.
Bei der Präsentation hieß es, Insignia bringt Sponsoren und mischt sich nicht ins Sportliche ein. Jetzt wollen Sie Spieler bringen, um sportlich besser zu werden. Erst dann würde der Verein attraktiv werden. Ein Wechsel in der Ansicht?
Bursac: Nein, kein Wechsel. Wir haben ein großes Netzwerk im Fußball. Ich brachte einst Nacer Barazite zur Austria. Ja, ich habe eine Spieleragentur, aber auch ein anderes Unternehmen. Wenn wir Spieler bringen, dann profitieren nicht wir, sondern die Austria. Das Geld wäre vorhanden gewesen aus Sponsorengeldern.
Wann waren Sie zuletzt bei einem Austria-Heimspiel?
Sur: Das war das Derby gegen Rapid.
Planen Sie, heuer noch zu kommen?
Sur: Wenn wir willkommen sind, gerne. Ich vermisse meine Geburtsstadt Wien, den Verein und das Stadion.
Bursac: Ich war in Europa viel unterwegs und habe kein Problem, mir ein Spiel in Wien anzusehen, in welcher Funktion auch immer.
Wann kommt der Punkt, wo Sie nicht mehr weitermachen wollen mit der Partnerschaft?
Sur: Wenn die Dinge so weitergehen wie jetzt und die Austria nicht wirklich mit uns zusammenarbeiten will, dann wäre es besser, weiterzuziehen. Aber wie gesagt, derzeit hängt alles in der Luft.
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