Der neue Darts-Weltmeister heißt Gerwyn Price

PDC World Darts Championship
7:3 im Finale gegen Gary Anderson. Warum die Sportart so faszinierend geworden ist.

Tolle Körper, kein Gramm Fett, fit – auf Instagram perfekt in Szene gesetzt. Das sind die Sporthelden von heute. Aber es geht auch anders. Ein paar Kilo zu viel, ein paar Haare weniger. Und trotzdem jubeln dem Darts-Profi Millionen Menschen zu. Oder gerade deshalb? Weil viele Menschen eher diesem Typus entsprechen. Warum begeistern sich so viele für das Duell zweier Männer, die so wenig dem Ideal eines Spitzensportlers entsprechen? Noch dazu vor einer leeren Halle mit eingespieltem Jubel?

Price brauchte 12 Matchdarts

„Es ist die Faszination, dass so ein simples Spiel auf eine Weltbühne gehoben wird“, sagt Elmar Paulke. Der 50-jährige war jahrelang die Darts-Stimme von Sport 1 und überträgt zum zweiten Mal auf DAZN die WM. Aber es sind auch die Typen, die faszinieren. Manche sind klassische Anti-Helden. Mit Kneipensport zum Millionär, das ist eine tolle Geschichte. Der Schotte Gary Anderson ging nach der Arbeit ins Pub und wurde erst 2006 mit 35 Jahren Darts-Profi. Oder der neue Weltmeister Gerwyn Price, der Rugby in Wales in der semi-professionellen Liga spielte – und sich 2014 mit 29 Jahren für das lukrativere Darts entschied. Der Waliser gewann am Sonntag das Finale gegen Gary Anderson mit 7:3. Er führte haushoch, zeigte dann aber Nerven und holte am Ende den Titel erst mit dem zwölften Matchdart.

Darts ist zwischen Weihnachten und Neujahr eine der wenigen Sportarten, die im TV zu sehen sind. Darts ist auch Show. Wenn die Spieler einlaufen, werden sie präsentiert wie Klitschko oder Tyson zu ihren besten Zeiten. Dafür trägt Barry Hearn die Verantwortung. Der 72-jährige englische Sportpromoter machte Darts telegener und vor allem breiter, indem er die Preisgelder enorm erhöhte. Nach dieser WM werden in der Weltrangliste, die anhand der Preisgelder der letzten zwei Jahre erstellt wird, drei Spieler über einer Millionen Pfund stehen. Weltmeister Gerwyn bekam 500.000 Pfund.

1994: Dennis Priestley (England)
1995: Phil Taylor (England)
1996: Phil Taylor (England)
1997: Phil Taylor (England)
1998: Phil Taylor (England)
1999: Phil Taylor (England)
2000: Phil Taylor (England)
2001: Phil Taylor (England)
2002: Phil Taylor (England)
2003: John Part (Kanada)
2004: Phil Taylor (England)
2005: Phil Taylor (England)
2006: Phil Taylor (England)
2007: Raymond van Barneveld (Niederlande)
2008: John Part (Kanada)
2009: Phil Taylor (England)
2010: Phil Taylor (England)
2011: Adrian Lewis (England)
2012: Adrian Lewis (England)
2013: Phil Taylor (England)
2014: Michael van Gerwen (Niederlande)
2015: Gary Anderson (Schottland)
2016: Gary Anderson (Schottland)
2017: Michael van Gerwen (Niederlande)
2018: Rob Cross (England)2019: Michael van Gerwen (Niederlande)
2020: Peter Wright (Schottland)
2021: Gerwyn Price (Wales)

Höhere Preisgelder

Aufgrund der Preisgelder können immer mehr Spieler vom Darts leben. Aufgrund der Übertragungen steigt das Interesse. 2011 war Mensur Suljovic der erste deutschsprachige Spieler in einem WM-Achtelfinale. Davor waren es nur Spieler aus dem Commonwealth und den Niederlanden.

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