Die Corona-Sorgen in der Olympia-Blase: "Wie Knast mit Hofgang"

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Die TV-Bilder von der Eröffnungsfeier vermittelten kurzfristig den Eindruck eines fröhlich-bunten Treibens. Die Mogelpackung kam nicht an.

„Wie Knast mit Hofgang.“ Sagt der deutsche Ruderer Marc Weber. Auf gut Wienerisch: Der Tokio-Aufenthalt von Olympiasportlern sei vergleichbar mit einem Häfn, in dem größerer Spaziergang erlaubt ist.

Von der Blase im Olympischen Dorf bis zur Wettkampfstätte und wieder retour! Abgebrühte Profis wie Tennis-Multi-Millionär Novak Djokovic wird das weniger stören. Aber viele, die für wenig Geld eine Karriere lang auf Olympia hintrainierten, sind desillusioniert. Ganz zu schweigen von Behindertensportlern, für welche die Paralympics vielleicht den Höhepunkt ihres ganzen von Beeinträchtigungen ohnehin so erschwerten Lebens bedeuten. Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen wurden in der olympischen Familie 123 Corona-Fälle registriert. Und zum Zeitpunkt, zu dem diese Zeilen gelesen werden, sind’s garantiert mehr.

Quoten-Flop

Die TV-Bilder von der Eröffnungsfeier vermittelten im zuschauerlosen Olympiastadion nur kurzfristig den Eindruck eines fröhlich-bunten Treibens. Die Mogelpackung kam beim TV-Konsumenten nicht an. Die Quoten anlässlich der Eröffnung waren im deutschen Sprachraum 70 Prozent niedriger als bei der Fußball-EM.

Tokyo 2020 Olympics - The Tokyo 2020 Olympics Opening Ceremony

In Anbetracht der Covid-Sorgen geht außerhalb Deutschlands in der öffentlichen Wahrnehmung ein neues Problem fast unter, das den Sport sogar noch länger zu belasten droht als die Pandemie. In der Never-ending-Doping-Story wird das bisher unglaublichste Kapitel aufgeschlagen:

Saubere Athleten können allein schon durch flüchtigen Hautkontakt Opfer von Doping-Anschlägen werden. Das hat das rechtsmedizinische Institut der Universität Köln bei einer Versuchsreihe, dokumentiert vom Ersten Deutschen Fernsehen (ARD), herausgefunden und bewiesen.

Schockierender Test

Zwölf Probanden bekamen geringe Mengen von Anabolika via einer Trägersubstanz über die Haut verabreicht. Durch minimale Berührungen an Hand, Arm oder Nacken. Das genügte. Prompt ergaben die Erstauswertungen im Kölner Labor bei allen Probanden massiven Betrugsverdacht.

Ungeahnte Folgen

Saubere Athleten können mit derlei Tricks als Dopingsünder an den Pranger gestellt, gesperrt und aus dem Konkurrenzkampf genommen werden.

Notorisch Gedopte wiederum werden, wenn sie erwischt werden, die Schuldlosen spielen, indem sie argumentieren, nur unfreiwillige Opfer eines durch flüchtigen Hautkontakt erfolgten Doping-Anschlags zu sein.

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Triathlon-Olympiasieger Jan Frodeno sieht in Anbetracht der ARD-Enthüllungen bereits „ein Stück weit das Ende des professionellen Sports“. Und den soeben verstorbenen langjährigen Präsidenten des Weltskiverbandes FIS und hohen IOC-Funktionär Gian Franco Kasper plagten vermutlich schon Vorahnungen, als der Schweizer im vergangenen Winter einem österreichischen Vertrauensmann gegenüber gestand, dass er beim Doping-Problem resigniere. Weil es zu einem undurchschaubaren Geschäftsmodell für Doping-Produzenten und Dopingjäger geworden ist, in dem eine halbe Dollar-Milliarde im Spiel sei.

Das Thema geht unter die Haut. Wenn schon Streicheleinheiten genügen, um zum ahnungslosen Sünder zu werden, profitieren nur schlaue Anwälte. Zumal dann Gute wie Böse viele brauchen werden.

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