Glasgow Rangers: Auferstanden aus Ruinen
Im März vor 150 Jahren wurden die Glasgow Rangers gegründet. Von protestantischen Studenten, weshalb die Rivalität mit dem katholischen Stadtrivalen Celtic nicht nur sportlicher Natur ist. Die Gräben sind tief zwischen Celtic und Rangers, zwischen Katholiken und Protestanten, zwischen jenen, die eher zu Irland tendieren, während in der Rangers-Kabine noch immer ein Porträt von Queen Elizabeth II. hängt.
Bei den Feierlichkeiten zur Meisterschaft 2021 hatten Rangers-Fans die Innenstadt von Glasgow verwüstet, selbst vor Kirchen machten einige nicht halt. Schottlands First Minister Nicola Sturgeon richtete einen wütenden Appell an die Randalierer. „Die Gewalt, der Vandalismus und Anti-Katholizismus, der hier durch Rangers-Fans zu Tage trat, ist schlicht nicht zu akzeptieren“, sagte sie vor einem Jahr.
Europacupsieg 1972Vor 50 Jahren erlebten die Rangers ihre Sternstunde. Am 19. April 1972 fanden in der schottischen Hauptstadt gleich zwei europäische Semifinali statt: Die Rangers empfingen Bayern München im Pokalsiegerwettbewerb, Celtic hatte Inter Mailand zu Gast im Landesmeistercup. Am Ende jubelten 80.000 im Ibrox-Stadion der Rangers über ein 2:0 und den Finaleinzug, die 75.000 im Celtic Park trauerten hingegen nach dem Elfmeterschießen gegen die Italiener. Als die Rangers danach im Camp Nou auch noch Spartak Moskau mit 3:2 besiegen, ist das die Geburtsstunde der „Barca Bears“. Bis heute werden die Sieger von damals wie Helden verehrt, was auch wenig verwundert, denn es blieb der einzige internationale Triumph des stolzen Vereins.
Vor zehn Jahren erlebten die Rangers den schwärzesten Moment ihrer langen und stolzen Klubgeschichte: Über ein Jahrzehnt hatte der Klub weit über seine Verhältnisse gelebt. Als die Steuerbehörde nachträglich 75 Millionen Pfund forderte, die Rangers aber nur zwei Millionen hatten, wurde der Verein 2012 liquidiert und musste in der vierten Liga neu starten.
Rangers Football Club Ltd. heißt die neue Betreibergesellschaft, weshalb die gegnerischen Fans darum längst eine eigene Zählweise haben: Nicht die Weltrekordzahl von 55 Meisterschaften haben die Rangers gewonnen, sondern eine einzige, jene 2021. Der Titel im Vorjahr mit Steven Gerrard auf der Trainerbank galt schon als Signal: Die Rangers, seit 2016 wieder erstklassig, sind zurück. Dass es unter Giovanni van Bronckhorst diese Saison nur zu Platz zwei reichte, verschmerzten die Fans durch das erreichte Europa-League-Finale.
„The Resurrection“, also die Auferstehung von den Toten, überschrieben gleich mehrere britische Medien den Marsch von der vierten Liga bis nach Sevilla, wo am Mittwoch zigtausende Fans beider Lager dem Endspiel entgegenfeiern werden.
Eintracht Frankfurt: Österreicher-Klub mit Mythos
123 Jahre Eintracht. 27 Jahre nach den Rangers wurde im März 1899 der „Frankfurter Fußball-Club Victoria von 1899“ gegründet, nach mehreren Fusionen kam 1920 die Eintracht in den Klubnamen. Wie ihr Finalgegner haben die Deutschen auch nur ein europäisches Highlight mit dem Sieg im UEFA-Cup im Jahr 1980. Die Eintracht holte den deutschen Titel auch nur ein Mal, und das ist mit 1959 auch schon ein Weilchen her.
Und der wohl dunkelste Moment der Vereinsgeschichte liegt nicht zehn, sondern 20 Jahre zurück. Eintracht Frankfurt erhielt aber in letzter Instanz doch noch die Lizenz, um in der zweiten Bundesliga spielen zu dürfen. Der Klub blieb nur wegen einer Bankbürgschaft der Hessischen Landesbank (Helaba) über vier Millionen Euro vom Zwangsabstieg in die Regionalliga verschont. 2011 gab es den vierten und bisher letzten Abstieg in die zweite Bundesliga.
Start in BordeauxMit dem sofortigen Wiederaufstieg unter Trainer Armin Veh begann der aktuelle „Mythos Frankfurt“. Gut 12.000 Anhänger feierten am 28. November 2013 im Stade Chaban-Delmas in Bordeaux stundenlang den Gruppensieg in der Europa League. Es entstand ein enges Band zwischen Klub, Fans und Spielern. Das war der Impuls, der seitdem Tausende und Abertausende von Eintracht-Fans in seinen Bann gezogen hat.
Die freundliche Übernahme des Camp Nou von 30.000 weiß gekleideten Frankfurtern im Viertelfinale gegen Barcelona wäre ohne Bordeaux nicht möglich gewesen. Auch nicht, dass der Verein nun 100.000 Mitglieder hat. Denn nur solche können Auswärtstickets beim Verein erwerben.
Die meisten europäischen Spiele mit der Eintracht hat Adi Hütter absolvieren können, 28 inklusive Qualifikationsspielen. Auch Hütter, im Sommer 2021 von Mönchengladbach aus dem Vertrag gekauft, trägt die Eintracht noch im Herzen, wie er jetzt sagte. 2019 schieden die Frankfurter erst im Semifinale im Elferschießen gegen Chelsea aus.
Im Gegensatz zu den Rangers gibt es einige österreichische Geschichten bei der Eintracht. Darunter auch die von Bruno Pezzey, der beim Europacupsieg über Mönchengladbach Abwehrchef war. 42 Jahre später nimmt Martin Hinteregger diese Rolle ein, allerdings nicht im Endspiel, das er wegen einer Verletzung verpasst. Wilhelm Huberts, Thomas Parits, Stefan Lexa, Markus Weissenberger, Christoph Westerthaler, Gerd Wimmer, Erwin Hoffer, Heinz Lindner und Stefan Ilsanker spielten ebenfalls bei den Hessen. Und auf Hütter folgte Oliver Glasner als Trainer. Hütter glaubt fest daran, dass sich Glasner den Titel holt. Aber er warnt auch: „Aufpassen vor den Rangers. Die haben Mentalität und Qualität.“ So wie die Eintracht auch. Könnte spannend werden.
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