Acht Sekunden fehlten Felix Großschartner zum Roten Trikot

Einer der Pechvögel des Tages: Felix Großschartner
Bis auf die letzten Meter war der Oberösterreicher virtuell Gesamtführender - doch dann drehte Primoz Roglic auf.

Hektisch ging es am Freitag bei der Spanien-Rundfahrt zu: Die 152 Kilometer von Gandía zum Balcón de Alicante waren mit sechs Bergwertungen gespickt, und die erste (erste Kategorie) wurde nach gerade einmal 15 Kilometern abgenommen. Wieder und wieder wurde versucht, eine Ausreißergruppe zu installieren, das Tempo war hoch – und das Feld flog auseinander.

Nach 30 Kilometern hatte sich dann endlich eine sechsköpfige Fluchtgruppe gebildet, bald darauf versuchten 25 Mann, zur Spitze aufzuschließen, unter ihnen auch Felix Großschartner aus dem Team Bora-hansgrohe. Das gelang bei Kilometer 55, und wenig später war der Vorsprung auf die Gesamtbesten so weit angewachsen (2:10 Minuten), dass der 27-jährige Oberösterreicher virtuell in Führung lag.

Titelverteidiger Primoz Roglic, der Mann im Roten Trikot, ließ die Gruppe gewähren – im Wissen um die eigene Stärke und um die weiteren Tage in Spanien, die ohne die Last der Gesamtführung deutlich leichter sind. Bei Halbzeit lagen 3:10 Minuten zwischen Spitze und Gesamtfavoriten – und noch vier Berge vor allen.

Acht Sekunden fehlten Felix Großschartner zum Roten Trikot

Da war Alejandro Valverdes Arbeitstag noch in Ordnung: Beim Start in Gandia

Pechvogel aus Spanien

Bei Kilometer 106 war der Arbeitstag des Straßenweltmeisters von Innsbruck jäh gestoppt: Der Spanier Alejandro Valverde erwischte in einer Rechtskurve mit dem Vorderrad ein Loch und landete hart auf dem Asphalt. Seine Movistar-Kollegen versuchten noch, den 40-Jährigen ins Ziel zu bringen, doch wenig später musste der Altstar mit Verdacht auf Schlüsselbeinbruch unter Tränen aufgeben.

An der Spitze setzte sich unterdessen eine Dreiergruppe ab und fuhr eine Minute Vorsprung auf Felix Großschartner und Kollegen heraus. Das Hauptfeld hatte die Raserei aufgegeben und begnügte sich mit mehr als viereinhalb Minuten Rückstand.

Acht Sekunden fehlten Felix Großschartner zum Roten Trikot

Sonnig und heiß: Der siebente Vuelta-Tag

Folgenschwerer Angriff

Pawel Siwakow (RUS/Ineos) drückte bei Beginn des vorletzten Anstiegs aufs Tempo, Michael Storer (AUS/Groupama-FDJ) und Lawson Craddock (USA/EF-Nippo) konnten zunächst noch folgen. Eine Minute vor der Gruppe Großschartner und fünf vor der Gruppe Roglic lag das Trio, 18 Kilometer waren noch zu absolvieren.

Siwakows Attacke blieb freilich nicht ohne Folgen: Storer und Craddock leisteten als Revanche keine Führungsarbeit mehr, und so kam die auf elf Mann geschrumpfte Gruppe Großschartner wieder heran. 16 Kilometer vor dem Ziel attackierte Siwakow erneut – und erlitt einen Defekt an der Schaltung. Nach kurzer Reparatur musste er seinen Mitstreitern hinterherhecheln. Craddock ging die Kraft aus, dafür pickte nun Siwakow am Hinterrad des Australiers.

Acht Sekunden fehlten Felix Großschartner zum Roten Trikot

Zeitfahr-Olympiasieger auf der Pirsch: Primoz Roglic (in Rot)

Der dritte Mann

Im Finale bekamen Siwakow und Storer Gesellschaft von Movistars Spanier Carlos Verona, und der Australier fand noch ein paar Körnchen für die letzten drei Kilometer, die er als Solist hinaufkletterte. Zwei Kilometer vor dem Ziel konnte Siwakow nicht mehr folgen, und Verona jagte nun Storer hinterher – allerdings vergeblich, 21 Sekunden fehlten am Ende, Pawel Siwakow verlor bereits 59.

Hinten beschleunigten Primoz Roglics Konkurrenten, ohne den Mann in Rot abschütteln zu können, vorne kam Felix Großschartner mit 1:32 Minuten Rückstand ins Ziel. Ob es reichen würde?

Nein! Die Raserei der Besten genügte, um Roglic doch noch die Gesamtführung zu retten. Acht Sekunden liegt der zweifache Vuelta-Titelverteidiger vor Felix Großschartner, so war es ein taktisch herausragender Tag für den Österreicher - aber auch einer mit einem bitteren Nachgeschmack.

Am Samstag geht es weitgehend flach weiter auf den 173,7 Kilometern von Santa Pola nach La Manga del Mar Menor, ehe der erste Abschnitt der 76. Vuelta am Sonntag abermals mit einer Bergetappe samt -ankunft endet.

Acht Sekunden fehlten Felix Großschartner zum Roten Trikot

Wer zuletzt lacht: Michael Storer am Ziel seiner Träume

7. Etappe (Gandía–Balcón de Alicante, 152 km): 1. Storer (AUS) DSM 4:10:13, 2. Verona (ESP) Movistar +21, 3. Siwakow (RUS) Ineos +59, 4. Kuss (USA) Jumbo-Visma +1:16, 5. Bardet (FRA) DSM +1:32, 7. Großschartner (AUT) Bora-hansgrohe gl. Zeit, 10. Polanc (SLO) Emirates +2:29, 15. A. Yates (GBR) Ineos +3:33, 16. Roglic (SLO) Jumbo-Visma, 17. Mas (ESP) Movistar, 18. Bernal (COL) Ineos, 19. López (ESP) Movistar alle gl. Zeit, 22. Wlasow (RUS) Astana-Premier Tech +3:46, 96. P. Gamper (AUT) Bora-hansgrohe +26:29, 102. Bayer (AUT) Alpecin-Fenix gl. Zeit.

Gesamt: 1. Roglic 25:18:25, 2. Großschartner +8, 3. Mas (ESP) Movistar +25, 4. López +36, 5. Polanc +38, 6. Bernal +41, 7. Haig +57, 8. Kuss +59, 9. Wlasow +1:06, 10. A. Yates +1:22, 53. Bayer +25:34, 147. P. Gamper +53:04.

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