Das olympische Feuer ist erloschen. Die Kostenfrage bleibt
Freudentränen und Skandale: Das waren die Spiele von Tokyo
Fröhliche Sportler marschierten am Sonntag um 20 Uhr Ortszeit ins Olympiastadion von Tokio. Sie waren der Rest vom großen Sport-Fest. Die Athletinnen und Athleten mussten spätestens 48 Stunden nach ihrem letzten Wettkampf abreisen, nicht zuletzt deshalb waren die Abordnungen der Nationen noch etwas kleiner als sonst.
Österreichs kleine Schar wurde von Fahnenträger Andreas Müller angeführt, dem 41-jährigen gebürtigen Berliner und Bahnradfahrer. Vor den Augen von IOC-Chef Thomas Bach und Japans Kronprinz Akishino, der statt seines älteren Bruders Kaiser Naruhito der Feier beiwohnte. Mit einer gelungenen Mischung aus modernen Elementen und Traditionellem sind am Sonntag die bisher wohl ungewöhnlichsten Olympischen Spiele zu Ende gegangen.
In einem wie schon bei der Eröffnungsfeier und allen Wettkämpfen nahezu leeren Nationalstadion von Tokio sprach IOC-Präsident Bach um 22.03 Uhr Ortszeit von den „Olympischen Spielen der Hoffnung, der Solidarität und des Friedens“. Vier Minuten später erklärte der Deutsche die XXXII. Olympischen Spiele mit der offiziellen Schlussformel für beendet. Wenig später erlosch auch das olympische Feuer.
Milliardenspiele
Die Spiele „Tokio 2020“ waren wegen der Verschiebung um ein Jahr und wegen der Covid-Maßnahmen nicht nur die ungewöhnlichsten der Geschichte, sondern auch unter den teuersten. Gesichert ist, dass die Japaner mit Kosten von 7,5 Milliarden Dollar (6,38 Milliarden Euro) gerechnet haben. Sicher ist auch, dass Verschiebung und Pandemie die Kosten in die Höhe getrieben haben. Von 13 bis 30 Milliarden gehen die Schätzungen.
Eine Studie der Universität Oxford kommt auf 20 Milliarden Dollar (17 Milliarden Euro), die in irgendeiner Form mit Sport zu tun haben. Dazu zählen beispielsweise neue Stadien, die Errichtung von Outdoor-Anlagen oder Renovationen an bestehenden Anlagen. Andere Ausgaben wie neue Hotels oder neue Infrastruktur sind nicht in diesen Kosten enthalten.
Im Schnitt kosteten die Spiele in den letzten 60 Jahren rund sieben Milliarden Euro. Tokio wollte auch in diesem Bereich sein, aber allein die Verschiebung kostete rund zwei Milliarden Dollar, hinzu kommen (größtenteils) fehlende Zuschauereinnahmen.
Das Fazit: Die Spiele in Tokio gehören zu den teuersten der Geschichte. Aber die Kosten reichen nicht für Gold. Mit nicht ganz 25 Milliarden Dollar waren die Winterspiele 2014 in Sotschi noch teurer.
Das IOC zahlt für den Weltsport
Nimmt man Kosten für Infrastruktur außerhalb des Sports dazu, werden die Summen enorm, wie das Wall Street Journal berichtet. So haben die Spiele in Peking sportspezifische sieben Milliarden Dollar gekosten, insgesamt gab der chinesische Staat aber 42 Milliarden aus, darunter drei Milliarden für den Ausbau des Flughafens und 30 Millionen für Bäume und Blumen.
Die Spiele in Tokio waren aufgrund der Corona-Pandemie auf jeden Fall ein Tanz auf der Rasierklinge. Wären die Spiele abgesagt worden, hätte das IOC vier Milliarden Dollar allein an die TV-Sender zurückzahlen müssen.
Schon die Verschiebung um ein Jahr hat Teile des Weltsports in Nöte gebracht. Die Einnahmen aus Olympischen Spielen sind für viele Fachverbände überlebenswichtig. Laut dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel machten die Olympia-Tantiemen bei zwölf von insgesamt 28 permanenten Weltverbänden mehr als 50 Prozent der Einnahmen aus. Bei manchen, beispielsweise den Modernen Fünfkämpfern, sollen es sogar 90 Prozent sein.
Für die Tokio-Spiele sollen laut Spiegel jeweils 590 Millionen Dollar an die 28 permanenten Fachverbände und die 205 NOKs verteilt werden. Das IOC soll rund 900 Millionen Euro an Rücklagen gebildet haben.
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