Red-Bull-Pilot Verstappen: "Habe es kommen sehen"

Max Verstappen machte nur im Vorfeld des Melbourne-Rennens eine gute Miene.
"Es fehlt uns an Grip und an Power", analysiert der Niederländer die Situation nüchtern.

Der erste Formel-1-Grand-Prix 2017 in Melbourne hat gezeigt, dass Red Bull nicht nur einen schwächeren Motor hat als die Konkurrenz von Mercedes und Ferrari. Auch in Sachen Aerodynamik hat der RB13 Aufholbedarf. Max Verstappen holte als Fünfter das Maximum aus dem Auto heraus. "Es fehlt uns an Grip und an Power", sagte der Niederländer bei einem Medientermin. Der Rückstand überrasche ihn nicht.

Verstappen fuhr hinter dem Ferrari von Kimi Räikkönen ein eher ruhiges Rennen - im Gegensatz zu seinem Kollegen Daniel Ricciardo, der nach einer ganzen Latte von technischen Problemen ausschied. Bei den kleinsten Setup-Umstellungen reagiere der Wagen ungemein sensibel, erklärte Red-Bull-Berater Helmut Marko. Der Rennspeed sei im Vergleich zum Qualifying aber eine positive Überraschung gewesen, meinte der 19-jährige Verstappen.

Können Sie den Rennverlauf aus Ihrer Sicht beschreiben?

Der Start war wirklich gut, aber es war schade, dass ich aus der ersten Kurve heraus 'dirty air' vor mir hatte. Das hat Kimi erlaubt, außen zu bleiben und wieder vor mich zu kommen. Von da an war das Tempo nicht schlecht, ich konnte ihm überraschenderweise gut folgen, und hatte keinen Druck von hinter mir. Es war positiv, zu sehen, dass wir über eine ganze Renndistanz nicht so weit hinter Ferrari und Mercedes waren. Das war eine Befürchtung in der Früh, aber jetzt bin ich erleichtert, dass wir auf Tuchfühlung waren.

Wie war es, das neue Auto erstmals in einem Rennen zu fahren?

Man muss ein bisschen mit den Autos kämpfen, aber um ehrlich zu sein, fühle ich mich besser als letztes Jahr nach einer Renndistanz. Das Auto hat sich etwas besser verhalten und steuern lassen als im Qualifying. Es war hart, anderen zu folgen und dicht aufzufahren. Ich denke, sobald man innerhalb von zwei Sekunden ist, kann man es wirklich spüren und seine Reifen zerstören. Im Qualifying, wenn man wenig Sprit an Bord hat, macht es wirklich viel Spaß. Das Einzige ist, wenn du das Auto verlierst, ist es schwieriger wieder unter Kontrolle zu bringen.

Hat sich die Lücke zu Ferrari und Mercedes verkleinert an diesem Wochenende? Fühlen Sie, dass Sie etwas nähergekommen sind?

Nein. Wir haben Rückstand. Es fehlt uns an Grip und an Power, es ist ein bisschen von beidem. Wir müssen am Auto arbeiten, wir brauchen mehr Anpressdruck und mehr Grip. Und natürlich fehlt uns auch Topspeed. Im Moment haben wir das nicht, aber ich bin sicher, dass die Leute in der Fabrik hart arbeiten werden.

Hat sich das Auto anders angefühlt als bei den Testfahrten?

Es war ziemlich ähnlich bei den Tests. Auch da war es sehr schwierig, eine gute Balance zu finden. Wir müssen definitiv daran arbeiten.

Wo sind die Probleme konkret lokalisiert? Normal ist Red Bull ja sehr gut im Autodesign.

Ich weiß es nicht. Wenn wir es wüssten, könnten wir es lösen. Wir nehmen im Moment alles unter die Lupe. Wir wissen nur, dass wir uns verbessern müssen.

Wie schätzen Sie das Potenzial des Motors ein, nachdem es schon Updates gegeben hat?

Es ist noch immer nicht genug. Vielleicht ist es besser, schwer zu sagen, aber wir müssen uns sicher auch in diesem Bereich verbessern. Es ist nicht so, dass ich alles auf das Chassis schiebe, es ist ein bisschen eine Kombination. Denn wenn du weniger Power hast, musst du ein effizienteres Auto bauen, was bedeutet, dass du weniger Anpressdruck hast als andere Teams. Es ist ein Kompromiss, aber im Moment haben wir insgesamt zu wenig Grip.

Gibt es eine gewisse Enttäuschung bei Ihnen oder im Team? Es gab doch recht hohe Erwartungen über den Winter, jetzt sieht es so aus, als wäre Red Bull zurückgefallen.

Um ehrlich zu sein, bin ich nicht enttäuscht, weil ich mich vom ersten Tag an keinen Illusionen hingegeben und nicht geträumt habe, dass wir besser werden, weil man es nie weiß. Ich bin mit sehr neutralen Erwartungen in die Saison gegangen, und sobald wir testen waren, habe ich gesehen, dass wir nicht das Tempo haben. Für mich war sofort klar, dass wir wahrscheinlich zu Beginn des Jahres nicht so konkurrenzfähig sein werden. Ich habe es kommen sehen.

Glauben Sie, die Situation kann in vier, fünf Rennen schon anders aussehen?

Eine Sekunde ist viel. Aber wenn man mit diesen Autos eine bessere Balance findet, kann man zum Glück mehr Zeit aufholen. Wenn man mehr Grip hat, kann man schneller zu einer Kurve, und es macht einen großen Unterschied.

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