Drittes Rad im Wagen: Die neue Rolle der Beachvolleyball-Coaches

BEACH-VOLLEYBALL: TEAM EM / FRAUEN / TSCHECHIEN - ÖSTERREICH
Beim Nations Cup auf dem Heumarkt sitzen die Trainer erstmals auf der Spielerbank und dürfen aktiv coachen.

Beachvolleyball-Trainer kann man normalerweise daran erkennen, dass sie auf der Tribüne hinter der Grundlinie sitzen, mit einer kleinen Kamera das Spiel aufnehmen und sich Notizen machen. 

Beim A1 Nations Cup auf dem Wiener Heumarkt ist das anders. Weil hier die acht besten Nationen mit je zwei Teams antreten, bekommt der Coach eine ganz neue und größere Rolle. Erstens könnte er die Teams selber zusammenstellen und zweitens nimmt er auf der Spielbank Platz. Dort kann er zwischen den Punkten oder speziell bei den Time-outs  auf die Athleten einwirken. 

„Heute haben wir es so hinbekommen, dass es funktioniert“, sagte Lena Plesiutschnig nach dem 2:0 der österreichischen Damen gegen Tschechien. Für die Österreicherinnen ist es sehr ungewöhnlich, wenn plötzlich ein Coach mit ihnen spricht. „Wir kennen uns ja schon sehr lange, wir wissen, wie wir miteinander reden“, sagt Katharina Schützenhöfer. 

BeachVolley Nations Cup

Martin Olejnak bei einem Timeout

Bei den Herren  geht es Nationaltrainer Martin Olejnak sehr defensiv an. „Im Hallenvolleyball läuft der Trainer auf der Seite herum und ist sehr aktiv. Unsere Spieler wären nur irritiert. Ich versuche, zu verfolgen, ob sie den Plan einhalten, den wir vorher besprochen haben.“

Olejnak ist einer der Top-Trainer im internationalen Beachvolleyball. Nach seinem Einstieg in Österreich war er zuletzt Nationaltrainer in Polen und Deutschland. Er weiß, wie Top-Spieler ticken. „Ich stelle lieber Fragen, damit sich die Spieler selber coachen. Wenn sie es nicht selber sehen, dann lotse ich sie dahin.“ 

Wachrütteln am Platz

Der Vorteil des Coaching direkt am Platz? „Ich frage die Spieler oft nach dem Spiel, warum sie etwas nicht bemerkt haben. Das kann es jetzt nicht geben, weil ich es ihnen gleich sage.“

Wie davor schon bei den großen Volleyball-Nationen wurde auch in Österreich aus Zentralisierung gesetzt. Olejnak begründet: „Früher war der Trainer Einzelkämpfer mit einem Team. Jetzt haben die Verbände zentrale Systeme entwickelt und bilden Betreuerstäbe.  Es gibt viel mehr Zusammenarbeit in Gruppen. Wir nutzen Synergien.“ 

Sein ehemaliger Schützling Robert Nowotny ist mittlerweile selbst Trainer und derzeit für den Nachwuchs verantwortlich. Vor zwei Wochen feierte Österreich durch Tim Berger und Timo Hammarberg den Titel bei der U-20-EM in der Türkei. Tim ist der 17-jährige Sohn von Beach-Legende Nik Berger.

Junge Vorreiter

„Im Nachwuchs gibt es das Coaching während des Spiels seit zehn Jahren“, erklärt Nowotny. „Du beruhigst, stachelst an. Oder du versuchst, sie auf etwas hinzuweisen, das sie selbst nicht merken.“ Gerade bei jungen Spielern komme das öfters vor, wenn sie in einem Tunnel seien.

Nicht erlaubt sind technische Hilfsmittel wie Tablets oder Computer. Bei knapp 50 Grad am Spielfeldrand würden diese auch nicht lange funktionieren.

Nowotny glaubt, dass  auch auf der World Tour mehr Coaching erlaubt werden sollte. „Derzeit bekommst du 1.000 Dollar Strafe, wenn du auf der Tribüne Zeichen gibst.“

Herren um den Gruppensieg

Die Tribünen gehörten am Mittwoch nur den Zuschauern. Am Nachmittag war das 2.800 Zuschauer fassende Stadion ausverkauft, am Abend feierten Österreichs Herren einen 2:0-Erfolg gegen Tschechien. Somit kommt es am Donnerstag um 19 Uhr zum Duell mit den Niederlanden um den direkten Einzug ins Semifinale. Die Damen spielen um 16.45 Uhr ebenfalls gegen die Niederlande um den Verbleib im Turnier.

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