Basketball: Jakob Pöltl über seinen Last-Minute-Transfer nach Toronto

Hoch hinaus: Jakob Pöltl hat sich längst in der NBA etabliert
Der Wiener lebt vorerst im Hotel und erzählt, wie er sich von seinen Spurs-Teamkollegen verabschieden konnte.

In der vergangenen Woche hat es wieder einen österreichischen Sportler in einer US-Liga erwischt, der ohne sein Wissen quer über den Kontinent transferiert wurde - wie schon zuvor die NHL-Spieler Thomas Vanek (Buffalo, Montreal, New York, Detroit, Minnesota) oder Michael Grabner (Vancouver, Florida, New York, Phoenix).

Österreichs NBA-Star Jakob Pöltl verließ in den letzten Stunden der Transferzeit die San Antonio Spurs und kehrte zu den Toronto Raptors zurück, die er 2018 verlassen hatte.

Im Gespräch mit österreichischen Journalisten erläuterte der 27-jährige Wiener den Ablauf des Transfers und seine ersten Eindrücke von seiner alten und neuen Heimat am Lake Ontario.

Keine Zeit zum Nachdenken

Viel Zeit zum Nachdenken hatte Pöltl nicht. „Bei so einem Trade mitten in der Saison wird man mitten ins Geschehen geworfen. Ich wohne erstmal im Hotel, es fühlt sich noch wie ein Auswärtstrip an. Ich bin sofort in den Trainings- und Spielrhythmus eingestiegen.“

Es war ein Glück, dass er mit San Antonio auf einer längeren Auswärtsreise war. „Dementsprechend hatte ich viel Gewand in zwei Koffern mit. Vorübergehend bin ich mal ausgerüstet. Alles, was ich sonst noch brauche, wird so organisiert, dass es nachgeschickt wird.“

Da bekommt Pöltl auch Hilfe der Teams und muss sich vorerst nicht um die Übersiedelung kümmern.

Das Hotel in Toronto will er aber bald verlassen und vorübergehend in eine Wohnung ziehen. Ob er im Sommer dann ein Haus oder eine eigene Wohnung bezieht, hängt von seiner Zukunft bei den Raptors ab. Sein Vertrag läuft mit Ende dieser Saison ab, danach ist Pöltl Free Agent und kann im besten Alter wohl den Top-Vertrag seiner Karriere unterschreiben. Vom Marktwert her könnte er auf ein Jahresgehalt von knapp 20 Millionen Dollar steigen.

Der Marktwert

Pöltl betont: „Ich weiß von nichts. Aber es scheint so, als würde Toronto längerfristig mit mir planen. Sie kennen meinen Marktwert. Auch ich sehe mich durchaus länger in Toronto. Aber es wird viel davon abhängen, wie der Rest der Saison läuft.“

Erfahren hat Pöltl vom vollzogenen Transfer nach dem Spiel mit San Antonio in Toronto. Um Mitternacht, als der Center mit seinen Teamkollegen zum Essen war, rief Trainerlegende Gregg Popovich an. „Er hat es mir als Erster gesagt. Danach riefen gleich mein Agent und die General Manager der beiden Teams an. Am nächsten Tag war ich schon beim Training in Toronto, und wir haben alles organisatorische erledigt.“ 

Als Pöltl vom Trainingscenter zurückkam, reisten die Spurs gerade aus dem Hotel in Toronto ab. „Da konnte ich mich nochmal kurz verabschieden.“

Sportlich ist der Last-Minute-Transfer ein Aufstieg für Pöltl: San Antonio hat zuletzt fast immer verloren. „Die Entwicklung des Teams und die Leistung hatten eine höhere Priorität als das Resultat.“ Toronto ist hingegen voll im Kampf um die Play-offs. „Hier in Toronto zählt jeder Sieg, weil das Rennen um die Play-offs ziemlich knapp ist.“

Neue Rolle im Team

Seine Rolle im Team wird sich im Vergleich zu San Antonio auch ändern. Welche Erwartungen die Coaches an ihn haben? „Im Endeffekt läuft es darauf hinaus, dass ich dem Team helfen soll, Spiele zu gewinnen. Konkret haben wir noch gar nicht darüber geredet. Im Moment liegt der Fokus darauf, dass ich mich ans Team gewöhne, an das System, an die Defensivstrategie, an die verschiedenen Spielzüge. Das ist bis jetzt ganz gut gelaufen.“

Und Pöltl hat auch eine eigene  Zielsetzung: „Wir haben zwar viele große und physische Spieler, aber niemanden, der als echter Center auf dem Feld steht. Es ist auch meine Erwartung an mich selbst, dass ich diese Rolle erfülle.“

In Toronto gebe es „viele talentierte Spieler, die im Eins-gegen-Eins stark sind. Da werde ich mehr in anderen Situationen aushelfen und nicht so viel selbst kreieren. Das wird sich sicher auf die Statistiken auswirken, aber ich tue gerne meinen Job. Von dem her stört mich das nicht.“

Mit Freude blickt Pöltl auf die kulinarischen Vorteile in der kanadischen Metropole: „Erstens habe ich noch einige Freunde hier, und zweitens gibt es viele Lokale in Toronto, in denen man sehr gut und abwechslungsreich Essen gehen kann.“

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