Bernd Wiesberger: "Ich glaube, das war ganz gut"

Bernd Wiesberger zeigte mit einer starken Leistung in Kentucky auf.
Golfprofi Bernd Wiesberger spricht in seinem Heimatklub Bad Tatzmannsdorf über seine starke Leistung bei der PGA-Championship.

Einundzwanzig, einundzwanzig, einundzwanzig, einundzwanzig, einundzwanzig, einundzwanzig, einundzwanzig, einund... Weit außerhalb der Sichtweite des ungeübten Beobachters und siebeneinhalb Sekunden nach dem Abschlag, landet der Ball, den Bernd Wiesberger soeben auf der Driving Range abgeschlagen hat. "Und ich schieß' in den Schweinestall", sagt der ältere Herr daneben.

Bernd Wiesberger: "Ich glaube, das war ganz gut"
Bernd Wiesberger
Es ist Bernds Club-Day im Golf-Club Bad Tatzmannsdorf, der sportlichen Heimat von Österreichs Spitzengolfer Bernd Wiesberger. Bernd zum Anfassen, zum Fotografieren und zum Tipps-Holen für die anderen Klubmitglieder. Und natürlich zum Plaudern über die vergangene Woche. Bei den PGA Championships in Louisville wurde der Name Wiesberger weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt. Wiesberger lag nach drei Runden nur einen Schlag hinter dem Weltranglistenersten Rory McIlroy und ging mit dem Nordiren auf die letzte Runde. "Wir haben leider mit Verspätung begonnen. Dann hat am sechsten Loch noch jemand einen Herzinfarkt gehabt", sagt Wiesberger. Eine außergewöhnliche mentale Situation für den 28-jährigen Österreicher. Sein Rückfall auf den immer noch guten 15. Platz habe aber andere Gründe gehabt. "Es hat einfach nichts mehr funktioniert. Wenn ich so wie in den Runden davor weitergespielt hätte, dann wäre ich Zweiter geworden."

Der Bobfahrer

"Ein Österreicher, der golft, ist ja wie ein Jamaikaner, der mit dem Bob fährt", schrieb ein US-Journalist nach Wiesbergers starker Leistung in Kentucky. Plötzlich wollten alle Geschichten schreiben, über den in Amerika noch völlig unbekannten Burgenländer. "Natürlich ist Österreich ein wenig exotisch, weil es hier nicht so viele Profigolfer gibt wie in anderen Ländern. Aber vielleicht liegt es auch an der Engstirnigkeit der amerikanischen Kollegen, dass sie nicht weit über ihre Grenzen hinausschauen", sagt Wiesberger, der auch gefragt wurde, ob er denn nicht Skifahrer sei.

Der Umgang mit den Stars ist hingegen ein ganz normaler. Auch der spätere Sieger Rory McIlroy war sehr amikal. "Wir kennen uns ja schon lang. Außerdem sind die Golf-Superstars ja alle ganz normale Leute." Und was wird gesprochen, wenn man stundenlang über den Platz marschiert? "Vieles, aber wenig über Golf. Small Talk eben." Über Taktiken oder Schläge wird natürlich nicht diskutiert. "Wenn du über dem Ball stehst, bist du ganz alleine."

Bernd Wiesberger: "Ich glaube, das war ganz gut"
epa04348966 Rory McIlroy of Northern Ireland (R) shakes hands with Bernd Wiesberger of Austria (L) after sinking his final putt to win the 96th PGA Championship golf tournament at Valhalla Golf Club in Louisville, Kentucky, USA, 10 August 2014. EPA/TANNEN MAURY

Zurück nach Österreich ist Wiesberger erst am Donnerstag geflogen. Die Reaktionen auf seine Leistung in Louisville waren durchwegs positiv. "Auch nach dem Sonntag hab ich noch sehr viele positive Nachrichten bekommen. Ich glaube, das war schon ganz gut für den Golfsport in Österreich."

In den nächsten Wochen stehen für Wiesberger kleinere Turniere in Tschechien, Italien und der Schweiz auf dem Programm. Und ein großes Ziel hat er auch noch: "Im Race to Dubai wäre es wichtig, dass ich unter die Top 30 komme, damit ich für die British Open direkt qualifiziert bin."

Der Spezial-Coach

Dafür gilt es weiter an der Technik zu arbeiten. Mittlerweile engagierte er einen eigenen Trainer für seinen Schwung und einen für das Kurzspiel. Viele Abschläge trainiert er nicht mehr.

Offensichtlich muss er das auch nicht. Die Bälle fliegen locker über 250 Meter weit. "Ich hab’ seit Sonntag keinen Ball mehr geschlagen. Ich tu’ nur ein bisserl üben", sagte der Profi vor den begeisterten Klubkollegen in Bad Tatzmannsdorf.

Der Mann rechts hat es inzwischen aufgegeben. Für den engagierten Buben links hinter Wiesberger ist der Schweinestall kein Thema.

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