Laute Kritik an Jungstar Max Verstappen

Max Verstappen ist schnell, für den Geschmack der Kollegen manchmal zu schnell.
Es gibt Redebedarf nach Zweikämpfen mit Ferraris.

Ausgerechnet bei seinem halben Heimrennen in Spa hat Red-Bull-Jungstar Max Verstappen die Punkteränge verpasst. Statt inmitten seiner Fans zu feiern, musste sich der 18-jährige Niederländer unangenehmen Fragen stellen. Aktionen wie beim Klassiker in den Ardennen, als er beim Abbremsen die Spur wechselte, würden früher oder später einen schweren Unfall provozieren, schimpfte Kimi Räikkönen.

Der Kleinkrieg, in den Verstappen in Belgien mit den beiden Ferrari-Piloten verstrickt war, zählte zu den großen Aufregern in einem an Highlights nicht armen Grand Prix. Räikkönen, selbst nicht gerade schüchtern hinter dem Steuer, stieß sich vor allem an zwei Manövern nach dem Restart, als er mit Verstappen am Ende des Feldes herumkrebste.

"Ich bin total für faires Racing und enge Zweikämpfe. Aber wenn ich nach Eau Rouge aus voller Geschwindigkeit abbremsen muss, weil er vor mir die Seite wechselt, ist das aus meiner Sicht nicht korrekt", sagte er Finne. "Wenn ich nicht gebremst hätte, hätte ich ihn mit vollem Speed getroffen. Ich habe das noch von keinem anderen Fahrer gesehen." Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff sagte, er habe ein bisschen Angst, "dass es irgendwann mal in der Wand endet".

Unbeeindruckter Teenager

Laute Kritik an Jungstar Max Verstappen
(LtoR) The cars of Red Bull racing's Belgian-Dutch driver Max Verstappen, Scuderia Ferrari's Finnish driver Kimi Raikkonen and Scuderia Ferrari's German driver Sebastian Vettel collide after the start of the Belgian Formula One Grand Prix at the Spa-Francorchamps circuit in Spa on August 28, 2016. / AFP PHOTO / JOHN THYS
Verstappen, der sich am Ende mit dem elften Platz begnügen musste, beharrte drauf, alles richtig gemacht zu machen. "Das ist eine große Lüge. Ich habe meine Position verteidigt. Wenn jemand das nicht mag, ist es dessen Problem", sagte der Teenager unbeeindruckt. Er wollte die Aufmerksamkeit lieber auf den Vorfall in der Startkurve lenken, als er und die roten Flitzer in eine Kollision verwickelt waren, die alle drei aus dem Fight um das Podium nahm.

"Ich bin am Start eingequetscht gewesen. Zuerst hat mir Kimi keinen Platz gelassen und am Ende hat Sebastian uns beiden keinen Platz gelassen. Ich habe meinen Frontflügel zerstört, aber auch den ganzen Unterboden. Ich habe sehr viel Grip verloren, hatte mehr Reifenverschleiß", erklärte er, warum er nachher nie mehr in Schwung kam. Als Urheber machte er Vettel aus. "Er weiß, dass er außen ist, und lenkt dann plötzlich ein, wo zwei andere Autos sind. Ich finde, das ist ziemlich unlogisch."

Laute Kritik an Jungstar Max Verstappen
Belgium Formula One - F1 - Belgian Grand Prix 2016 - Francorchamps, Belgium - 28/8/16 - Red Bull's Max Verstappen of the Netherlands and Ferrari's Kimi Raikkonen of Finland drive during the Belgian F1 Grand Prix. REUTERS/Yves Herman
Vettel wischte wiederum diese Kritik nonchalant beiseite. "Drei Autos in einer so engen Kurve, das funktioniert nicht. Im Nachhinein ist es einfach zu sagen, ich soll mehr Platz lassen. Ich mache es und die anderen zwei wahrscheinlich nicht. Ich habe Glück gehabt und bin davon gekommen. Aber wie kann ich das vorher wissen?", meinte der Deutsche. "Wir sind nicht im Kindergarten. Wir sind nicht hier, um zu weinen. Wir sind hier, um Rennen zu fahren."

Verstappen fuhr offenbar auch mit einer gewissen Wut auf die Ferraris weiter. Angesprochen auf das englische F-Wort, mit dem sich Räikkönen via Funk über ihn beschwerte, sagte er: "Das ist lächerlich. Es ist gute Fernseh-Unterhaltung, wenn jemand schimpft, aber speziell wenn sich die so verhalten wie in der ersten Kurve, bin ich nicht bereit, meine Position leicht herzugeben."

"Kein Kind von Traurigkeit"

Die Kollegen haben jedoch Redebedarf. Sie sind auch besorgt. Verstappen fährt aggressiv - allerdings seien manche Bremsmanöver nicht korrekt. Schon in Ungarn hatte sich Räikkönen darüber echauffiert. Wolff fühlt sich gar an Ikone Ayrton Senna oder seinen aktuellen Star-Piloten Lewis Hamilton erinnert.

Red-Bull-Amtskollege Christian Horner verteidigte seinen erst vor rund drei Monaten ins A-Team beförderten Zögling. "Das Manöver war an der Grenze, aber ich denke, es ist okay. Wenn es ein Problem gewesen wäre, hätten die Stewards was gesagt", kommentierte Horner das umstrittenste der Duelle mit Räikkönen.

"Er ist kein Kind von Traurigkeit, der fährt nicht einfach weg, wenn Herr Vettel oder Herr Räikkönen da kommen", erklärte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko motorsport-magazin.com zum Dreikampf in Kurve eins. Es werde sich wieder beruhigen. "Es ist aber das Beste, direkt miteinander zu reden", kündigte Vettel an.

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