Abgang unter Tränen: Superstar Ronaldo meldet sich nach WM-Aus

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Zwei Superstars haben die WM-Bühne in Katar verlassen. Der Portugiese mit vielen Nebengeräuschen, England-Stürmer Kane mit Stil.

Man kann die WM-Bühne trotz Enttäuschung mit Anstand verlassen. Cristiano Ronaldo hat das nicht geschafft. Mit Tränen in den Augen wollte er nur schnell weg, gab keine Interviews. Dafür sorgte seine Freundin Georgina Rodriguez für ein verbales Foul in der Nachspielzeit. Dass es auch anders geht, bewies Harry Kane. Englands Kapitän übernahm nach seinem verschossenen Elfmeter gegen Frankreich die Verantwortung, stellte sich der Öffentlichkeit – und bekam dafür Rückendeckung.

Ronaldo hat eine Achterbahnfahrt der Gefühle hinter sich, die bereits losging, noch bevor es für ihn in Katar ernst wurde. Er flog er bei Manchester United raus – eine Trennung, die der Portugiese provoziert hatte. Der Unruhe folgte der Rekord: Beim 3:2-Auftaktsieg gegen Ghana traf der 37-Jährige zum 1:0 und damit als erster Spieler bei fünf WM-Endrunden. Alles gut beim Superstar? Im Gegenteil. Ronaldo verlor seinen Platz in der Startelf, was für Riesenwirbel sorgte. In den K.-o.-Spielen kam er nur als Joker, konnte als solcher aber weder stechen, noch überzeugen. Auch nicht beim Aus gegen Marokko – neben den Tränen gab es danach nur Frust und Enttäuschung.

So auch bei Freundin Georgina, die Trainer Fernando Santos die Schuld gab. Er habe die "stärkste Waffe auf die Bank gesetzt und zu spät eingewechselt", schrieb sie auf Instagram. Für Ronaldo war es die letzte Chance, seine Karriere mit einem WM-Titel zu krönen. Seine Zukunft ist ungewiss. Sowohl im Team, als auch auf Vereinsebene. Derzeit urlaubt Ronaldo noch in Katar, dann wird er sich wohl einen neuen Klub suchen. Ihm soll ein äußerst lukratives Angebot aus Saudi-Arabien vorliegen, er selbst würde aber lieber auf Topniveau weiterspielen.

Großer Traum

Die Frage ist nur: Wer will ihn? Spät, aber doch, meldete er sich am Sonntag via Instagram. "Eine Weltmeisterschaft für Portugal zu gewinnen, war der größte und ehrgeizigste Traum meiner Karriere", schrieb Ronaldo. "Leider ist der Traum gestern zu Ende gegangen." Der aktuell vereinslose Superstar tröstete sich mit dem Erreichten in der Vergangenheit. "Zum Glück habe ich viele internationale Titel gewonnen, auch für Portugal, aber den Namen unseres Landes in der Weltspitze zu vertreten, war mein größter Traum", schrieb er. "Dafür habe ich gekämpft. Ich habe hart für diesen Traum gekämpft."

Konkret äußerte sich der 196-malige Auswahlspieler und Länderspiel-Weltrekordhalter nicht zu seiner Zukunft im Nationalteam. "Im Moment gibt es nicht viel mehr zu sagen", schrieb er. Er hoffe, die Zeit könne ein guter Ratgeber sein, die es jedem erlaube, "seine eigenen Schlüsse zu ziehen".

Kapitän übernimmt Verantwortung

Im Gegensatz zu Ronaldo kann man Kane sportlich bei der WM nicht viel vorwerfen. Bis auf den einen Elfmeter – doch selbst den nehmen ihm seine Kollegen nicht übel. „Er ist ein Weltklasse-Stürmer. Ohne ihn kann ich mir unser Spiel nicht vorstellen“, sagte Jordan Henderson. „Als Kapitän übernehme ich die Verantwortung, auch für den Elfmeters“, stellte Kane klar. „Er ist der beste Schütze. Aber selbst die Besten verschießen einmal“, antwortete Trainer Gareth Southgate. Er muss es wissen, hat er doch bei der EM 1996 im Halbfinale gegen Deutschland den entscheidenden Penalty vergeben.

FIFA World Cup Qatar 2022 - Quarter Final - England v France

Natürlich hadert man in England. Gerade, als man das Elfmetertrauma scheinbar überwunden hatte, wird der Punkt wieder zum Schicksal. Bei Weltmeisterschaften schied England schon 1990, 1998 und 2006 jeweils im Elfmeterschießen aus. Dass ausgerechnet Kane der Pechvogel war, überrascht. Mit seinem 53. Tor im Teamtrikot hatte er mit Rekordmann Rooney gleichgezogen. Dazu hat kein Spieler in der WM-Geschichte mehr Elfmeter aus dem Spiel verwandelt (4).

Dass England trotz der Enttäuschung positiv in die Zukunft blicken kann, liegt daran, dass viele Stars ihre besten Jahre erst vor sich haben. Und mit Kane (29) haben die Three Lions einen Leitwolf, der auch abseits des Platzes weiß, was sich gehört.

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