25 Jahre lang war er als Spitzensportler alles andere als am Sand. Clemens Doppler erlebte als Beachvolleyball-Profi Highlights wie WM-Silber in Wien oder gleich vier Olympia-Teilnahmen, umgekehrt hatte er viele Verletzungen, darunter mehrere Kreuzbandrisse, zu verdauen. Auf nationaler Ebene hat er den Court schon für immer verlassen, der eine oder andere internationale Auftritt könnte im kommenden Frühjahr noch gelingen.
Über Fadesse im Kopf kann sich der 43-Jährige ohnehin nicht beklagen, zu vielfältig sind seine Interessen und Betätigungsfelder. Vielmehr muss er trachten, wo und wie er Zeit für regelmäßiges Training findet.
„Ich habe derzeit wirklich viel zu tun. Als Sportler lebst du ja irgendwie in einer Blase, das Ende war bei mir ja absehbar. Ich wollte immer selbst mein Karriereende bestimmen.“ Vier Mal hätten ihm beinahe Verletzungen die Entscheidung abgenommen. Somit hat der Oberösterreicher keine Angst vor dem neuen Lebensabschnitt, vielmehr geht er mit Freude die Dinge an.
Aktuell ist er in der Polizeiinspektion auf der Hohen Warte als Inspektor tätig. Dabei ist aus der Kultserie „Kottan ermittelt“ hinlänglich bekannt: Inspektor gibt’s keinen. „Ich weiß, ich weiß. Und ich sage, es gibt ihn doch“, lacht Doppler.
Auch eine Begebenheit aus dem Polizei-Alltag ist ihm noch amüsant in Erinnerung. „Wir haben oft mit Suchtgiftlenkern zu tun. Wir haben jemanden durchsucht, bei dem eine größere Menge an Drogen vorhanden war. Als ich ihm die abgenommen habe, hat er zu mir gesagt: ’Du kannst mir das Gras nicht wegnehmen, vor zwei Wochen habe ich dich noch um ein Autogramm gebeten.’ “
Seit 2018 ist Doppler als Spitzensportler beim BMI tätig, die Ausbildung dauert eben fünf Jahre. Seit 1. November ist sie finalisiert. Die Arbeit macht Spaß, auch seine Vorträge vor Wirtschaftstreibenden. „Nach einem guten Vortrag gehe ich erleichtert und zufrieden vom Podium weg wie früher vom Court.“ Er versucht Parallelen zu beleuchten zwischen Spitzensport und Wirtschaft. „Was ist wichtig in einem Team? Wie kommuniziert man?“ Als Beachvolleyballer zwischen den Ballwechsel hat man dafür nur zwölf Sekunden Zeit. „Da kommt man nicht weit, wenn jeder auf seiner Meinung beharrt.“
Sport Talk mit Clemens Doppler
Es geht um Zielformulierung und Überwindung von Hindernissen. „Ich kann meine Geschichten erzählen, vielleicht hilft das jemandem mit ein, zwei Werkzeugen für den Alltag. Was Doppler besonders wichtig ist: „Wir müssen aufhören zu sudern. Österreich ist eine Nation von Suderanten, vielmehr muss man annehmen, wie es ist und das Beste daraus machen.“
Das vermittelt er auch jungen Sportlern im Rahmen von einigen Projekten und Camps. „Ich möchte Kindern Beachvolleyball näher bringen, wir bieten es im Winter auch in einer Beach-Halle an.“ Nur seine zehnjährige Tochter geht (noch) lieber tanzen und klettern. „Wichtig ist, dass sich Kinder bewegen.“
Die Leier von der täglichen Turnstunde kann er nicht mehr hören. „Das Thema ist immer noch nicht gelöst, viele Schulen sperren im Sommer ihre Turnsäle nach wie vor nicht auf. Wir haben eine gute Infrastruktur, nur muss sie ordentlich genützt werden.“
Andere Länder wie Neuseeland oder die Skandinavier zeigen es vor. „Schule oder Sport, das geht doch an der Diskussion vorbei.“ Noch dazu, weil mit der Pandemie Kinder und Jugendliche noch schwerer für Sport zu motivieren sind. „Politik und System, da hinken wir hinterher. Es geht doch darum, wofür eine Nation stehen will, wie man in der Nation leben soll. Das ist eine politische Entscheidung. Man kann sich nicht immer an den Eltern abputzen. Es ist die Aufgabe auch von Politikern, keine bewegungsfaule Generation aufzuziehen.“
Doppler weiß, wovon er spricht. Der Sport lehrte ihn vor allem Disziplin. „Die ist noch wichtiger als Motivation.“ Oder Selbstführung. „Die braucht man, bevor man andere leiten kann.“ Und Durchhaltevermögen, welches er stets bewies. „Ich bin schon stolz, dass ich mich so lange Zeit auf dem Niveau halten konnte.“ Der emotionalste Moment war freilich der Vize-Weltmeistertitel in Wien. „Bis heute rede ich mir ein, dass wir Silber gewonnen haben. Natürlich eine komplette Lüge“, lacht er über sich selbst.
Wer vier Mal bei Olympischen Spielen war, weiß, dass sich der jahrelange Aufwand letztlich auszahlt. „Natürlich stellt man sich oft die Sinnfrage. Wenn du 200 Tage im Jahr weg von der Familie bist, in China bist und in der Quali verlierst. Aber dann kommt eine Olympia-Eröffnungsfeier. Und ich weiß noch, wie ich mich damals gefühlt habe. Solche Emotionen nimmst du dein Leben lang mit.“
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