Rapid-Krise: Familienaufstellung in Grün

Sinnbild: Steffen Hofmann am Boden, während sich Rapid selbst zerfleischt
Während Rapid abstürzt, zerfleischen sich Führungskräfte, Legenden und Ex-Mitarbeiter.

Bei Rapid geht es wieder einmal rund. Aber so richtig und heftig. So wie zuletzt Ende Oktober 2013. Auch damals stand ein Derby auf dem Programm, das Rapid durch ein spätes Boyd-Tor mit 1:0 gewann. Mittlerweile ist die Austria die klare Nr. 1 in Wien, wie beim 2:0 demonstriert wurde. Abseits des Rasens zerlegen sich die Grünen selbst. Ein Überblick:

Was seit Oktober 2013 anhält, ist (wie beim KURIER-Interview und beim Sky-Duell spürbar war) die Kluft zwischen Hans Krankl und Michael Krammer. Die Legende wäre laut dem Konzept von Doch-nicht-Präsident Erich Kirisits im Präsidium für "Sport", "Nachwuchs", "International" und "Fans" zuständig gewesen. Krankl wirft Krammer vor, Kirisits mit unlauteren Mitteln ausgebremst zu haben, um selbst Präsident werden zu können.

Neue Front

Neu dazugekommen ist die Front Andreas Müller gegen Christoph Peschek. Der Ex-Sportdirektor übte in der Sky-Diskussion "Talk und Tore" Sonntagabend heftige Kritik, der Geschäftsführer antwortete am Montag mit einer langen Aussendung.

Müller meint, er wäre einzig und allein an der Ablehnung der "Ultras" seit dem Fall Max Entrup gescheitert: "Die wollten mich weghaben." Peschek kontert, dass der Deutsche die budgetierten Kosten massiv überschritten habe. Auch weil von Müller angekündigte Abgänge (wie Mario Sonnleitner) nicht vollzogen wurden.

Müller erklärte außerdem, dass Mike Büskens nicht (wie von Krammer behauptet) "alternativlos" vorgeschlagen worden wäre: "Mein erster Vorschlag war Franco Foda." Laut Peschek wurde der Sturm-Trainer lediglich "bei einem kurzen Small Talk von Müller mit Krammer" nach dem doppelten K.o. gegen Valencia und Admira (und nicht im Juni) genannt.

Auf KURIER-Anfrage, ob Foda wirklich zu den damals geforderten Attributen "Ballbesitz" und "taktische Flexibilität" gepasst hätte, erklärt Müller, dass Foda durchaus flexibel wäre, so einen Druck wie bei Rapid kennen würde und mehr Fokus auf Konter gutgetan hätte.

Gegen Canadi habe sich Müller hingegen klar ausgesprochen: "Ich sah die Gefahr, dass die mühsam aufgebaute Spielphilosophie ad absurdum geführt wird."

Im Bett mit Fans?

Müllers härtester Vorwurf: "Ich bin nicht derjenige, der wie Krammer und Peschek mit den Ultras im Bett liegt." Laut Entgegnung wäre bei allen relevanten Personalien "keine Fangruppe in irgendeiner Art und Weise mitentscheidend gewesen". Dafür spricht, dass bei der letzten Trainerentscheidung trotz der fälligen Ablöse ein Ex-Austrianer (Canadi) ausgewählt wurde, während verfügbare grüne Fan-Lieblinge (Herzog, Kühbauer) nicht zum Zug kamen.

Andererseits hat die Führung bei den Angriffen auf Entrup bewusst darauf verzichtet, so klar wie Müller (und einige Spieler) Stellung zu beziehen. Der Hintergrund: Neben der Begeisterung von Peschek und Krammer für die Fan-Kultur ("deswegen kommen nach neun sieglosen Spielen gegen Altach 20.000") dominieren wirtschaftliche Überlegungen. Der für österreichische Verhältnisse extrem große "Block West" muss mit Fans und Stimmung befüllt werden, um mit dem daraus entstehenden Image Rapid lukrativ vermarkten zu können.

Der aktuellste Aufreger: Einem Kind wurde beim Derby von einem Fan eine Austria-Fahne "abgenommen". Laut einer Stellungnahme von Andy Marek wurde die Fahne bereits zurückgegeben und "der klar erkennbare Vorsänger muss sich melden und verantworten".

Übrigens: Morgen findet mit dem Cup-Halbfinale gegen den LASK ein für Rapid extrem wichtiges Spiel statt.

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