Warum NBA-Profi Jakob Pöltl nicht "mehr Millionen rauskitzeln" will
So richtig angekommen ist Österreichs Bester noch nicht in der alten Heimat. Jakob Pöltl ist zwar am Dienstagabend in Wien-Schwechat gelandet, sein Gepäck aber steckt noch irgendwo auf dem Weg Richtung Europa fest. Selbst ein NBA-Star ist vor Unbill nicht gefeit, und so sitzt das Basketball-Ass aus Wien an der Alten Donau, ein schwarzes T-Shirt und eine schwarze Jogginghose müssen genügen.
Aber auf Luxus legt der 26-Jährige sowieso wenig Wert. Die Frage nach der Anreise zum inzwischen alljährlichen Medientermin beantwortet Jakob Pöltl mit „VW Golf“, und dass ein Sportler seiner Kragenweite nicht allgegenwärtige Werbefigur ist, das ficht den Center der San Antonio Spurs auch nicht weiter an. „Es gibt schon hin und wieder Anfragen, aber ich leg’ nicht viel Wert drauf, auf Plakaten zu sein. Die Prioritäten sind in Österreich halt andere als Basketball, und an dessen Stellenwert wird sich so schnell auch nicht viel ändern. Das liegt auch an den unterschiedlichen Zeitzonen, im Fernsehen werden die Spiele auch nicht übertragen.“
Positive Bilanz
Dabei ist dieser grundsympathische 2,16-Meter-Hüne ein Vorzeigevertreter seines Sports. Die bereits nach den Play-ins beendete Saison der Spurs bescherte Pöltl Rekorde, ein Plus an Verantwortung und neue Erfahrungen, die er auch im Nationalteam wieder einbringen möchte. Die EM-Qualifikationsspiele gegen Irland (30. Juni) und Zypern (3. Juli) „sind auf jeden Fall ein Thema. Es schaut gut aus, nur die Frage der Versicherung ist noch offen. Aber da wollen die Spurs und die NBA helfen.“
Zuvor steht für Jakob Pöltl sein Nachwuchscamp in Wien auf dem Programm, Familie, Freunde – und der Trainingsplan natürlich. „Es gibt immer etwas zu verbessern“, sagt der Nimmermüde, der sich bewusst ist, dass der einmonatige Urlaub wohl erst nach der Karriere denkbar sein wird. „Ein, zwei Wochen werden sich heuer wohl ausgehen“, sagt Pöltl, „aber die Off-Season ist eben nicht wirklich eine Off-Season. Von Montag bis Freitag habe ich meinen Trainingsplan. Aber ich kann es mir selbst einteilen: Wenn ich sage, ich brauche eine Woche Pause, kann ich eine Woche lang nichts tun. Ich habe das – glaube ich – ganz gut im Griff.“
Und doch: Dass er erst einmal beim Beachvolleyballturnier in Wien sein konnte, dass er noch nie auf dem Oktoberfest war ... „Es ist nicht so einfach mit dem Training in den USA“, sagt Pöltl.
Gute Aussichten
Ein Jahr läuft sein Vertrag beim Klub aus Texas noch. Und dann? Eine vorzeitige Verlängerung ist denkbar, aber auch ein Trade. Klar ist für Pöltl: „Noch ein paar Millionen mehr rauszukitzeln, ist nicht meine Priorität. Ich fühle mich wohl in San Antonio, die Chemie im Team ist toll, es macht wirklich Spaß. Ich bin sehr zufrieden.“
Mit Zukunftsfragen will sich der Wiener „frühestens am Ende der nächsten Saison beschäftigen“. Klar ist: Der Wettbewerb in der NBA ist hart. „Aber ich weiß, was ich zeigen kann und kenne meinen Wert. Und ich glaube, dass ich mich auch bei anderen Teams durchsetzen könnte.“ Von sich selbst wünscht sich Jakob Pöltl mehr Flexibilität, neue Tricks und mehr Optionen: „Ich habe keine Sorge, dass mir die Arbeit ausgeht.“
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