Die Wettervorhersage für die Beachvolleyball-EM von Mittwoch bis Sonntag ist nicht besonders gut, Alexander Horst strahlt dennoch, wenn er über die Insel spricht, wo er 2017 mit Clemens Doppler Vizeweltmeister geworden ist. Mit 40 Jahren und dem neuen Partner Julian Hörl ist er wieder Österreichs Nummer eins.
KURIER: Sonne, Sand, Donauinsel, EM – wie geht es Ihnen so knapp vor dem ersten Aufschlag?
Alexander Horst: Die Aufregung ist schon sehr groß, auch wenn ich schon so viele Jahre dabei bin. Die Donauinsel ist etwas Besonderes, damit verbinde ich den größten sportlichen Erfolg meiner Karriere. Das waren damals unbeschreibliche zehn Tage. Die Stimmung ist immer herausragend, da kommt immer ein Gänsehaut-Feeling.
Steigt bei Ihnen der Puls, sobald Sie über die Floridsdorferbrücke fahren?
Tatsächlich, weil ich jeden Tag über die Brücke zum Training fahre. Seit 2017 schaue ich immer rüber, wo der Centrecourt steht.
Mit Julian Hörl spielen Sie eine sehr gute Saison. Das Geheimnis?
Wir haben sehr gut gearbeitet und passen gut zusammen. Er ist wahrscheinlich der beste Blockspieler Österreichs, das erleichtert für mich das Verteidigen.
Sport Talk mit Alexander Horst
Julian Hörl ist nicht Ihr erster Partner in Ihrer Karriere. Wie schnell stellt man sich auf neue Partner ein?
Nach zehn Jahren mit Clemens Doppler war es natürlich eine Umstellung für mich. Wir haben uns in- und auswendig gekannt, das war wie in einer Ehe.
Hat die WM-Silbermedaille Ihr Leben verändert?
Als Mensch hat es mich nicht verändert, als Sportler sehr wohl. Österreich macht nicht allzu viele WM-Medaillen in Ballsportarten. Ohne Hannes Jagerhofer mit seinen Turnieren und den Fans wäre das alles nicht möglich gewesen. Sportlich habe ich mit der Medaille gesehen, dass man tatsächlich alles schaffen kann.
Wo hängt die Medaille daheim?
Das ist die einzige Medaille, die im Wohnzimmer hängen darf.
Den Auftakt machen die Frauen: Sechs Männer- und drei Frauenteams sind bei der EM auf der Donauinsel im Einsatz. Den Auftakt machen am Mittwoch die Frauen.
Die Männerteams: Seiser/Dressler, Waller/Ermacora, Hammarberg/Berger, Seidl/Pristauz, Hörl/Horst, Leitner/Pascariuc.
64 Teams: Gespielt wird um je 100.000 Euro. Das Stadion bietet 5.300 Plätze. Es gibt nur Kaufkarten.
Acht EM-Medaillen: Österreich hat dreimal Gold (Berger/Doppler, Doppler/Gartmayer, Schwaiger/Schwaiger), dreimal Silber (Gosch/Horst, Doppler/Mellitzer, Montagnolli/Hansel) und zwei Bronzene (Doppler/Horst, Ermacora/Pristauz).
Die Donauinsel ist eine spektakuläre Location. Gibt es eine, die vielleicht noch cooler war?
Natürlich gibt es auch noch andere schöne Flecken. Aber mit der Donauinsel verbinde ich viel. Ich bin in Wien geboren, ich lebe hier, ich werde wahrscheinlich immer hier leben.
Sie sind jugendliche 40 Jahre alt. Wenn Sie auf Ihren Körper hören, was teilt er Ihnen mit?
Ich hatte das Glück, dass ich im Laufe der Karriere nur eine Operation an der Schulter hatte. Da bin ich gesegnet. Wehwehchen gibt es natürlich immer wieder. Aber die hatte ich auch mit 20.
Wie schwierig ist es, mit den Jungen mitzuhalten?
Zum Glück kommen gute Junge nach. Die sind schneller, größer, kräftiger. Mein Spiel ist anders, ich bin einer, der mit mehr Übersicht spielt. Offensichtlich reicht es noch.
Stört es Sie, dass Beachvolleyball immer wieder mit Party in Verbindung gebracht wird? Schmälert das Ihre Leistung?
Überhaupt nicht, das macht ja die Sportart aus. Die Leute kommen nicht nur, um den Sport zu sehen, sondern um sich selbst zu feiern. Wir wissen schon, dass wir hart trainieren, und das sieht man auch am Feld. Wenn jemand mal am Sand gespielt hat, dann weiß man, wie anstrengend das ist.
Sie haben beruflich vorgesorgt mit einer Polizeiausbildung. Wir beruhigend ist das?
Extrem. In meinen jungen Jahren habe ich alles meinem großen Ziel Olympia hintangestellt. Ich bin sehr froh, dass ich in den Polizei-Spitzensportkader gekommen bin. Die Ausbildung ist fast fertig. Es ist ein sehr interessanter Job. Ich hatte auch schon einen Probemonat.
Was haben Sie da alles erlebt?
Jeden Tag neue Sachen. Natürlich sind da auch Dinge dabei, die man eigentlich nicht sehen will, wie einen Toten zum Beispiel.
Wie ging es Ihnen dabei?
Das ist ungut. Auch, wenn er eines natürlichen Todes verstorben ist. An so etwas muss man sich erst gewöhnen. Aber es gibt insgesamt so viele Bereiche, da wird einem nie langweilig.
Wenn man auf die Homepage von Moser Medical blickt, dann lächeln Sie da herunter. Warum haben Sie eine Haartransplantation machen lassen?
Weil ich, was das betrifft, nicht gesegnet bin. Und ich bin wirklich sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
Nun beginnt die Heim-EM. Was muss am Ende als Ergebnis stehen, damit Sie zufrieden zurückblicken können?
Wenn ich mir etwas wünschen könnte, dann eine Medaille. Aber zurzeit ist Europa die Nummer eins der Welt. Unter den Top 10 der Welt sind acht Europäer. Es ist sicher alles möglich. Am meisten freue ich mich, wenn das Stadion voll ist und die Leute Spaß haben.
Ein krönender Abschluss Ihrer Karriere wären wohl die Olympischen Spiele 2024 unter dem Eiffelturm in Paris ...
Wenn ich auf die Schnelle darüber nachdenke, dann wäre das ein sehr schöner Abschluss. Ich habe bei einem Grand Slam in Paris unter dem Eiffelturm schon gespielt. Das ist wirklich eine wunderschöne Location. Das wäre ein großes Ziel, vielleicht auch dann das letzte.
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