Ex-Schwimm-Sponsor: "Auf wen soll ich noch hinhauen?"

Schwimm- und Bäcker-Meister: Markus Rogan mit Geldgeber Gerhard Ströck
Die Wiener Großbäckerei war der Geldgeber des Verbandes, als die finanziellen Ungereimtheiten langsam ans Licht kamen.

Vom Beachvolleyball bis zum Wasserspringen, vom Springreiten bis zum Orientierungslauf. Mit rund 40 Athleten ist die Wiener Bäckerei Ströck einer der größten privaten Unterstützer im österreichischen Sport (www.teamstroeck.at). Jährlich fließen 2,5 Prozent des Umsatzes in das Sportsponsoring.

KURIER: Herr Ströck, wie groß ist Ihr Ärger über den Schwimmverband?

Gerhard Ströck: Wir haben versucht, nie Partei für eine Seite im Verband zu ergreifen. Unser Credo als Teamsponsor war, für alle da zu sein. Wer Schuld hat, möchten und können wir nicht beurteilen. Nur so viel: Junge Athleten verfolgen in einem Verband andere Interessen als alte Funktionäre. Ich verstehe jeden Sportler, dessen Frust groß ist, wenn jemand zu ihm sagt, für ein Training oder einen Wettkampf sei kein Geld da und auf der anderen Seite bricht so ein Skandal auf.

Sind Gerichtsverfahren anhängig?

Für uns nicht. Wir haben unser Geld bis Ende 2013 bezahlt und unserer Meinung nach einen entsprechenden Werbewert bekommen. Auf wen soll ich noch hinhauen?

Würden Sie noch einmal einen Verband sponsern?

Ein Verband ist schwierig, weil viele Interessen auf einen Sponsor zukommen. Es kamen sogar Eltern zu uns, die wollten, dass wir als Geldgeber bei Streitigkeiten Richter spielen. Einem Einzelsportler sitze ich Auge in Auge gegenüber und kläre mit ihm alles. Natürlich wollen auch wir einen Mehrwert, aber wenn es ein Jahr vielleicht nicht klappen sollte, ziehen wir nicht sofort die Notbremse.

Was muss ein Athlet haben, um von Ihnen gesponsert zu werden und wie läuft die Auswahl?

Ex-Schwimm-Sponsor: "Auf wen soll ich noch hinhauen?"
ABD0110_20150804 - KITZBÜHEL - ÖSTERREICH: Jürgen Melzer (AUT) jubelt am Dienstag, 4. August 2015, während seiner Partie gegen Daniel Gimeno-Traver (ESP) anl. des ATP-Tennisturniers Generali Open in Kitzbühel. - FOTO: APA/HELMUT FOHRINGER
Sehr viel passiert bei uns über die Ebene der Bekannten. Es war in den vergangenen Jahren oft so, dass uns Sportler mit Potenzial empfohlen wurden. Und dann rechnen wir durch, wie hoch der finanzielle Aufwand ist. Es ist jedenfalls keine Bauchentscheidung.

Inwieweit verfolgen Sie die Leistungen Ihrer Athleten?

Ex-Schwimm-Sponsor: "Auf wen soll ich noch hinhauen?"
Beachvolleyball. Beach Volleyball Grand Slam 2013. Stefanie SCHWAIGER. Klagenfurt, 30.7.2013. Copyright Agentur Diener/Kuess Marktgasse 3-7/4/5/21 A-1090 Wien Austria Telefax +43 1 955 32 35 Mobil +43 676 629 98 51 Bank Austria Bank Nr. 12000 Account Nr. 00712 223 783 e-mail: agentur@diener.at Datenbank: www.diener.at ImageArchivist Demo
Gar nicht so gezielt. Wir bekommen von den Athleten natürlich immer die Daten von ihren Wettkämpfen. Erst kürzlich kam ein Foto mit unserem Logo von einer Veranstaltung in Singapur. Das ist natürlich nett, aber der Werbewert ist gering. Relevant ist für uns Österreich, und im Speziellen Ostösterreich. Da wir keine internationale Marke sind wie etwa Red Bull, müssen wir in Kauf nehmen, dass Werbewert auch schon einmal verpufft.

Wie hat alles begonnen?

Es war im Jahr 1989, als wir in unseren neuen Standort in Wien-Donaustadt eingesiedelt sind. Der Standort ist keine hundert Meter von der Alten Donau entfernt. Damals sind immer die jungen Ruderer zu uns gekommen und haben sich mit Topfengolatschen und anderem Gebäck, das zum Teil übrig geblieben ist, eingedeckt. Und irgendwann kam einmal der Top-Ruderer Christoph Schmölzer bei uns im Büro vorbei.

Was hat er gewollt?

Er hat gesagt, sein Vierer-Boot hätte bei der WM 1994 gute Chancen, sie brauchen allerdings noch ein wenig Geld. Wir sind eingestiegen – mit 30.000 Schilling.

Und der Leichtgewichts-Vierer holte prompt WM-Gold!

Genau. Und plötzlich war unser Logo in allen Medien Österreichs prominent zu sehen. Das hat uns gefallen. Ein paar Jahre später kam die Mutter von Roman Hagara zu uns und hat angefragt, ob wir ihren Sohn auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2000 in Sydney nicht unterstützen wollen. Der Ausgang ist ja bekannt. Es wurde auch Gold. Sie sehen: Wir hatten auch jede Menge Glück.

Warum werben Sie mit Sportlern und zum Beispiel nicht mit Stars aus dem Showgeschäft?

Unsere Grundbotschaft soll sein, dass Brot über erfolgreiche Spitzensportler mit gesunder Ernährung in Verbindung gebracht wird. Mir wäre es egal, wenn ein Schlagerstar unser Brot isst, aber mir ist nicht egal, wenn Markus Rogan Ströck-Brot isst.

Im Jahr 2014 betrug das Budget für den österreichischen Sport aus öffentlichen Zuwendungen 138 Millionen Euro.

80 Millionen davon gehen an die 60 von der Bundes-Sportorganisation (BSO) anerkannten Fachverbände, im Jahr 2005 waren es 46 Millionen Euro. Mit dem Bundes-Sportförderungsgesetz aus dem Jahr 2013 wurde eine neue zentrale Stelle installiert, die die Gelder verteilt: der Bundes-Sportförderungsfonds (BSFF).

Von den 80 Millionen Euro fließen vier Millionen in den Erhalt der Organisation BSO und ÖOC, 36 Millionen in den Breiten- und 40 Millionen in den Spitzensport (inklusive Behindertensport)

Der Auftrag an den BSFF war, zehn Prozent jener 40 Millionen Euro, also vier Millionen Euro, leistungsbezogen auszuschütten. Das Resultat war im Vorjahr eine umstrittene Förderrangliste der Verbände. Nach heftiger Kritik soll dies heuer bereits anders abgewickelt werden.

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