1:1 in St. Pölten - Rapid verpasst Befreiungsschlag

Rapid im Frühling 2017: Die Hütteldorfer kommen unter Canadi weiterhin nicht in Schwung.
Eine gute halbe Stunde in St. Pölten war zu wenig. Das 1:1 war die achte Partie in Folge ohne Sieg.

7627 Fans sahen in der fast ausverkauften NV-Arena den Auftakt zum Rapid-Doppel. Bereits am Mittwoch kommt es zum Wiedersehen im Cup-Viertelfinale.

Das Ergebnis vom Samstag – 1:1 – kann es dann nicht mehr geben: Im Pokal herrscht Siegpflicht.

27. Runde:

Samstag, 01.04.2017

St. Pölten - Rapid 1:1 (1:1)

Austria - Admira 0:2 (0:1)

Sturm - WAC 4:0 (3:0)

Mattersburg - Ried 2:1 (0:0)

Sonntag, 02.04.2017

Altach - Salzburg 16.30

Das galt eigentlich für Damir Canadi auch schon in der Liga. Doch Rapid bleibt mit dem unter Druck geratenen Cheftrainer auch das achte Spiel in Folge sieglos.

Auf die Frage, ob er sicher ist, dass er im Cup noch eine letzte Chance bekommt, antwortete Canadi: "Das kann ich nicht beurteilen. Die Kritik ist nach so vielen Spielen ohne Erfolg logisch." Der nach einem Gespräch mit der Rapid-Spitze betont zurückhaltende Wiener räumt sogar ein: "Mit dieser Bilanz kommt ein Trainer auf der ganzen Welt bei jedem Verein unter Druck. Das ist nicht nur bei Rapid so."

Sportdirektor Fredy Bickel sollte über Canadis Schicksal Bescheid wissen. Der Schweizer machte dem Trainer direkt nach der Partie – noch – die Mauer.

Systemwechsel

St. Pölten hatte den besseren Start. Max Hofmann sah für sein bereits zweites Foul nach nur vier Minuten Gelb. Ex-Rapidler Korkmaz legte für Thürauer zurück. Der Schuss des Kapitäns strich am Kreuzeck vorbei (8.).

Rapid benötigte ein paar Minuten, um die Rückkehr auf das 3-5-2-System zu verinnerlichen und wurde beim ersten Angriff noch vom Schiedsrichter gebremst: Harkam stand Schwab im Weg. Dafür half ein SKN-Verteidiger: Der inferiore Mehremic vertändelte den Ball an Pavelic. Beim anschließenden Schuss konnte sich Riegler zum ersten von vielen Malen auszeichnen (19.).

Auch bei der Rapid-Führung patzte Mehremic. Der Linksverteidiger ließ Joelinton so viel Platz, dass der Brasilianer nach Schrammel-Flanke gezielt ins Eck abschließen konnte – 0:1 (22.).

Spektakulär wurde es nach einer halben Stunde. Zuerst verpasste Huber per Kopf den Ausgleich knapp, im Gegenzug scheiterte Joelinton an Riegler. Nur eine Minute später schickte der starke Steffen Hofmann den Stürmer. Riegler sah für sein Foul Gelb – und hielt den anschließenden Freistoß von Hofmann (33.). Der Kapitän spielte auch noch Schwab frei – wieder gehalten (35.).

Als die Hütteldorfer mit den meisten Schüssen aufs Tor unter Canadi erstmals Souveränität ausstrahlten, schlug der SKN zurück: Nach einem Ambichl-Freistoß gewann Michael Huber das Kopfballduell gegen Kvilitaia – 1:1 (45.). Wieder holten die Stehaufmanderln der Liga einen Rückstand auf – das gelingt dem Aufsteiger öfter als allen anderen.

Schwache Rückkehr

Damit war der Schwung der Gäste Geschichte. Für den müde gewordenen Hofmann kam Murg zum Comeback (68.). Canadi stellte auf 3-4-2-1 um, doch die spielerische Linie war verloren gegangen. "Das 1:1 war der Knackpunkt. Uns hauen momentan leider Kleinigkeiten um", meinte Canadi. Rapid hat 2017 nie zwei Tore erzielt.

Die erste Chance der zweiten Hälfte war eine große: Joker Manuel Martic legte für Joker Manuel Hartl vor, der Rapid-Joker war die rettende Stange (87.).

Danach war es mit der Geduld der Rapid-Fans vorbei, ins Pfeifkonzert mischten sich auch Beschimpfungen. Canadis bitteres Fazit: "Die zweite Hälfte war nicht in Ordnung. Da waren wir auch von der Körpersprache her nicht mehr bereit. Da ist es das gute Recht der Fans, dass sie uns am Ende auspfeifen."

Tabelle:

1.

Red Bull Salzburg

26

17

5

4

55:18

37

56

2.

SCR Altach

26

15

4

7

41:31

10

49

3.

SK Sturm Graz

27

15

3

9

46:26

20

48

4.

Austria Wien

27

15

2

10

49:40

9

47

5.

FC Admira

27

10

6

11

26:38

-12

36

6.

WAC

27

9

5

13

31:45

-14

32

7.

Rapid Wien

27

7

10

10

37:31

6

31

8.

SKN St. Pölten

27

7

7

13

29:45

-16

28

9.

SV Mattersburg

27

7

6

14

26:42

-16

27

10.

SV Ried

27

7

2

18

22:46

-24

23

St. Pölten, NV Arena, 7.627, SR Harkam

Tore:
0:1 Joelinton (22.)
1:1 Huber (45.)

St. Pölten: Riegler - Stec, Huber, Diallo, Mehremic - Ambichl, Perchtold (86. Martic)- Korkmaz (61. Schütz), Thürauer (79. Hartl), Dieng - Doumbouya

Rapid: Knoflach - Dibon, Sonnleitner, M. Hofmann (37. Wöber) - Pavelic (73. Auer), Szanto, S. Hofmann (68. Murg), Schwab, Schrammel - Kvilitaia, Joelinton

Gelbe Karten: Doumbouya, Korkmaz, Riegler bzw. M. Hofmann, Pavelic

Jochen Fallmann (Trainer St. Pölten): "Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen, haben Rapid in den ersten 15 Minuten phasenweise unter Druck gesetzt. Der erste Torschuss von Rapid war für uns ein bisschen ein Knacks, dann waren sie bis zur 40. Minute überlegen. Der Ausgleich hat uns eine Moralinjektion gegeben. Es war ein gerechtes Unentschieden, wir hatten aber durch Hartl noch die Chance auf zwei zusätzliche Punkte. Im Abstiegskampf liegt alles an uns selbst."

Damir Canadi (Trainer Rapid): "Wir sind enttäuscht. Wir sind gut ins Spiel gekommen und verdient in Führung gegangen. Den Ausgleich konnten wir nicht mehr richtig verarbeiten. Wenn man so oft nicht gewinnt, fehlt auch die Stabilität. Nach dem Gegentor haben wir den Rhythmus verloren und auf die spielerischen Mittel vergessen. Es ist klar, dass man bei Rapid in die Kritik kommt, wenn man viele Spiele nicht gewinnt. Wir müssen jetzt schauen, wie wir die Mannschaft wieder aufrichten."

Ümit Korkmaz (Spieler St. Pölten): "Wir haben sehr gut gespielt und unser Können auf den Platz gebracht. Ich bin stolz auf meine Kameraden, nach dem 0:1 haben wir uns schnell erfangen. Wir werden auch am Mittwoch (Anm.: im Cup-Viertelfinale gegen Rapid) unser Ding durchziehen."

Stefan Schwab (Spieler Rapid): "Die erste Hälfte war in Ordnung, da waren wir gut. Mit dem Ausgleich sind wir in alte Muster zurückgefallen. Wir müssen die Leistung der ersten Hälfte über das ganze Spiel bringen. In der zweiten Hälfte war es zu wenig. Wenn man so wenig Tore macht, wird man nicht viele Punkte holen. Es wird auch im Cup schwer."

Rapids Geschäftsführer Sport Fredy Bickel hat Trainer Damir Canadi nach dem 1:1 den Rücken gestärkt. Der 46-Jährige werde "hundertprozentig" am Mittwoch im Cup-Viertelfinale wieder in St. Pölten auf der Rapid-Bank sitzen, sagte der Schweizer im Sky-Interview.

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