12. Bilanz vor der Trennung: Rapid-Fans pfeifen Dame aus

FUSSBALL: EUROPA LEAGUE: GLASGOW RANGERS - SK RAPID WIEN
Was fiel in der zwölften Runde der Bundesliga-Saison 2019/'20 positiv auf? Was blieb hingegen negativ in Erinnerung?

Der KURIER lässt auch in dieser Saison, in der die Bundesliga erneut nach 22 Runden in eine Meister- und eine Qualifikationsgruppe geteilt wird, am Montag das jeweilige Wochenende Revue passieren. Was fiel in der zwölften Runde positiv auf, was hingegen negativ?

+ Grazer Premiere: Sturms bisheriger Saisonverlauf ist ein Auf und Ab. Vor drei Wochen gab es noch eine völlig unnötige 0:1-Niederlage bei der in dieser Saison inferioren Austria. Nach der zweiten Länderspielpause meldeten sich die Grazer mit einem 1:1 gegen Leader Salzburg und einem 4:0-Auswärtssieg bei Schlusslicht St. Pölten zurück. Mann des Spiels war ein Bulgare: Kiril Despodow erzielte drei Treffer. Damit hat die 22-jährige Cagliari-Leihgabe erstmals auch in der österreichischen Bundesliga seine Abschlussqualitäten unter Beweis gestellt.

+ Hartberger Kontinuität: Das zweite Jahr sei für einen Aufsteiger immer das schwerste, sagt man im Fußball so gerne. Die Oststeirer widerlegen derzeit diese Floskel. Der 3:1-Heimsieg gegen Mattersburg war immerhin schon der fünfte Sieg im zwölften Saisonspiel. In der vergangenen Saison verpassten die Hartberger ganz knapp die Meistergruppe, in diesem Jahr könnte es klappen. Aktuell beträgt der Vorsprung des Tabellensechsten auf den ersten Verfolger Austria immerhin sechs Punkte.

+ Admiras Punktegarant: Wenn ein Gespräch auf die Südstädter kommt, wird momentan nur von Sinan Bakis geredet. Das ist auch nicht ganz unlogisch, gelangen doch dem Stürmer in den vergangenen drei Partien jeweils zwei Tore. Für einen Admira-Spieler ist das ja auch durchaus bemerkenswert. Doch der Punktegarant für die Mannschaft von Trainer Klaus Schmidt ist ein anderer Spieler: Kolja Pusch. Der Deutsche, der ja schon in der vergangenen Saison gemeinsam mit Torjäger Sasa Kalajdzic maßgeblich am Klassenerhalt beteiligt war, kam nach seiner späten Rückkehr aus Heidenheim Ende August, in der Bundesliga bisher viermal zum Einsatz. In allen vier Spielen punkteten die Admiraner, die davor nur einen Zähler in sieben Runden geholt hatten.

- Austrias Einstellung: “Keiner von uns hat die Niederlagen gegen WSG Tirol vergessen. Wir haben zweimal kein gutes Gesicht gezeigt. Das wollen wir mit Aggressivität und Kompaktheit jetzt zu Hause ausbessern." Es klang ja gut, was Austria-Trainer Christian Ilzer vor der dritten Saisonniederlage seiner Mannschaft gegen den Aufsteiger gesagt hatte, verstanden haben seine Worte seine Spieler freilich nicht. Nach nicht einmal fünf Minuten lag man schon mit 0:2 im Rückstand. Diesen Fehlstart konnten die Wiener nicht mehr wettmachen. Nach dem 2:3 gegen die Tiroler beträgt das Minus auf den Sechsten Hartberg schon sechs Punkte. Die Austria kann also momentan nicht mehr aus eigener Kraft in die Meistergruppe einziehen.

- Salzburger Selbstgefälligkeit: Der Tabellenführer spielt sich momentan mit dem Feuer, hat sich aber erneut nicht die Finger verbrannt.Nachdem die Leistung vor einer Woche bei Sturm Graz in der ersten Hälfte eines Tabellenführers unwürdig war, war es am Sonntag gegen Rapid der Auftritt in der zweiten Hälfte. Dass es am Ende noch durch einen Last-Minute-Freistoßtreffer durch Junuzovic zum 3:2-Sieg reichte, kaschierte vieles, sollte es aber nicht. Die Abwehr ist eine der aufgescheuchtesten in der Ära Red Bull und alles andere als sattelfest. Trainer Jesse Marsch macht zwar weiterhin gute Miene zum bösen Spiel, aber auch der US-Amerikaner wird wissen, dass nicht die Offensive, sondern die Defensive Titel gewinnt. 

- Rapid-Fans: Die Anzahl war beachtlich, die Choreografie beeindruckend und auch die Unterstützung für ihre Mannschaft positiv: Die gut 1500 Fans im Rapid-Fanblock spielten beim 2:3 ihrer Mannschaft die zugedachte Rolle mit Perfektion. Ganz ohne Beigeschmack ging es aber auch dieses Mal nicht. Okay, das Abbrennen von Pyrotechnik mitten im Block gehört offensichtlich zur Fankultur wie das kollektive Beschimpfen von ehemaligen Spielern. Das ist mittlerweile angekommen, auch wenn man es nicht verstehen muss. Aber ein Pfeifkonzert just dann zu starten, als einer rüstigen Dame mit einem Ständchen zum Geburtstag gratuliert wird, war einfach peinlich zum Quadrat.

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