Die Landespolitik ist der Expertenkommission gefolgt, für die der Sport zu jenen Bereichen zählt, wo viele Cluster entstanden sind. Im Fußball wäre es vor allem die dritte Halbzeit in der Kantine gewesen. Der zuständige Landesrat Jochen Danninger (ÖVP) verteidigt die Maßnahmen: „Die von der Sanitätsdirektion vorgeschlagenen Maßnahmen, um die Covid-19-Infektionen einzudämmen, sind – neben anderen Maßnahmen wie das Gästeblatt in Wirtshäusern – notwendig, um einen landesweiten Lockdown zu verhindern, der weitere Arbeitsplätze gefährden würde.“
Viele Funktionäre wollen diese Argumentation aber nicht mehr gelten lassen. Zitat aus einem Brief an den Landesrat: „Allein was es bedeutet, eine Nachwuchsbetreuung und Ausbildung anzubieten, ist eine Mammutaufgabe für den Verein. Trainer zu finden und zu bezahlen, Busse für Auswärtsspiele zu finanzieren, Dressen waschen und vieles mehr. Wie glauben Sie, wird das finanziert? Natürlich aus dem Heimspiel der Erwachsenen.“
Schwer in der Kritik steht der zuständige Landesfußballverband. Trainer Schrager: „Vom Verband kommt nichts. Sie beschließen etwas, binden die Vereine dabei aber nicht ein.“ NÖ Präsident Johann Gartner versteht den Unmut: „Wir haben alles versucht, um einen Spielbetrieb mit Zuschauern zu ermöglichen. Leider wurden seitens der Politik alle Konzepte, die vorgebracht wurden, blockiert. Die Vereine waren bemüht, die Dinge mitzutragen, doch irgendwann reicht es.“
In den Wiener Amateurligen hofft man, dass überhaupt weiter gespielt werden kann. Die Zuschauerfrage sei nicht so entscheidend. Präsident Robert Sedlacek: „Ich finde es schlecht, wenn wir ohne Zuschauer spielen. Ich finde es noch schlechter, wenn wir gar nicht spielen.“ Die dritte Halbzeit sei in Wien kein Thema, „weil seit Jahren die Kantinenverkäufe rückläufig sind.“
Die SPÖ macht jetzt wegen dieser Sportregeln mobil. Rupert Dworak, NÖ Präsident des ASKÖ: „Der Weiterbestand von den 1.470 Jugendmannschaften in unserem Land, allein beim ASKÖ, ist mit einem Schlag nicht mehr gesichert. Deswegen werden wir nicht müde, einen Sportgipfel mit Vertretern der Verbände und Vereine einzufordern, um eine Lösung auf den Tisch zu bringen, welche den Fortbestand unserer Vereine gewährleistet.“ Gemeinsam mit seinen Parteikollegen aus dem Bund fordert er 1.500 Euro vom Land Entschädigung pro Geisterspiel. Dort sieht man aber vorerst das Sportministerium am Zug. Landesrat Danninger: „Seitens des Bundes brauchen unsere Vereine sehr rasch die Verlängerung des NPO-Fonds. Dieser 700-Millionen-Euro-Topf wird die Vereine, wenn die Richtlinien auch entsprechend der jetzigen Erfordernisse, angepasst werden, in der schwierigen Phase unterstützen.“
Aus dem Büro von Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) gibt es dazu Absichtserklärungen, aber noch keine Zusage. „Der Vizekanzler hat anklingen lassen, dass der Fonds verlängert wird“, sagt Pressesprecher Manfred Behr. Bisher haben 2.650 Sportvereine eine Zusage bekommen. Insgesamt sind bereits über 29 Millionen Euro geflossen.
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