Skandal-Derby: Auf Beinahe-Abbruch folgte ein Remis

Holzhauser wurde im Allianz Stadion erneut von Fans mit Gegenständen beworfen.
Das 1:1 im 325. Derby wurde von Rapid-"Fans" überschattet, die für drei Unterbrechungen sorgten.

Vier Minuten waren im 325. Wiener Derby gespielt. Rapid hatte einen rasanten Start hingelegt, die Austria holte mit dem ersten Angriff einen Eckball heraus. Warum das erwähnenswert ist?

Weil erschreckend viele Rapid-"Fans" Raphael Holzhauser zum Ziel ihrer Wurfgegenstände nahmen. Der Austria-Kapitän wurde vor dem Block West von einem Gegenstand an der Schulter getroffen. Schiedsrichter René Eisner unterbrach bei seinem Derby-Debüt erstmals.

Skandal-Derby: Auf Beinahe-Abbruch folgte ein Remis
04.02.2018 Wien, Fussball, Bundesliga, Rapid - Austria Raphael Holzhauser, Copyright DIENER / Philipp Schalber

In Minute 27, beim dritten Corner der Austria, wurde Holzhauser (wie auch Pires) wieder beworfen. Diesmal aus dem anderen Eck, vorbei an den mittlerweile zum Schutz aufgespannten gelben Schirmen.

Skandal-Derby: Auf Beinahe-Abbruch folgte ein Remis
04.02.2018 Wien, Fussball, Bundesliga, Rapid - Austria Andreas Marek, Copyright DIENER / Philipp Schalber

Drei Corner, ein Abbruch? Fast. Eisner nutzte seinen letzten vom Regulativ vorgegeben Spielraum und schickte die Mannschaften in die Kabine. Während der achtminütigen Pause feierte sich der Fanblock selbst, während Stadionsprecher Andy Marek mehrmals klarmachte: "Beim nächsten Gegenstand, der hereinfliegt, gibt es einen Abbruch. Das heißt 3:0 für die Austria."

Nur noch Nebensache

Und so wurde ein bis zur Unterbrechung unterhaltsames und rassiges Spiel vor 25.600 Zuschauern zur Nebensache. Schade, denn die anderen vier Partien zum Frühjahrsauftakt wollten insgesamt nur 13.600 in den Stadien sehen.

Skandal-Derby: Auf Beinahe-Abbruch folgte ein Remis
04.02.2018 Wien, Fussball, Bundesliga, Rapid - Austria Schiedsrichter , Rene Eisner, Copyright DIENER / Philipp Schalber

Vor der Unterbrechung war Rapid, angeführt vom überragenden Dejan Ljubicic, überlegen und hatte durch Max Hofmann per Kopf die erste Top-Chance (21.).

Felipe Pires fand im Konter seinen Meister in Tormann Richard Strebinger (24.). Noch gefährlicher wurde die Austria direkt nach der Unterbrechung durch Ex-Rapidler Stefan Stangl.

Bei Rapid schied Stefan Schwab durch ein Foul von Christoph Monschein mit einer Innenband-Verletzung im Knie aus. Es dauerte, bis mit Ersatz Thanos Petsos der Spielfluss zurückkam – und die Gefahr durch einen Kopfball von Joelinton und einen Schuss von Philipp Schobesberger bei seinem ersten Derby im Allianz Stadion (45.).

Austria im Vorteil

Skandal-Derby: Auf Beinahe-Abbruch folgte ein Remis
ABD0099_20180204 - WIEN - ÖSTERREICH: Austria Fansektor am Sonntag, 4. Februar 2018, während der tipico-Bundesliga-Begegnung zwischen SK Rapid Wien und FK Austria Wien in Wien. - FOTO: APA/EXPA/THOMAS HAUMER

Die Pause dürfte zu etwas mehr Besinnung auf den Rängen geführt haben, dafür wirkte Rapid auch in Hälfte zwei etwas gehemmt. Der in der Vorbereitung angeschlagene Louis Schaub musste weiter auf sein 150. Ligaspiel für Rapid warten.

Umso agiler war Christoph Monschein, der sich im Mittelfeld durchsetzte, nachsetzte und noch einmal den Ball bekam. Lucas Venuto spielte einen abgefälschten Stanglpass vor die Beine des Stürmers – 0:1 (62.). Zur Erinnerung: Austria-Trainer Thorsten Fink feierte seine drei Derby-Siege auswärts.

Mit Köpfchen

Doch Rapid schlug per Ecke zurück. Schobesberger fand Dejan Ljubicic, der sich vom sonst tadellosen Derby-Debütanten Michael Blauensteiner gelöst hatte und per Kopf seine Leistung krönte – 1:1 (64.). Die Hütteldorfer halten ihre Serie mit Treffern in allen Heimspielen. Jetzt ging es in der packenden Partie hin und her. Joelinton köpfelte an die Stange, auf der Gegenseite rettete Strebinger gegen Monschein. Dann schickte Joelinton Schobesberger. Sollte der Flügelflitzer das dritte Derby in Folge entscheiden? Nein, Tormann Patrick Pentz rettete gekonnt mit dem Fuß (74.).

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04.02.2018 Wien, Fussball, Bundesliga, Rapid - Austria Dejan Ljubicic , Fan, Copyright DIENER / Philipp Schalber

Erst in der Rapid-Viertelstunde schalteten sich nicht mehr so viele Austrianer in die Angriffe ein – dafür zwei Flitzer, die in der Nachspielzeit aufs Feld stürmten und einen vielversprechenden Austria-Angriff stoppten.

Es war der vorletzte Aufreger. Der letzte war ein Petsos-Schuss, der ganz knapp neben das Tor ging (93.).

21. Runde:

Samstag, 03.02.2018

Mattersburg - Sturm

1:0

(1:0)

Salzburg - Admira

2:1

(1:1)

WAC - Altach

0:0

LASK - St. Pölten

2:1

(0:0)

Sonntag, 04.02.2018

Rapid - Austria

1:1

(0:0)

Tabelle:

1.

Salzburg

21

13

7

1

42:15

27

46

2.

Sturm

21

14

2

5

39:25

14

44

3.

Rapid

21

9

8

4

36:25

11

35

4.

Admira

21

9

4

8

36:36

0

31

5.

LASK

21

8

6

7

27:24

3

30

6.

Austria

21

7

6

8

31:30

1

27

7.

Altach

21

7

5

9

24:28

-4

26

8.

Mattersburg

21

6

6

9

27:33

-6

24

9.

WAC

21

3

8

10

17:30

-13

17

10.

St. Pölten

21

1

4

16

14:47

-33

7

Wien, Allianz Stadion, 25.600, SR Eisner

Tore:
0:1 (62.) Monschein
1:1 (64.) Ljubicic

Rapid: Strebinger - Auer, M. Hofmann, Galvao, Bolingoli - Ljubicic, Schwab (36. Petsos) - Ve. Berisha (71. Schaub), Murg (87. Kvilitaia), Schobesberger - Joelinton

Austria: Pentz - Blauensteiner, Kadiri, Stronati, Stangl - Serbest, Holzhauser - Venuto (87. De Paula), Prokop, Pires - Monschein (90. Friesenbichler)

Gelbe Karten: Galvao, Ljubicic, Joelinton bzw. Serbest

Bilanzen nach dem 325. Wiener Derby:

Gesamt: 325 Spiele - 134 Rapid-Siege, 74 Unentschieden, 117 Austria-Siege (Torverhältnis 606:517)

Meisterschaft: 292 - 122, 71, 99 (538:440)

Bundesliga: 169 - 53, 55, 61 (221:225)

Allianz Stadion: 4 - 0, 2, 2 (3:7)

Goran Djuricin (Rapid-Trainer): "Bis zum Abbruch waren wir die bessere Mannschaft. Wir haben den Ball gut laufen gelassen. Der Abbruch hat uns leider geschadet, dann war die Austria besser. Insgesamt waren wir über weite Strecken besser, konnten das aber leider nicht auf das Ergebnis ummünzen. Aber wir sind nach einem Rückstand zurückgekommen, das macht mich stolz. Die eine oder andere Chance hätten wir noch machen müssen. Unsere Leistung heute war richtig gut. Für uns waren es zwei verlorene Punkte."

Zu den Ausschreitungen: "Als Fan sollte man sich von niemandem provozieren lassen. Unsere Fans sind toll, es gibt aber immer einzelne, die auszucken und einen Schwachsinn machen wie heute. Vielleicht können die Fans das untereinander bereinigen und diejenigen zur Verantwortung ziehen. Ich verurteile die Vorfälle enorm, aber nicht alle Fans. Es waren wahrscheinlich ein oder zwei oder drei Leute. Deshalb appelliere ich an die Fans: Sie sollen es selbst regeln. Es sind Einzelne, und die gehören weg."

Thorsten Fink (Austria-Trainer): "Vom Fußballerischen her war es ein gutes Derby. Wir waren bis zum 1:1 sehr gut, der Ausgleich ist aber zu schnell gefallen. Dann war Rapid besser und hätte gewinnen können. Aber ich denke, das 1:1 war in Ordnung. Man hat gesehen, wenn wir genügend Personal haben, sind wir mit den Top-3 konkurrenzfähig. Für meine junge Mannschaft war es nicht einfach, vor so einer Kulisse zu spielen. Wir hätten lieber gewonnen, aber für einen Platz in der Europa League war es ein wichtiger Punkt. Wir haben heute beim selbsternannten Favoriten einen Punkt mitgenommen."

Zu den Ausschreitungen: "Holzhauser hat sich vorbildlich verhalten. Es ist schade, dass die Fans so reagieren, dass es in Österreich noch so ist, dass man mit Schirmen geschützt werden muss. Ich hoffe, dass das einmal sanktioniert wird. Die Fans, die auf den Platz gelaufen sind, haben eine gute Kontersituation für uns unterbunden. Von unserer Seite waren keine Provokationen da."

Dejan Ljubicic (Rapid-Torschütze): "Am Anfang haben wir sehr gut gespielt, aber nach dem Abbruch hatten wir eine Phase, in der es nicht so gut gelaufen ist." Zu den Wurfgeschoßen auf Austria-Spieler: "Klar ist so etwas nicht in Ordnung, aber wenn Holzhauser den Eckball schnell ausführt, passiert nichts."

Raphael Holzhauser (Austria-Kapitän): "Die können sich erlauben, was sie wollen, aber ich muss aufpassen, was ich sage. Vielleicht muss der Schiedsrichter so ein Spiel auch einmal abbrechen. Für mich ist das nicht normal. Aber dass ich abtrete, war kein Thema."

Rene Eisner (Schiedsrichter): "Hätte Holzhauser mir gesagt, dass er nicht weiterspielen kann, hätte ich das Spiel abgebrochen. Bei den Zuschauern, die am Schluss auf den Rasen gelaufen sind, war keine Gefahr da, deshalb musste nicht abgebrochen werden."

Rapid-Mediendirektor Peter Klinglmüller: "Die Vorkommnisse verurteilen wir auf das Allerschärfste. Das gefährdet die Gesundheit der Akteure auf dem Rasen und schadet am meisten dem eigenen Verein. Die Videoaufnahmen werden wir sehr genau studieren und dementsprechende Konsequenzen gegenüber Übeltätern ziehen."

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