EM-Bronze im Ringen: Der große Wurf von Kraftlackl Daniel Gastl

EM-Bronze im Ringen: Der große Wurf von Kraftlackl Daniel Gastl
Der Tiroler erkämpfte am Wochenende in Budapest EM-Bronze. Im KURIER erklärt er, worauf es in seinem Sport ankommt.

Es gibt da dieses Foto im Netz, auf dem Daniel Gastl zu sehen ist, wie er sich mit einem Traktor anlegt. Ein Ungetüm von einem Gefährt, mehr als vier Tonnen schwer, und Daniel Gastl zieht ihn mit einem dicken Tau durch die Gegend. Auf anderen Aufnahmen wuchtet der Tiroler mächtige Baumstämme in die Höhe, als wären es Zahnstocher. Manchmal lässt Daniel Gastl im Training auch mehrere Kollegen aufmarschieren und legt sie allesamt aufs Kreuz. Einen nach dem anderen.

Von nichts kommt nichts. Genau so wird man der Herr der Ringer. Wobei es im Ringsport längst nicht reicht, nur ein Kraftlackl zu sein. „Du musst schon auch einen Plan haben. Ich richte mir für jeden Kampf immer auch eine Strategie her“, sagt Gastl, der am Wochenende mit diesem Mix aus Muskelkraft und Gehirnschmalz in Budapest EM-Bronze in der Klasse bis 97 Kilogramm (griechisch-römisch) erkämpfte.

 

Es war der bislang größte Erfolg in der Karriere des 29-jährigen Ringers aus Inzing im Inntal, die vor knapp einem Jahrzehnt so verheißungsvoll gestartet war. Bei der Junioren-WM hatte Daniel Gastl damals Silber geholt und insgeheim erwartet, dass es für ihn in der Allgemeinen Klasse in dieser Tonart weitergehen würde. Klar, er gewann Weltcupturniere und war immer wieder in den Top 3 zu finden, „aber in unserem Sport kriegst du die Aufmerksamkeit nur mit Medaillen bei Großereignissen“, weiß der 29-Jährige. Und gerade da wollte es für ihn bis zur EM in Budapest einfach nie klappen. „Ich bin dankbar, dass alle mit mir so viel Geduld hatten. Mich haben die letzten Jahre viele Nerven gekostet“, gesteht Gastl.

 

EM-Bronze im Ringen: Der große Wurf von Kraftlackl Daniel Gastl

Lockerer Zugang

Er habe inzwischen einen anderen Zugang zum Sport, erzählt der Tiroler. Die Ausbildung bei der Polizei und der Abschluss des Sportmanagement-Studiums hätten ihm die Augen geöffnet und dabei geholfen, über den Mattenrand hinaus zu sehen. „Ich habe mir im Sport immer alles zu Herzen genommen und war auch extrem verkopft. Heute gehe ich lockerer an die ganze Sache heran. Und das hilft mir“, weiß Gastl.

Mit seiner Statur würde der 29-Jährige sicher auch in anderen Sportarten eine gute Figur abgeben. Ein Hüne von Mann, wie er nun einmal ist. Doch als Inzinger war sein Weg auf die Ringmatte quasi vorprogrammiert. „In unserem Ort hat fast jeder Berührung mit dem Ringen gemacht“, sagt Gastl.

Inzing, die Ringer-Hochburg

Die 3.500-Seelengemeinde, 20 Autominuten von Innsbruck entfernt, ist eine ausgewiesene Ringer-Hochburg. 70 Talente trainieren aktuell beim lokalen RSC Inzing, nahezu jedes Kind beherrscht hier den Schulterwurf und die Festhaltegriffe.

Die Blumenkohlohren vieler Inzinger sind Ausdruck dieser unbändigen Leidenschaft. So nennen Mediziner die Verformungen der Ohrmuscheln, die vor allem bei Ringern häufig vorkommen. „Die Knorpel brechen und füllen sich mit Blut. Wenn man diesen Bluterguss nicht absaugt, wird das Ohr immer knorpeliger und verformt sich“, erklärt Daniel Gastl.

„Bei uns in Inzing wundert sich keiner, wenn er einen mit solchen Ohren sieht.“

Kommentare