Corona-Odyssee aus Südafrika: "Kein Land der Welt wollte uns"
Am Sonntag um 7 Uhr Früh betrat Lukas Nemecz den Flughafen von Johannesburg. 51 Stunden später landete der österreichische Golfer in seiner Grazer Heimat. "Ich bin einfach nur unfassbar froh, daheim zu sein", sagt der 32-Jährige, der sich umgehend in freiwillige Selbstisolation begeben hat. Verpflichtend war das für ihn als Südafrika-Heimkehrer nicht.
Spitzensportler genießen einen Sonderstatus, da sie auf ihren Reisen die Republik repräsentieren.
"Mich nicht zu isolieren, kam für mich nicht infrage", sagt Nemecz zum KURIER, "komme ich aus Südafrika heim und infiziere vielleicht andere, womöglich mit der neuen Variante, ist medial die Hölle los. Und das wohl auch zurecht."
Danach sieht es momentan ohnehin nicht aus. Sechs PCR-Tests in den vergangenen sieben Tagen hat der Vizeeuropameister von 2009 abgegeben. Alle negativ. Drei Mal geimpft ist er obendrein. "Ich hab’ die Gefahr von Corona ja von Anfang an aus nächster Nähe miterlebt." Seine Lebensgefährtin arbeitet als Internistin am LKH Graz, einige Zeit auch auf der Corona-Station. "Das Virus nimmt keine Rücksicht auf irgendjemanden", ist er überzeugt.
Die Johannesburg Open sollten für Lukas Nemecz der Startschuss zum zweiten Versuch im Konzert der Großen sein. Bereits 2016 ergatterte er die Spielberechtigung für die European Tour, er verlor sie nach einer Saison aber wieder. Nun hat er es ein zweites Mal geschafft.
Für drei gut dotierte Bewerbe in Serie war der 32-Jährige in Südafrika qualifiziert gewesen. Dazu sollte es nicht kommen. Zwei wurden ersatzlos gestrichen, das erste Turnier um einen Tag verkürzt. Es ging zu dem Zeitpunkt längst nicht mehr um Birdies und üppige Siegerschecks, sondern nur mehr darum, irgendwie das Land zu verlassen. Omikron hieß der Spielverderber. "Als am Donnerstagabend Südafrika von Großbritannien auf die rote Liste gesetzt wurde, gab es für viele kein Halten mehr", beschreibt Nemecz die Situation vor Ort.
Chaos und Ironie
Die britischen Golfer waren längst am Flughafen, da spielte er noch seine letzte Runde zu Ende. Den ursprünglichen Plan der Tour, alle Spieler mit einem Flieger nach Dubai zu bringen, machten die Behörden im Emirat zunichte. "Kurz vor Abflug wurde uns die Landeerlaubnis verwehrt." Was nicht einer gewissen Ironie entbehrt, ist doch das in Dubai ansässige Logistik-Unternehmen DP World seit wenigen Wochen Haupt- und Namenssponsor der Turnierserie. Für Ironie waren Nemecz und Kollegen in diesem Moment nicht empfänglich, denn "auch kein anderes Land wollte uns 120 Spieler aus 19 Nationen einreisen lassen".
Somit war jeder auf sich alleine gestellt. Das eilig gebuchte Flugzeug nach Zürich durfte Lukas Nemecz dann ebenfalls kurzerhand nicht besteigen, weil die Schweizer Fluglinie nur mehr eigene Staatsbürger beförderte. Seine Route führte ihn letztlich von Johannesburg über Addis Abeba in Äthiopien und Frankfurt nach Graz. "Klingt mühsam, war es auch", sagt der Golfer, "aber gestrandete Familien neben mir am Ticketschalter hatten es schlimmer erwischt. Freie Plätze für drei, vier Personen zu bekommen, war de facto unmöglich."
Wie geht es für Lukas Nemecz nun weiter? Am Montag darf er sich freitesten, bis dahin arbeitet er in seinen vier Wänden an Fitness und Kraft. Das nächste Turnier ist für Anfang Jänner geplant, "aber wer weiß das schon in der aktuellen Situation. Immerhin wird mir mein zweiter Start in eine European-Tour-Saison wohl immer in Erinnerung bleiben".
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