Cheerleading: Ein Etappensieg im Kampf gegen das Klischee

Cheerleading: Ein Etappensieg im Kampf gegen das Klischee
Der für den österreichischen Cheersport und Performance-Cheersport zuständige Verband ist seit November Vollmitglied der Sport Austria.

Jubeln, das können sie. „Cheer“-Leading kommt vom englischen Wort für anfeuern. Bekannt aus dem US-Sport als Unterstützung etwa für Football- oder Basketball-Teams. 

Vor genau einem Monat gab es für die heimischen Cheerleader einen großen Grund zum Jubeln – diesmal über einen eigenen Meilenstein. Denn am 7. November wurde der für den österreichischen Cheersport und Performance-Cheersport zuständige Fachverband im Rahmen der Generalversammlung der Bundes-Sportorganisation Sport Austria als 69. Vollmitglied aufgenommen. 

Elf Jahre nach seiner Gründung erreicht der ÖCCV damit die Anerkennung, für die er so lange gekämpft hat.

Anerkennung als Sportart

Seit 2016 wird Cheerleading vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) als Sportart anerkannt

Vollmitglied

Nach dem WM-Titel 2022 wurde man in Österreich assoziiertes Mitglied der Sport Austria. Seit 7. 11. ist der ÖCCV Vollmitglied

Aktive

34 Vereine zählt der heimische Cheerleading Verband - mit rund 3.000 Mitgliedern. Die Tendenz ist stark steigend. Darunter sind 1.600 Leistungssportlerinnen und -sportler

Die Bedeutung dieser Anerkennung ist für die Protagonistinnen und Protagonisten groß. Schon seitdem der ÖCCV 2023 assoziiertes Mitglied der Sport Austria wurde, erhält man eine Verbandsförderung in der Höhe von 200.000 Euro pro Jahr. 

Davon gehen 120.000 direkt ins Nationalteam, das aus rund 200 Personen besteht. Um sich vorstellen zu können, was das bedeutet: Die WM findet jedes Jahr in den USA statt. Für die Athletinnen und Athleten – ja, auch Männer können Cheerleader sein – kommen Reise- und Trainingskosten in der Höhe von rund 3.500 Euro pro Kopf zusammen. Die Förderung deckt nur rund ein Siebtel davon.

Beharrlichkeit

Durch weitere Förderungen könne man Mini-Jobs im Verband schaffen, etwa für Reise- und Turnier-Koordination, für Kommunikation oder andere Aufgaben, sagt Generalsekretärin Petra Gruber zum KURIER, die selbst ehrenamtlich arbeitet – genau wie die anderen sechs Personen im Vorstand des ÖCCV. Wenn es so weit ist, wolle sie das Zepter übergeben. „Die nächste Generation kommt nach. Und die sind schlauer. Und in vielen Bereichen viel stärker.“

Grubers Beharrlichkeit soll es auch gewesen sein, die den letzten Anstoß dazu gelieferet habe, den Verband als vollwertiges Mitglied aufzunehmen, hört man im Verband und bei Sport Austria gleichermaßen. Sie selbst widerspricht nicht, schickt aber nach: „Hätte ich mich dieser Rolle nicht angenommen, hätte es jemand anderer gemacht.“

„Wir sind eine junge Sportart und noch lange nicht am Ende unserer Entwicklung“, sagt ÖCCV-Präsidentin Julia Harrer. „Die Vollmitgliedschaft bei Sport Austria ist für uns ein Startschuss.“ Die Welt des Sports, auch insbesondere in Österreich, sei immer noch dominiert von älteren Herrschaften, sagt Gruber im KURIER-Gespräch.

Angemessene Kleidung

Insbesondere dem Cheerleading habe man in dieser Welt schnell einen Stempel aufgedrückt. Doch Petra Gruber und ihr Team haben auch diesen Kampf angenommen. „Unsere Sportart ist sehr klischeebehaftet“, weiß sie. „Ich will nicht, dass wir uns länger für Sportarten präsentieren, wo es nicht um uns geht.“ Also weg von der Seitenlinienattraktion in kurzen Röcken – Auftritte sollen in angemessener Kleidung stattfinden.

Manche Vereine tanzen noch aus der Reihe. „Wir arbeiten daran“, sagt Gruber. „Ich glaube, dass jeder Verein für sich entscheiden muss, ob ich als Sport angesehen werden will. Der nächste Schritt sei es, das Cheerleading in Cheersport umzubenennen. „Wir wollen zeigen, dass wir Athletinnen und Athleten sind. Und uns nicht für eine schnelle Show in dieses typische Klischee begeben.“

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