Ecclestone: Wird Ross Brawn der Nachfolger?

Ross Brawn, das Superhirn der Formel 1 - und bald der neue Chef?
Der frühere Teamchef von Ferrari soll Nachfolger des Formel-1-Chefs werden.

Die Hinweise verdichten sich, dass die lange Suche Bernie Ecclestones nach einem würdigen Nachfolger ihr Ende gefunden hat. Wie mehrere Medien, darunter unter anderem The Telegraph und F1 Racing, aber auch die deutsche Auto Bild übereinstimmend berichten, soll Ross Brawn einen Vertrag mit dem neuen Eigentümer der Formel 1, Liberty Media, unterzeichnet haben. Eine Bestätigung gibt es bisher jedoch nicht.

Liberty Media hatte die Königsklasse des Motorsports Anfang September um kolportierte acht Milliarden Euro übernommen. Damals hieß es, dass Ecclestone, der als Chef-Vermarkter seit den 1970er Jahren das Ruder in der Formel 1 in der Hand hatte, zumindest noch drei Jahre an Bord bleiben sollte. Der Brite, der vor wenigen Tagen seinen 86. Geburtstag gefeiert hat, ist jedoch schon lange auf der Suche nach einem würdigen Nachfolger.

Diesen dürfte er nun in Ross Brawn gefunden haben. Der frühere Rennleiter und Teamchef von Ferrari, der später auch mit seinem eigenen Rennstall Brawn GP einen sensationellen WM-Titel mit Jenson Button feierte, genießt im Fahrerlager den Spitznamen "Superhirn" - seinem strategischen Geschick verdankt Michael Schumacher einen großen Anteil seiner WM-Erfolge mit Benetton und Ferrari.

Brawn soll den Berichten zufolge einen Vertrag mit Liberty Media unterzeichnet haben, der ihn zum neuen Geschäftsführer der Formel 1 machen würde.

Schon zuvor hatte Brawn zum Telegraph gesagt, er fände es reizvoll, noch einmal in der Formel 1 zu arbeiten, nicht aber bei einem Team, weil er sich dort nur wiederholen würde. Welche Funktion er während der Übergangszeit zwischen Ecclestone und Liberty Media einnehmen würde oder ob Ecclestone sich gar verfrüht zurückzieht, ist unklar.

Ross Brawn, geboren am 23. November 1954 in Manchester, England, kam 1978 als Mechaniker zum Williams-Team in die Formel 1, wurde aber bald zur Arbeit im Windkanal befördert. Als Aerodynamiker machte sich Brawn einen Namen, als er für Jaguar den XJR-14 konstruierte, der die Sportwagen-Meisterschaft 1991 dominierte und dem britischen Konzern dort den WM-Titel sicherte.

Nach diesem Erfolg kehrte Brawn in die Formel 1 zurück und arbeitete dort mit Michael Schumacher bei Benetton zusammen. Als technischer Direktor des Rennstalls hatte er wesentlichen Anteil an den Erfolgen der Jahre 1994 und 1995, als Schumacher zweifacher Fahrer-Weltmeister wurde. Zudem holte Benetton 1995 auch den Konstrukteurstitel.

Ende der Saison 1996 folgte Brawn Schumacher mit einem Jahr Verspätung zu Ferrari. Seine taktischen Meisterleistungen verhalfen Schumacher dort zu seiner Erfolgsserie, etwa beim Grand Prix von Ungarn 1998: Über Funk gab Brawn seinem Piloten die Anweisung, im Laufe von nur 19 Runden mehr als 25 Sekunden Vorsprung zu erarbeiten. Der Plan ging auf, Schumacher siegte und erhielt seine Titelchance am Leben.

Zwischen 1999 und 2004 holte Ferrari sechs Mal in Folge die Konstrukteurs-WM, fünfmal in Folge gewann Schumacher auch den Fahrer-Titel. Als der Deutsche Ende 2006 seinen Rücktritt aus der Formel 1 bekanntgab, nahm auch Brawn eine Auszeit, kehrte aber 2007 als Honda-Teamchef zurück. Ende 2008 übernahm er das Team, als Honda das Formel-1-Engagement beendete, und benannte es in Brawn GP um.

Es folgte die vielleicht größte Sensation der modernen Formel-1-Geschichte: Der Brawn BGP 001 war technisch überlegen und führte Jenson Button bei den ersten sieben Saisonrennen zu sechs Siegen und schließlich zum WM-Titel. Nach der Saison verkaufte Brawn das Team an Mercedes, blieb jedoch als Teamchef aktiv und holte Michael Schumacher für dessen zweite Karriere aus dem Ruhestand.

Nach der Saison 2013, als Mercedes mit Nico Rosberg und Lewis Hamilton erstmals Formel-1-Siege verbuchen konnte, zog sich Brawn zurück. Die Erfolge der Turbo-Ära, die Mercedes seit der Motor-Umstellung zur Saison 2014 dominiert, gehen aber zu großen Teilen auf das Konto des Briten.

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