Beate Taylor über ihre neue Rolle: „Wir brauchen Athleten ohne Furcht“

Lauf des Lebens: 2012 schaffte es Beate Taylor ins Olympia-Finale.Nun arbeitet sie für den Verband
Für Sonja Spendelhofer, die Präsidentin des Österreichischen Leichtathletik-Verbandes, war es eine „Wunschlösung“ und ein „Glücksfall“. Ex-Hürdensprinterin Beate Taylor ist seit Jahresbeginn neue Leistungssportkoordinatorin im Verband. Ehemann Christian Taylor, der einst weltbeste Dreispringer, ist ihr Stellvertreter und auch Headcoach für Weit- und Dreisprung.
KURIER: Bei unserem letzten Interview vor langer Zeit hatten Sie den Wunsch geäußert, nach Ihrer Karriere im Medizin-Bereich arbeiten zu wollen. Daraus ist nichts geworden. Ist die neue Aufgabe trotzdem so etwas wie ein Traumjob?
Beate Taylor: Ich habe nie damit gerechnet. Aber das Leben ist unberechenbar. Ich habe auch nicht damit gerechnet, dass ich den Christian heiraten werde, dass sich mein Lebensmittelpunkt zur Hälfte nach Florida verlagern wird. Für Christian wäre es leichter gewesen, in den USA einen Job zu bekommen, für mich in Österreich. Dass wir jetzt den Job gemeinsam angeboten bekommen haben, war für uns eine Riesenchance. Ja, man kann sagen, das ist ein Traumjob.
Sie sind Leistungssportkoordinatorin im Verband. Was sind Ihre Aufgaben?
Gregor Högler war vorher Sportdirektor. Wir wollten den Job anders bezeichnen und mehr eine Koordinatoren-Rolle einnehmen.
Ist es eine neue Bezeichnung für einen alten Job?
Naja. Der Christian und ich sind noch nicht so weit weg vom Athleten-Dasein. Wir wollen die Zusammenarbeit in Österreich stärken. Es gibt ein sehr großes Wissen im Verband, es gibt hervorragende Trainer und Athleten. Das Wissen, das Gregor Högler und Philipp Unfried (ÖLV-Nationaltrainer, Anm.) haben, darf nicht verloren gehen. Dazu kommt das enorm große Wissen von Christian. Wir wollen internationale Athleten nach Österreich bringen, aber auch Vortragende und Trainer. Amerikanische Gruppen suchen im Sommer immer einen Stützpunkt in Europa, damit sie nicht so viel hin und her fliegen müssen. Unser Job ist, es Trainern und Athleten so einfach wie möglich zu machen, Spitzenleistungen zu bringen. Sechs Bundesländer haben wir schon besucht.
Sind Sie jetzt die wichtigste Person im Verband?
Nein. Ohne den Helmut Baudis (Generalsekretär, Anm.) würde der Verband zum Beispiel nicht rennen. Jeder hat eigene Aufgaben und wir funktionieren nur als Team.
Was haben Sie in den USA über die Leichtathletik gelernt?
Ich habe vor einigen Jahren in den USA mit den Weltbesten trainiert. Was ich in Österreich immer merke: Wenn wir das Land nicht verlassen, dann schüchtert uns vieles in der großen weiten Welt ein. Mir hat es damals extrem gutgetan, mit den absoluten Superstars zu trainieren und dann zu merken: Das sind auch nur Menschen. Es ist wichtig, dass junge Athleten früh bei internationalen Großereignissen starten, um ihre Scheu davor zu verlieren. Wenn man sich fürchtet, kann einen das hemmen. Wir brauchen Athleten ohne Furcht.
Was denken Sie sich, wenn Sie die Leichtathletik-Infrastruktur von Österreich mit jener in den USA vergleichen?
Man darf nicht unterschätzen, was in der Südstadt alles da ist. Was da rund um Vici (Speerwerferin Hudson) und Luki (Diskuswerfer Weißhaidinger) geschaffen wurde, kann absolut mithalten. In Oberösterreich gibt es ein tolles Sichtungssystem für Talente. Unsere Aufgabe ist es, dass dieses Umfeld auch anderen Athleten zur Verfügung steht.
Die Schweiz brachte unter anderem die 100-Meter-Staffel der Frauen ins Olympia-Finale. Was machen die besser?
Dort wird seit langer Zeit zusammengearbeitet. Wir nehmen uns solche Länder mit ihren Strukturen natürlich auch zum Vorbild.
Was haben Sie von Ihrem Ehemann lernen können, was den Spitzensport betrifft?
Das ist wirklich viel. Von seiner Mentalität her, wie er an einen Wettkampf herangeht, das war ein enormer Unterschied.
Wie geht er heran?
(Überlegt lange) Der Christian denkt nicht ans Verlieren. Das kommt in seiner Gedankenwelt nicht vor. Als Österreicher fühlt man sich oft klein und eingeschüchtert, wenn man wo hinkommt. Was er extrem gut kann, ist auch den Weitblick zu haben. So kann man auf dem Weg zum Ziel auch Niederlagen einstecken. Seine Mentalität hat mir immer schon imponiert.
Was können Sie aus Ihrem abgeschlossenen Medizinstudium mitnehmen für den neuen Job?
Das war sicher keine Voraussetzung. Aber ein medizinisches Grundwissen ist nie schlecht. Wir arbeiten mit dem Körper, mit den verschiedenen Geweben, die verschieden auf Reize reagieren. Ich versuche auch, mich laufend weiterzubilden.
Muss man Spitzensportlerin gewesen sein für Ihren aktuellen Job?
Glaube ich nicht. Aber ich glaube, uns beiden wird es entgegenkommen. Wir können uns in Athleten reinfühlen. Jeder Athlet braucht einen anderen Ansporn. Ich hoffe, dass sich die Athleten von uns dann auch abgeholt fühlen.
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