Alles oder nichts: ÖFB-Team braucht Sieg gegen Island

Fingerzeig: Marc Janko deutet seinem betenden Teamchef, dass er noch da ist.
Das letzte Gruppenspiel wird für Österreich zum ersten K.-o.-Match. Ein Sieg gegen Island ist Pflicht.

Die Ausgangslage ist vor dem Anpfiff in Saint-Denis ebenso klar wie einfach: Österreich muss gegen Island gewinnen. Wenn das gelingt, hat man das Achtelfinale erreicht. Das steht seit gestern fest, weil es mit Albanien, Nordirland und der Türkei nun drei Gruppendritte gibt, die nach drei Spielen nur drei Punkte haben. Mit den ersten Sieg hätte Österreich vier Punkte auf dem Konto – und die reichen zum Aufstieg.

Die Forderung nach einem Sieg klingt leicht, schwer wird die Aufgabe. Zumal Österreich bei dieser EM noch kein Tor erzielt hat. Es bedarf also der Treffer-Premiere. Nie zuvor hat die unsägliche Fußball-Phrase so zugetroffen wie diesmal: Ein Tor würde dem Spiel guttun.

Einziger österreichischer EM-Torschütze ist nach wie vor Ivica Vastic, der 2008 beim 1:1 gegen Polen per Elfmeter erfolgreich war. Es darf, soll, ja muss sich einer dazugesellen. „Solche Entscheidungsspiele sind viele von uns gewohnt“, sagte Kapitän Christian Fuchs. „Dieser Druck ist ganz normal für uns.“

Offensive ist Trumpf

Alles oder nichts: ÖFB-Team braucht Sieg gegen Island
Football Soccer - Portugal v Austria - EURO 2016 - Group F - Parc des Princes, Paris, France - 18/6/16 Portugal's Cristiano Ronaldo with Austria's Marko Arnautovic at the end of the game REUTERS/Darren Staples Livepic
Was bisher geschah: Österreich musste gegen Ungarn das Spiel machen und scheiterte. Österreich musste gegen starke Portugiesen verteidigen und wehrte sich schließlich mit Erfolg. Gegen Island gilt es wieder, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen. „Wir werden wieder mehr Chancen haben wollen“, kündigte Fuchs an. Von Vorteil ist, dass auch die Isländer punkten müssen. Dennoch muss Österreich versuchen, vermehrt mit spielerischen Mitteln die nordische Abwehr zu knacken. Ein Vorhaben, das man seit Ende der Qualifikation nicht mehr überzeugend umsetzen konnte.

Marko Arnautovic, gegen Portugal nach vorne schwach, fordert: „Jetzt müssen wir wieder schauen, in die Offensive zu kommen. Wir müssen Akzente setzen, das können wir“, ist er überzeugt. „Gegen Portugal haben wir gezeigt, dass wir defensiv stark sind, gegen Island müssen wir zeigen, dass wir auch offensiv gut sind.“ Unterstützung soll er von Fuchs erhalten, der sagt: „Ich hoffe, dass Marko zu mehr Freiheiten kommt als zuletzt. Ich werde versuchen, ihm den Rücken freizuhalten.“

Geduldsfrage

Alles oder nichts: ÖFB-Team braucht Sieg gegen Island
TOPSHOT - Austria's forward Martin Harnik (R) eyes the ball during the Euro 2016 group F football match between Portugal and Austria at the Parc des Princes in Paris on June 18, 2016. / AFP PHOTO / FRANCISCO LEONG
Einem Jubel geht aber ein Torerfolg voraus. Die wenigen Top-Chancen, die man in den zwei Spielen vorfand, hat man vergeben. Wie auch Martin Harnik, der von verjuxten EURO-Torchancen ein Lied singen kann. Er erwartet ein enges Spiel: „Uns hilft nur ein Sieg. Wie der eingefahren wird, ist egal. Es wird ziemlich sicher ein Geduldsspiel, das sich erst auf den letzten Metern entscheiden wird“, vermutete der 29-Jährige.

Marcel Koller fordert von seinen Schützlingen einmal mehr erhöhte Konzentration und Genauigkeit im Spiel. Einer Gebetsmühle gleich trichtert er das den Spielern ein. Und er warnt: „ Die Isländer sind die ganze Quali über kompakt gewesen und sehr zweikampfstark. Das haben sie auch hier schon gezeigt. Das wird ein sehr unangenehmes Spiel. Wir können das ganz sicher nicht auf die leichte Schulter nehmen.“ Doch wer soll es erzielen, das erlösende erste Tor, das die Tür zum Achtelfinale aufstoßen kann?

Alles oder nichts: ÖFB-Team braucht Sieg gegen Island
Austria's midfielder David Alaba reacts during the Euro 2016 group F football match between Hungary and Austria at the Matmut Atlantique stadium in Bordeaux on June 14, 2016. / AFP PHOTO / NICOLAS TUCAT

Martin Harnik spielt seit 2007 im A-Team und war bei der Heim-EM dabei. Dort hat er gegen Polen eine Riesenchance vergeben und ist somit nicht der erste Österreicher, der ein EM-Tor erzielt hat. Der gebürtige Deutsche hat in 60 Spielen 14 Treffer erzielt. Den letzten am 26. März beim 1:2 im Test gegen Albanien.

Marc Janko ist Österreichs aktuell treffsicherster Offensivmann. Er hat in 55 Spielen 26-mal getroffen. Wie Harnik war auch er zuletzt im März gegen Albanien erfolgreich. Doch Janko plagt nach wie vor sein Körper, wie auch Teamchef Koller zugab. Nicht die Adduktoren zwicken, sondern der Nacken schmerzt. Fakt ist, dass Janko nicht voll fit ist und im Training diesen Eindruck nicht hinter sich lassen konnte.

Rubin Okotie spielte erst 18-mal im Nationalteam. Seine beiden Tore waren für die Qualifikation mitentscheidend, es waren die Siegestore gegen Montenegro (12. Oktober 2014) und Russland (15. November 2014).

Standards

Sollte der Treffer nicht aus dem Spiel heraus gelingen, bleiben immer noch Standardsituationen, mit denen Österreich allerdings in den vergangenen zwei Spielen kaum Gefährlichkeit ausstrahlen konnte. Umgekehrt zählen Standards aber zu den Stärken der Isländer, die heute wohl nicht das Spiel dominieren werden. Gegen die Ungarn zogen sie sich mit einer 1:0-Führung dermaßen in die Passivität zurück, dass sie dafür mit dem späten Ausgleich bestraft wurden.

Alles oder nichts: ÖFB-Team braucht Sieg gegen Island

Gruppenzweiter

Österreich hat zwar keine Chancen mehr auf Platz eins in Gruppe F, aber auf Platz zwei. Dazu muss allerdings nicht nur Island geschlagen werden, sondern es darf auch Portugal im Parallelspiel gegen Ungarn nicht gewinnen. Fest steht schon der Achtelfinalgegner des Gruppenzweiten: Am Montag wartet in Nizza England (21 Uhr).

Gruppendritter

Mit einem Sieg gegen Island und einem Erfolg von Portugal gegen Ungarn ist Österreich Gruppendritter, steigt aber trotzdem ins Achtelfinale auf. Den Isländern reicht hingegen schon ein 0:0, um sich fix zu qualifizieren. Wer der Achtelfinalgegner des Dritten wird, steht ebenfalls fest: Es ist der Sieger der Gruppe D und damit Kroatien (Samstag, 21.00).

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