Equal Play Day - wenn Frauen vom Bildschirm verschwinden

Im Fokus: Stephanie Venier gewann den Super-G in Saalbach – und fast eine Million sah im TV zu
Erst wenige Tage ist es her, dass Mirjam Puchner zur Silbermedaille in der WM-Abfahrt gerast ist – und 1,05 Millionen Menschen waren allein via ORF dabei. Fast ebenso viele waren es, als Stephanie Venier Gold im Super-G gewann – und die Skifahrerin aus Tirol lachte tags darauf von den meisten Titelseiten des Landes. Der meistgenutzte Livestream der Ski-WM war jener der Team-Kombination der Frauen. Der Frauensport ist endlich medial in den Fokus gerückt.
Ist er das?
Heute ist Equal Play Day. Nur 14 Prozent der Sportberichterstattung in Österreich sind dem Frauensport gewidmet, wie eine Untersuchung der Agentur MediaAffairs ergab. Statistisch gesehen ist Frauensport ab sofort in diesem Jahr unsichtbar. Auch wir vom KURIER-Sport müssen uns der Kritik stellen, liegen wir doch bei den untersuchten Medien ziemlich genau im Mittelfeld.
Natürlich sind da auch ökonomische Kriterien. Eine Geschichte über Real-Madrid-Verteidiger David Alaba wird auf kurier.at/sport häufiger angeklickt als eine über Teamtorfrau Manuela Zinsberger, die ihr Geld bei Arsenal in der Premier League verdient, einer der besten Frauen-Ligen der Welt. Doch es gilt dieses Dilemma zu durchbrechen, einen Kreislauf zu starten: Mehr Berichterstattung bedeutet mehr Bekanntheit bedeutet mehr Berichterstattung ...
Nur wer (medial) sichtbar ist, kann ein Role Model für Mädchen und junge Frauen werden. Nur wer sichtbar ist, hat die Chance auf einen lukrativen Sponsorvertrag. Diese finanzielle Unterstützung ermöglicht wiederum Absicherung und Professionalisierung. Und die vollständige Fokussierung auf den Sport ist wiederum Voraussetzung für Medaillen bei Großereignissen. Dann werden Sportlerinnen zu Stars. Stars, über die viel und oft berichtet wird – siehe Mirjam Puchner und Stephanie Venier.
Für uns im Sportressort gilt es, aufmerksam und kritisch zu bleiben. Einiges hat sich in den vergangenen Jahren bereits gebessert. Im Skisport oder während Olympischer Spiele entfallen fast 45 Prozent der Sportberichterstattung auf Frauen. Verändert hat sich auch die Bildsprache. Während etwa einst Männer vor allem in Action, Frauen aber in Lifestyle-Posen abgebildet wurden, versuchen wir, in genau diese Falle nicht mehr zu tappen.
Einen radikaleren Weg ging Whoopi Goldberg. Die US-Schauspielerin wollte sich mit dem Status quo nicht abfinden und gründete einen 24-Stunden-Sportkanal, auf dem ausschließlich Frauensport gezeigt wird. Ihren Antrieb dahinter erklärte sie so: „Ich habe eine zehnjährige Urenkelin. Sie verdient es, Frauen in all diesen Sportarten zu sehen.“
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