Die Konkurrenz setzt auf rot-weiß-rotes Know-how
Peter Schröcksnadel sieht es nicht gerne, wenn renommierte heimische Ski-Alpin-Trainer zur internationalen Konkurrenz wechseln. Verhindern kann es der ÖSV-Präsident aber auch nicht. Schließlich übersteigt die Zahl der hoch qualifizierten und top ausgebildeten rot-weiß-roten Coaches jene der zur Verfügung stehenden Posten im ÖSV bei weitem.
Besonders ausgeprägt ist das österreichische Know-how im US-amerikanischen Team, das zudem noch vom Tiroler Weltcup-Ort Sölden gesponsert wird. An der Spitze steht Patrick Riml - ein Mann aus Sölden. Der Tiroler war zwischenzeitlich auch in Kanada, der Heimat seiner Gattin, in hoher Position tätig.
Seit März 2011 arbeitet Riml als US-Alpinchef und ist somit Oberboss der Stars wie Bode Miller, Ted Ligety, Lindsey Vonn, Julia Mancuso oder Mikaela Shiffrin. Riml hat jede Menge Landsmänner in seine US-Truppe geködert. Zuletzt auch den langjährigen ÖSV-Speed-Erfolgscoach Andreas Evers. Der Salzburger war u.a. für die großen Erfolge von Hermann Maier und Michael Walchhofer mitverantwortlich. Das US-Damenteam wird vom Salzburger Alexander Hödlmoser geführt.
Beim US-Nachbarn Kanada fungiert der Oberösterreicher Max Gartner, ein ehemaliger österreichischer Bundesliga-Fußballer, als Alpin-Präsident. Gartners Truppe stellte zuletzt zweimal den Abfahrts-Weltmeister - 2009 John Kucera, 2011 Erik Guay.
Nachbarhilfe
Ebenfalls groß geschrieben wird Schützenhilfe aus Österreich in Deutschland. Im engsten Trainerstab von Maria Höfl-Riesch arbeitet der Salzburger Christian Schwaiger. Bei den Herren verhalf u.a. der Steirer Albert Doppelhofer Felix Neureuther zu seiner aktuellen Hochform.
Ebenfalls berechtigte Medaillenhoffnungen darf sich Schwedens Herren-Chefcoach Marko Pfeifer machen. Der Kärntner schickt mit Andre Myhrer und Jens Byggmark zumindest zwei aussichtsreiche Kandidaten in den abschließenden Herren-Slalom.
Bei den krisengeschüttelten Schweizer Herren kümmert sich der Steirer Sepp Brunner darum, dass Carlo Janka und Co. vielleicht doch ausgerechnet in Schladming durchstarten. Boss im Damen-Team rund um Lara Gut ist der Salzburger Hans Flatscher.
Leitende Positionen im internationalen Geschäft bekleiden u.a. auch der Tiroler Christian Leitner (Herren Japan), der Vorarlberger Pascal Hasler (Damen Liechtenstein), der Steirer Wolfgang Mitter (Team-Manager Russland), der Niederösterreicher Klaus Mayrhofer (Damen Tschechien) und der Steirer Walter Hubmann (Alpinchef Bulgarien).
USA:
Patrick Riml - Alpindirektor
Alexander Hödlmoser - Cheftrainer Damen
Roland Pfeifer - Techniktrainer Damen
Andreas Evers - Speedtrainer Herren
Deutschland:
Albert Doppelhofer - Techniktrainer Herren
Christian Schwaiger - Techniktrainer Damen
Schweiz:
Hans Flatscher - Cheftrainer Damen
Sepp Brunner - Techniktrainer Herren
Schweden:
Marko Pfeifer - Cheftrainer Herren
Kanada:
Max Gartner - Geschäftsführender Präsident Alpin
Kurt Mayr - Techniktrainer Damen
Japan:
Christian Leitner - Cheftrainer Herren
Tschechien:
Klaus Mayrhofer - Trainer Sarka Zahrobska
Liechtenstein:
Pascal Hasler - Cheftrainer Damen
Russland:
Wolfgang Mitter - Teammanager
Bulgarien:
Walter Hubmann - Alpindirektor
17 Jahre lang war Andreas Evers dem Österreichischen Skiverband (ÖSV) treu. Im April 2012 verkündete der langjährige Vertrauenstrainer seines Flachauer Nachbarn Hermann Maier dann seinen Transfer zum Team USA. Nun bereitet der Salzburger Ted Ligety, Steven Nyman, Travis Ganong, Marco Sullivan und Co. auf die Speed-Aufgaben bei der WM in Schladming vor.
"Es hat mich schon seit fünf, sechs Jahren gereizt. Immer wieder gab es Kontakt zu den US-Amerikanern und Kanadiern", berichtete Evers im Gespräch mit der APA. Nach dem großen Erfolg mit der Abfahrts-Weltcup-Kugel für Klaus Kröll im März 2012 stand sein Entschluss dann endgültig fest. "Ich dachte mir: Wenn ich's jetzt nicht mach, dann mach ich's gar nicht mehr."
Evers sieht seine Arbeit mit dem US-Team als Langzeitprojekt. "Das ist eine Mannschaft mit Potenzial und Möglichkeiten. Aber es ist ein längerer Weg. Arbeiten und entwickeln, das macht für mich den Reiz aus. Zudem lerne ich eine andere, spannende Mentalität kennen", erklärte der 45-Jährige.
Mediales Interesse
Die grundsätzliche Trainingsarbeit unterscheidet sich laut Evers unwesentlich von jener in Österreich. Durch die Tatsache, dass die Athleten aufgrund der großen Entfernung aber monatelang nicht nach Hause können, ergibt sich aber eine spezielle gruppendynamische und psychologische Situation.
Zudem kommt, dass es im Gegensatz zu Österreich, wo Skifahren ein Nationalsport ist, ein wenig entspannter zugeht. "Aber ich war trotzdem überrascht, wie groß das mediale Interesse auch in den USA ist", meinte Evers.
Die ÖSV-Spitze wollte Evers, der in seiner aktiven Zeit 1986 Junioren-Vizeweltmeister in der Abfahrt war, natürlich halten, Steine wurden ihm aber keine in den Weg gelegt. "Die Bosse haben eingesehen, dass ich einen neuen Reiz suche. Ich habe den ÖSV ohne Groll verlassen, der Kontakt ist nach wie vor sehr gut."
Haft
Abseits der Skipiste hat es für Evers Anfang Dezember 2012 einen Riesenschock zu verdauen gegeben. Nach seiner Rückkehr von der US-Tournee war er kurzzeitig in Haft gewesen. Evers wird vorgeworfen, von seiner ehemaligen Lebensgefährtin veruntreutes Geld in der Höhe von 1,4 Millionen Euro verwendet zu haben.
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