Bernd Wiesbergers historische Chance

Aufgepasst! Vor Tausenden Zusehern im Valhalla Golf Club bewies Bernd Wiesberger seine Klasse.
Der Burgenländer hat reelle Chancen auf einen Sieg bei einem der vier größten Golf-Turniere der Welt.

Das österreichische Magazin Golfer fragte Bernd Wiesberger im Frühjahr, welches der vier Major-Turniere er denn am liebsten gewinnen würde? Die Antwort des Burgenländers: "British Open, Masters, US Open, PGA Championship – in dieser Reihenfolge. Wobei ich nicht enttäuscht wäre, sollte ich zuerst die PGA gewinnen."

Das ist natürlich eine feine Anekdote. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Denn: Als dieser Text veröffentlicht wurde, hatte Bernd Wiesberger die PGA Championship 2014 noch nicht gewonnen, der 28-Jährige hatte das letzte Major-Turnier des Jahres aber auch noch nicht verloren. In diesem Spannungsfeld, aufgebaut dank der sechsstündigen Zeitverschiebung am Schauplatz in Kentucky (USA), lag am Sonntag schon die eigentliche Sensation: Ein Österreicher hat vor dem Start der letzten Runde reelle Chancen auf den Sieg bei einem der vier größten und wichtigsten Golf-Turniere der Welt.

Ein Schlag trennte Wiesberger nach drei Runden vom führenden Turnierfavoriten Rory McIlroy, gemeinsam mit dem Weltranglisten-Ersten aus Nordirland bildet er am Sonntag die finale Spielpaarung des Zehn-Millionen-Dollar-Turniers.

"Eine neue Situation für mich. Ich weiß, was ich kann, wenn ich alles unter Kontrolle behalte, und ich werde versuchen, es zu genießen", sagte Wiesberger, nachdem er in Runde drei an der Seite des US-Stars und fünffachen Major-Gewinners Phil Mickelson fehlerfrei geblieben war (sechs unter Par).

Meilensteine

Bernd Wiesbergers historische Chance
Phil Mickelson of the U.S. holds the flag as Bernd Wiesberger of Austria putts on the 17th hole during the third round of the 2014 PGA Championship at Valhalla Golf Club in Louisville, Kentucky, August 9, 2014. REUTERS/Brian Snyder (UNITED STATES - Tags: SPORT GOLF)

Unabhängig vom Ausgang der letzten Runde hat der Oberwarter einen weiteren rot-weiß-roten Meilenstein in der Weltsportart Golf gesetzt. Nur kurz: Im Juni war er der erste Österreicher, der bei den US Open abschlagen durfte. Mit dem Antritt in Kentucky war er nun der Erste, der für drei Majors in einer Saison qualifiziert war. Noch am Freitag gelang ihm als erstem heimischen Golfer die Finalteilnahme (= Cut) bei einem Major-Bewerb auf amerikanischem Boden.

Der Untergrund ist fruchtbar. Zumindest im Golf sind die USA noch immer das Land der unbegrenzten Möglichkeit. "Amerika hat noch aus jeden Golfer einen besseren Spieler gemacht", sagte Wiesberger beim Turnier in Atzenbrugg im Juni.

Teures Lehrgeld hatte er zuvor bei seinen US-Auftritten bezahlt: Stets in letzter Minute qualifiziert, flog er spät über den großen Teich – und schnell wieder heim. Die Teilnahme an der PGA Championship 2014 stand dank der Weltrangliste lange fest. Wiesberger sah darin eine Chance für eine gezielte Vorbereitung. Die Chance dürfte er genützt haben – unabhängig von seiner Endplatzierung. Ausgeschlossen ist nicht, dass Markus Brier am Montag noch immer Österreichs erfolgreichster Major-Golfer ist (Rang zwölf bei der British Open 2007).

Wie sagte Bernd Wiesberger damals noch dem Magazin Golfer: "Markus auf seinem Level nachzufolgen, ist schon eine große Aufgabe."

Angenommen hat er sie.

Unter Österreichs Spitzensportlern zählt Bernd Wiesberger längst zu den Top-Verdienern. Verglichen mit dem burgenländischen Golf-Pro sind die österreichischen Skistars in Sachen Preisgeld (in Euro) selbst in ihren erfolgreichsten Wintern nur „arme Schlucker“.

Rot-weiß-rote Verdienstrangliste
Jürgen Melzer(Tennis) 2010 1,2 Mio.
Bernd Wiesberger (Golf) 2012 1,1 Mio.
Marcel Hirscher (Ski Alpin) 2011/2012 381.680
Anna Fenninger (Ski Alpin) 2013/2014 269.500
Gregor Schlierenzauer (Skispringen) 2008/2009 171.500

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