Aufregung um Ex-Wacker-Coach Kraft: Rücktritt & Rücktritt vom Rücktritt

Es ist ja nicht so, dass Helmut Kraft im Laufe seiner Trainerkarriere nichts erlebt hätte. Der Tiroler ist bereits seit der Saison 1986/'87 als Coach im Einsatz und gehört zum Inventar des österreichischen Fußballs.

Kraft führte den FC Wacker Innsbruck in die Bundesliga (2004), er trainierte Ried, Pasching, Wiener Neustadt (unter Mäzen Frank Stronach), er betreute den LASK und den Wiener Sportclub und mit all den Geschichten und Geschichterln, die ihm widerfahren sind, könnte der 64-Jährige Bände füllen.

Was sich allerdings rund um das vergangene Wochenende abspielte, war dann sogar für einen Haudegen wie Helmut Kraft ein Novum.

Am Sonntag verkündete der Tiroler Trainer-Routinier, der mittlerweile im Amateurfußball aufgeschlagen ist, seinen Rücktritt als Cheftrainer der Spielgemeinschaft Silz/Mötz. Diese Entscheidung erstaunte dann doch, denn die SPG Silz/Mötz hatte gerade einen 1:0-Auswärtssieg gegen den FC Kitzbühel gefeiert und führt nach acht Runden die Regionalliga Tirol an, die höchste Liga des Bundeslandes.

Warum Helmut Kraft am Sonntag trotz der erfolgreichen sportlichen Performance die Reißleine zog? Weil das Verhältnis zu Obmann Christian Kranebitter, der ihn seinerzeit engagiert hatte, zerrüttet sei, so die Erklärung des Trainers. Es gäbe keine Vertrauensbasis mehr, wurde der 64-Jährige in Tiroler Medien zitiert. Er werde nicht betteln, dass Helmut Kraft zurück komme, konterte der Obmann via www.meinbezirk.at.

Eine Nacht später hörte sich dann alles schon nicht mehr so schlimm an. Und aus dem Ex-Trainer Helmut Kraft war plötzlich der Ex-Ex-Trainer der SPG Silz/Mötz geworden. Der Rückzug dauerte nur wenige Stunden, nach einer Aussprache leitete der 64-Jährige am Montag schon wieder das Training des Sensationsteams der Regionalliga Tirol. Die Spieler hatten sich für Kraft stark gemacht.

Wir haben uns zusammengesetzt und die letzten Tage aufgearbeitet. Diese schwierige Situation gemeistert zu haben, wird uns noch weiter zusammenschweißen. Wir gehen unseren bisher äußerst erfolgreichen Weg weiter, im Sinne der Mannschaft und des gesamten Vereins“ sagen Kraft und Kranebitter unisono.

Die SPG Silz/Mötz spielt in der Regionalliga Tirol groß auf. Erst auf den letzten Drücker hatte Silz/Mötz in der Relegation gegen den SV Innsbruck den Sprung in die höchste Tiroler Amateurliga geschafft. Mittlerweile ist das Team hinter WSG Tirol die Nummer zwei des Landes und hat Spieler in seinen Reihen, die zu Höherem berufen sind. So wie Stürmer Ertugrul Yildirim: Der 25-Jährige, dem Trainer Helmut Kraft ein leichtes Bäuchlein bescheinigt, hält bereits bei elf Saisontoren.