Durchs Hintertürl die Luxus-Herberge bezogen

Durchs Hintertürl die Luxus-Herberge bezogen
Am Mittwoch um 16 Uhr bezog Österreichs Team das noble Quartier in Mallemort, beschützt von der Polizei. Heute zeigt man sich bei einem Training der Öffentlichkeit.

Das nicht mehr ganz junge Ehepaar aus Garmisch-Partenkirchen war sichtlich enttäuscht. Unbedingt, sagte der Mann mit einem Leuchten in den Augen, wolle er den Alibaba sehen. "Den Alaba", korrigierte ihn seine Frau. Wie auch immer, zu Gesicht bekamen sie ihn nicht. "Wir sind keine Bayern-Fans, aber der Alaba gefällt uns. Der ist so lustig. Vor allem gemeinsam mit dem Ribéry."

Durchs Hintertürl die Luxus-Herberge bezogen
Mallemort
Um 14.55 Uhr landete die Maschine in Avignon, um 16 Uhr entstiegen drei von der UEFA abgestellte Securities in Anzug und Krawatte und mit Sonnenbrillen dem Bus "Team Austria" und sicherten Spielern und Betreuern die fünf Meter Weg ins Hotel. Die örtliche Polizei sperrte kurzfristig sogar die Landstraße, die Gendarmerie wachte artig am gusseisernen Schiebetor.

Herzlicher Empfang

Der Bus wählte aber die Route über eine Nebenstraße, quasi durch das Hintertürl bezogen die Teamspieler Quartier im Hotel Moulin de Vernegues. Die Belegschaft stand in rote Österreich-Shirts gewandet artig Spalier und applaudierte den Ankömmlingen.

Das Hotel liegt inmitten eines Golfplatzes, trotz aller Sicherheitsmaßnahmen gibt es Lücken im Gebüsch und Zugänge von einem anliegenden Resort. Dennoch werden die französischen Sicherheitsbeamten sämtliche Wege versperren. Die Spieler wohnen in Mallemort wie der sprichwörtliche Gott in Frankreich, die Zimmer sind geräumig, der Wellness-Bereich spielt alle Stückerln, die Players’ Lounge erstreckt sich über einen Indoor- und Outdoor-Bereich.

Besonders wichtig für den täglichen Zeitvertreib: Die Internet-Verbindung funktioniert so flott wie ein Konter über Martin Harnik. Ein Blick auf das Smartphone verrät, dass es zwei Netzwerke gibt im Quartier der Österreicher. Einloggen kann man sich bei ÖFB Spieler und ÖFB Management. Wenn man nur das Passwort wüsste. Ist es gar "Europameister"? Nein, keine Verbindung.

Harniks Fehlpass

Die Herberge zeichnet sich durch Gediegenheit aus: Das Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert, das 2012 umfangreich renoviert wurde, hat seine Wurzeln bereits im 13. Jahrhundert. Im alten und im modernen Trakt stehen 100 Zimmer und Suiten zur Verfügung. Der Speisesaal befindet sich unter einem eindrucksvollen Steingewölbe, bekochen lassen sich die Spieler aber von ihren eigenen ÖFB-Köchen.

Der Anreisetag verlief allerdings nicht ganz fehlerfrei: Mit rund 25 Minuten Verspätung haben sich Österreichs Fußballer auf den Weg zur Europameisterschaft gemacht. Schuld an der Verschiebung des Sonderflugs OS 2651 vom Flughafen Wien-Schwechat in Richtung Avignon war derjenige, der sonst der Schnellste ist. Martin Harnik. Der Angreifer hatte seinen Reisepass im Hotel vergessen, weshalb die komplette Delegation um Marcel Koller warten musste, bis das Dokument endlich da war.

Am heutigen Donnerstag, präsentieren sich die Österreicher erstmals dem 6000-Einwohner-Ort Mallemort. Für das Garmischer Ehepaar wieder eine Möglichkeit, einen Blick auf David Alaba zu erhaschen. Am Vormittag bittet Teamchef Marcel Koller zu einem geschlossenen Training, am Nachmittag darf auch die Öffentlichkeit den Spielern auf die Beine schauen. Der Ort in der Provence ist auffällig mit rot-weiß-roten Fahnen geschmückt, die EURO 2016 ist auf vielen Plakaten gegenwärtig.

Die gute Nachricht für Koller kommt vom Trainingsgelände: Der Platz ist nach anfänglichen Problemen rechtzeitig ein würdiger Untergrund geworden, gleich mehrere Greenkeeper stutzten das Gras auf den Millimeter genau und zogen Linien.

Kommentare