Können Sie ein wenig aus Ihrem Leben als NFL-Profi erzählen?
Ich lebe ganz normal. Letztes Jahr habe ich geheiratet, wir haben einen Hund und einen Hasen. Von 7 Uhr bis 19 Uhr ist Football. Da sind Meetings dabei, Mahlzeiten, Kraftkammer, Training. Das weitet sich über den ganzen Tag aus. Und am Abend komme ich nach Hause und mache selbst noch Film-Analyse. Dienstags haben wir immer frei. Da muss man den Körper wieder auf Vordermann bringen und auch der Seele etwas Gutes tun. Dann machen wir gerne längere Spaziergänge mit mit dem Hund.
Sind Sie bei den Spielen immer noch aufgeregt wie beim ersten Mal, oder kommt auch da die Routine?
Ich glaube, nicht, dass sich das jemals ändern wird. Ich bin immer noch nervös, aber ich war das auch auf der Uni und früher bei den Vikings-Spielen. Das hängt nicht damit zusammen, wie viele Leute im Stadion sind, sondern mit meiner persönlichen Erwartungshaltung. Ich versuche einfach, für meine Teamkollegen da zu sein. Auf der einen Seite macht das Druck, auf der anderen Seite wird das Ganze um so besonderer, wenn man mit Schmetterlingen im Bauch hinausläuft.
Sie haben am College durch die Positionsumstellung 20 Kilo Gewicht zugelegt. Wie schwer ist es, das zu halten?
Am Anfang war es schwieriger, weil mein Körper nicht daran gewöhnt war. Aber das ist jetzt anders. Es wird von Jahr zu Jahr einfacher, einen Extra-Teller zu essen.
Haben Sie eine gewissen Kalorienvorgabe?
Das hängt vom Trainingsumfang ab. Unser Energieaufwand wird mit der Herzfrequenz gemessen. Demnach fällt dann manchmal das Mittagessen ein wenig größer aus. Das Team lässt es den Spielern offen, aber das Gewicht muss stimmen. Wenn nicht, dann beginnt es mit einer Geldstrafe, am Ende wird man hinausgeschmissen.
Rückblickend sind Sie in der vergangenen Saison zum Stammspieler bei Indianapolis geworden und haben sich einen Namen in der NFL gemacht. Sehen Sie das auch so?
Im meinem ersten Jahr habe ich in der zweiten Hälfte durchgespielt. Dieses Jahr auch. Es war ein cooles Gefühl, dass ich dieses Vertrauen der Coaches bekommen habe. Aber das muss man sich auch verdienen, weil jede Woche neue Leute zum Probetraining kommen, die dir deinen Job wegnehmen wollen. Da muss man sich immer beweisen.
Weiß man schon, wie es personell mit den Colts weitergeht. Bleibt das Team zusammen?
Das ist in der NFL ganz schwierig zu sagen, weil man die guten Spieler durch den Salary Cap nicht immer halten kann und in ein paar Wochen ist der Draft. Man hat jede Woche neue Kollegen. Manche schaffen es, manche nicht. Man lernt schnell, dass das kein langfristiger Job ist. Es geht manchmal sehr schnell.
Die durchschnittliche Karriere eines NFL-Profis dauert 3,3 Jahre…
Das hängt aber von der Position ab. Einige meiner Kollegen haben es nicht einmal durch das erste Jahr geschafft, dafür spielen andere für die Colts für acht Jahre. Mein Ziel ist natürlich, so lange es geht für Indianapolis zu spielen.
Wie geht man bei diesem Druck mit Verletzungen um? Verschweigt man da nicht manchmal auch was?
Es gibt in der NFL ein unglaublich gutes medizinisches Personal. Die kümmern sich wirklich um dich mit allem, was dazugehört, also auch Ernährung, Physiotherapie usw. Aber im Endeffekt: Wenn man nicht spielen kann, dann hilfst du dem Team nicht. Das spürt man dann schon. Also muss man selbstständig zum Beispiel in der Off-Season kleine Wehwehchen auszukurieren. Wenn die während der Saison wieder auftauchen und man nicht spielen kann, dann wird man ganz schnell ersetzt. Es interessiert niemanden, ob dir am Sonntag beim Spiel was wehtut. Weder die Coaches noch die Fans.
Spüren Sie Ihre Vorbildwirkung hier im Trainingszentrum der Vikings?
Es fühlt sich für mich hier an wie immer. Aber ich weiß, wie es damals war, als ich im Nachwuchs war und wie sehr ich zu den Leuten in der Kampfmannschaft aufgeschaut habe. Wenn ich mich daran erinnere, kann ich mir vorstellen, wie ich gesehen werde.
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