KURIER: Man könnte fast den Eindruck bekommen, dass heuer kein Team Meister werden möchte.
Thomas Silberberger: Diese Mechanismen greifen nicht nur in der Südstadt oder bei unserem Verfolger in Ried. Dieses Phänomen kann man gerade in vielen Ligen beobachten: Jedes Mal, wenn der große Schritt Richtung Ziellinie möglich wäre, dann haut’s nicht hin. In den drei Partien in der Osterwoche hätten wir uns sechs, sieben Punkte erwartet, geworden ist es einer. Das war wild. In der Rieder Kabine wird es aber gerade die gleichen Diskussionen geben.
Warum straucheln so viele Spitzenteams?
Das spielt sich alles nur im Kopf ab. Unsere Spieler haben ja selbst keine Erklärung dafür. Wir haben auf einmal Fehler gemacht, die ich so nicht kannte. Unsere Spieler hat plötzlich der Mut verlassen, jeder war nur darauf aus, bloß ja keinen Fehler zu machen. Aber genau dann passieren Fehler. Bis zu dieser verheerenden Woche waren wir eigentlich sehr sattelfest. Das war nicht vorhersehbar, dass wir dieses Gesicht zeigen.
Dabei hätte die Admira einige erfahrene Spieler in den Reihen.
Da muss man schon etwas tiefer schürfen: Wir haben zwar viel Routine in der Mannschaft, aber die erfahrenen Spieler haben fast alle nichts gewonnen. Die Chance auf den Titel und den Aufstieg ist für viele eine neue Erfahrung. Und wenn du seit 16 Spieltagen Tabellenführer bist und es immer näher rückt, dann willst du es irgendwie über die Ziellinie drücken.
Sie selbst haben den Titel lange Zeit nicht als Ziel ausgegeben.
Wie auch. Wir haben seit Sommer 2024 in der Südstadt keinen Stein auf dem anderen gelassen und in beiden Transferzeiten 17 neue Spieler geholt. Eigentlich ist es eine Sensation, dass wir Tabellenführer sind. Der Aufstieg war ursprünglich erst für die nächste Saison geplant gewesen. Aber wenn du ihn auf dem Silbertablett präsentiert kriegst, dann musst du zugreifen.
Das Duell mit Ried ist demnach vorentscheidend.
Das Match ist zumindest richtungsweisend. Ich bin überzeugt: Wenn wir in Ried gewinnen, dann lassen wir es uns nicht mehr nehmen. Bei einem Unentschieden bleibt alles beim Alten, und bei einer Niederlage sind wir auch nicht raus. Die letzten Wochen zeigen, dass auf die Spieler beider Vereine ein großer Druck lastet. Mich erinnert die ganze Konstellation übrigens an die Zeit in Wattens.
Sie sind 2019 mit der WSG in die Bundesliga aufgestiegen. Im Duell mit Ried.
In der letzten Runde haben wir damals den SV Horn besiegt. Auch diesmal spielen wir in der letzten Runde gegen Horn. Der Spielfilm in dieser Saison ist die Fortsetzung von der Aufstiegssaison mit Wattens.
Apropos WSG. Ihr Ex-Klub ist einer von nur drei Bundesligisten, die in dieser Saison nicht den Trainer getauscht haben.
Ich kapiere es nicht, warum man überall so schnell die Reißleine zieht. Es gibt bei allen Vereinen viel zu viele Strömungen und Einflüsterer. Am Ende geht es zulasten des Trainers. All diese Machtkämpfe werden auf dem Rücken des Trainers ausgetragen.
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