Es fällt nicht immer ganz leicht, bei den Olympischen Spielen noch den Überblick zu behalten. Es wird geradelt, gelaufen, geritten, gesprungen, gerudert, gekämpft, gesegelt und sonst noch alles mögliche, sodass es am Ende in Tokio 339 Medaillenentscheidungen gibt.
Die meisten Sportarten gehören längst zum olympischen Inventar, allerdings versucht das IOC stets mit der Zeit zu gehen und präsentiert alle vier Jahre neue Disziplinen. In Tokio wurden fünf Sportarten in das Programm aufgenommen. Nicht alle davon haben sich bewährt.
Klettern
Der Aufstieg, den das Sportklettern in den vergangenen Jahren erlebt hat, musste zwangsläufig bei Olympia enden. Wenn sich die fingerfertigen und trittsicheren Kraxler die mächtige Steilwand emporhieven oder beim Bouldern akrobatische Verrenkungen vollziehen, dann ist das Spektakel pur. Allein der Gipfelsturm von Jakob Schubert im Lead-Bewerb war aus österreichischer Sicht einer der spannendsten Momente dieser Spiele.
Trotz der beeindruckenden Bilder ist die Olympia-Premiere nur bedingt geglückt. Das Kombinationsformat ist – um es im Kletterjargon zu formulieren – ein echter Fehlgriff: Wenn der Sportfan einen Mathematik-Abschluss oder zumindest einen Taschenrechner benötigt, um das Endresultat zu erfahren, dann kann das nicht im Sinne des Sports sein. Immerhin gibt’s 2024 in Paris einen eigenen Speed-Bewerb und nur mehr eine Mini-Kombination aus Bouldern und Lead.
KURIER-Wertung: 4 von 5 Sternen
Skateboard
„Indy 540 über die Hip“, Backside Tail Slide“, oder ein „gefloateter Backside Lip Slide“. Zugegeben, die Skatersprache ist für Außenstehende gewöhnungsbedürftig. Aber man muss dem IOC zugutehalten, dass die Entscheider dort kein Brett vor dem Kopf haben und sich den Trendsportarten nicht verschließen.
Die junge Sportart brachte die jüngsten Sieger, im Streetbewerb standen zwei 13-Jährige und eine 16-Jährige auf dem Podest. Neben den blutjungen Startern war auch der Zusammenhalt unter den Athleten auffällig. Die Skateboarder präsentierten sich in Tokio als Familie, die Sportler jubelten miteinander über gelungene Sprünge und Tricks. Dabei zeigte sich aber auch, dass die Disziplin Park deutlich unterhaltsamer ist als der Streetbewerb, in dem die Skater teilweise völlig von der Rolle waren und vergleichsweise tollpatschig aussahen.
KURIER-Wertung: 2,5 von 5 Sternen
Surfen
Schöne Bilder, spektakuläre Tricks – die Surfbewerbe erwiesen sich als durchaus sehenswert. Wann wer wie viele Punkte bekommt und warum, bleibt dem Otto Normalverbraucher zumeist jedoch ein Rätsel. Ein Nachteil: Die Surfer tragen ihre Bewerbe weit weg vom olympischen Treiben aus. 2024 etwa finden die Bewerbe in Marseille statt, rund 700 Kilometer entfernt von Paris.
KURIER-Wertung: 2 Sterne
Baseball/Softball
Es war bereits der zweite olympische Anlauf der Baseballer, nachdem schon zwischen 1992 und 2008 Olympia-Medaillen vergeben worden waren. Ein Tribut an Japan, wo Baseball einen enormen Stellenwert hat – nicht von ungefähr trifft der Olympia-Gastgeber am Samstag im Endspiel auf die USA. Tokio wird vorerst aber der letzte Homerun gewesen sein, in Paris 2024 fliegt der Baseball dann wieder ins Out.
KURIER-Wertung: 1,5 Sterne
Karate
Dieses seltsame, langatmige Herumhüpfen von Angesicht zu Angesicht, bis endlich einmal etwas passiert. Dieses befremdliche Geschrei, das jeden Angriff begleitet – Liebe auf den ersten Kick sieht anders aus. Bei aller Begeisterung über die Bronzemedaille von Bettina Plank – die Faszination Karate erschließt sich nicht jedem. Und es hat wohl in erster Linie mit dem Gastgeberland zu tun, dass in diesem Kampfsport in Tokio Medaillen vergeben werden. So traurig es für die Karatekämpfer sein mag, dass sie nur ein olympisches One-Hit-Wonder sind und nach Tokio wieder aus dem Programm fliegen, die meisten Sportfans werden dieser Disziplin nicht nachtrauern.
KURIER-Wertung: 0,5 Sterne
Und in drei Jahren in Paris? Natürlich werden auch dort wieder olympische Premieren gefeiert. Die Fans dürfen sich unter anderem auf Breakdance, Extremkajak und eine Mixed-Staffel im Gehen freuen.
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