Millionen-Forderung: "FIFA soll WM-Arbeitern in Katar Entschädigung zahlen"

Millionen-Forderung: "FIFA soll WM-Arbeitern in Katar Entschädigung zahlen"
Menschenrechtsorganisationen verlangen Millionensummen von Präsident Gianni Infantino. "Das ist keine unrealistische Forderung".

Seit der Vergabe der Fußball-WM 2022 nach Katar häuft sich Kritik am Gastgeberland, am Organisationskomitee und an der FIFA, weil Arbeitsmigranten über über menschenunwürdige Arbeitsbedingungen berichten.

Menschenrechtsorganisationen und Fan-Gruppen fordern nun in einem offenen Brief den FIFA-Präsidenten Gianni Infantino auf, gemeinsam mit dem Veranstalter-Land eine Art Wiedergutmachungsprogramm ins Leben zu rufen – inklusive Entschädigungszahlungen. Diese sollen nicht nur an verletzte Arbeitskräfte und Angehörige Verstorbener gehen, sondern auch an Menschen, die finanziell oder körperlich ausgebeutet wurden und teils schwer traumatisiert in ihre Heimatländer zurückgekehrt sind, erklärt Mustafa Qadri von der teilnehmenden Organisation Equidem dem KURIER.

Millionen-Forderung: "FIFA soll WM-Arbeitern in Katar Entschädigung zahlen"

Gianni Infantino soll zahlen

Auf erfolgreiche Teams warten bei der Fußball-WM in Katar Preisgelder in der Höhe von mehr als 400 Millionen Euro. Die Gruppe rund um Amnesty International fordert daher den Weltfußballverband auf, Entschädigungszahlungen mindestens in derselben Höhe bereitzustellen.

"Ich denke nicht, dass das eine unrealistische Forderung ist", sagt Qadri. "Diese Summe sind Peanuts für die FIFA, der Wert ungleich höher, weil sie damit zeigen könnte, dass sie zu ihren eigenen Werten steht." Im Gegenteil, so Amnesty. Die Summe könnte gar noch höher sein. Die Gesamtsumme für die Erstattung nicht gezahlter Löhne, von Arbeitnehmern eingeforderter Zahlungen und die Entschädigung für Verletzungen und Todesfälle solle im Rahmen eines "partizipativen Prozesses mit Gewerkschaften, Organisationen der Zivilgesellschaft, der Internationalen Arbeitsorganisation" ermittelt werden.

Reformen zu spät

"Wir erkennen an, dass Fortschritte bei der Stärkung des Arbeitnehmerschutzes durch die Arbeitsreformen der Regierung von Katar sowie durch Initiativen des Organisationskomitees erzielt wurden", heißt es in dem offenen Brief mehrerer Menschenrechtsgruppen und Faninitiativen an FIFA-Chef Infantino. "Katars Rechtsreformen haben das Potenzial, den Schutz der Arbeitnehmer im ganzen Land zu verbessern, wenn sie vollständig umgesetzt werden", wird von den Experten und Expertinnen anerkannt. Jedoch seien "für viele Arbeitnehmer" diese Reformen "zu spät" gekommen oder "wurden nur teilweise durchgesetzt". Es komme weiterhin zu Missbrauch.

Über die Reparationsforderungen hinaus solle die FIFA dafür Sorge zu tragen, dass sich derartige Menschenrechtsverletzungen nicht wiederholen, so Amnesty International in einer Aussendung: "Nach internationalem Recht und dem Regelwerk der FIFA haben sowohl Katar als auch die FIFA jeweils die Pflicht und die Verantwortung, Menschenrechtsverletzungen zu verhindern und den Betroffenen Abhilfe bereitzustellen", so Agnès Callamard, Generalsekretärin von Amnesty.

"FIFA trägt Mitschuld"

Seit die Weltmeisterschaft 2010 an Katar vergeben wurde, sollen Tausende Menschen, die am Bau der Stadien, der Infrastruktur oder anderer Vorbereitungen beteiligt waren, Opfer von Menschenrechtsverletzungen geworden sein.

"Angesichts der Geschichte von Menschenrechtsverletzungen in Katar wusste die FIFA um die offensichtlichen Gefahren für die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen – oder hätte davon wissen müssen –, als sie dem Land den Zuschlag für das Turnier gab", so Callamard von Amnesty. In der Bewertung der katarischen Bewerbung seien die Arbeitnehmer- und Menschenrechte mit keinem Wort erwähnt worden. Auch Bedingungen für deren Schutz habe die Menschenrechtsorganisation vermisst.

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