Rekordsprinter Fuchs will ein "österreichisches Weltwunder" werden

Das nächste Zwischenziel ist erreicht: Markus Fuchs auf dem Weg nach oben
Der Niederösterreicher will seine 100-Meter-Bestzeit unter die Schallmauer von 10,0 Sekunden drücken. Auf der "Road to 9,99" verzichtet er auf fast alles.

Was hat der schnellste Mensch Österreichs am Tag nach seinem Rekordlauf über 100 Meter? Zeit. Viel Zeit. Die (Stopp)-Uhr, die das Leben des 27-jährigen Mödlingers Tag für Tag bestimmt, ignoriert er an diesem Freitag. „Ich habe nichts geplant. Es wäre mal schön, am Wochenende ohne Schmerzen aufzuwachen“, sagt Markus Fuchs zum KURIER.

An Schlaf war nicht zu denken, nachdem er Donnerstagabend die Strecke in St. Pölten in 10,08 Sekunden zurückgelegt hatte. Bereits im Vorjahr hatte er die rot-weiß-rote Uralt-Bestmarke von Andreas Berger aus dem Jahr 1988 (10,15) eingestellt, nun darf er sich ganz alleine „schnellster Mensch Österreichs“ nennen.

„Mir sind tausend Dinge durch den Kopf gegangen, als ich im Bett lag“, sagt Fuchs. Der Kopf sei klar gewesen: „Früher hätte ich schon einen Spritzer getrunken. Aber das passt nicht mehr zu meinem Trainingsplan. Gefeiert wird nach Saisonende.“

Entbehrungen

Dass die Entbehrungen erst irgendwann Ende September enden werden, nimmt der Topathlet gerne in Kauf. „Ich kannte es auch anders.“ Fuchs konnte nicht immer alles dem Sport unterordnen: Es gab eine Zeit, in der musste er vor oder nach dem Training im Einkaufszentrum als Verkäufer aushelfen, um in der Bahn zu bleiben.

Mit den 10,08 befindet er sich in der Jahresweltbestenliste knapp unter den Top 50. Für die WM im August sowie für Olympia 2024 gibt der Weltverband eine Zeit von 10,0 Sekunden für eine Teilnahme vor. „Das Niveau im Sprint ist abartig hoch“, sagt Fuchs, der mittlerweile meistens in Zürich trainiert.

„Road to 9,99“ nennt er sein Lebensprojekt. „Es klingt übertrieben, und es fehlt auch noch ein Stück bis dorthin. Aber ich glaube, dass ich die körperlichen Voraussetzungen dafür habe.“ Unter zehn Sekunden zu laufen, wäre ein „Weltwunder für Österreich“.

In der Leichtathletik erfordern kleinste Verbesserung größte Anstrengungen. „Es geht nur noch um Details, aber ich habe immer noch etwas gefunden.“ Etwa bei der Startposition. Er greift nun um ein paar Zentimeter breiter, dadurch befinden sich die Schulter um vier Zentimeter weiter vorne. „Wahnsinn, was das ausmacht.“ Laufen ist für ihn auch eine Wissenschaft.

Ex-Rekordler Andreas Berger nahm es übrigens sportlich. „Es wurde höchste Zeit“, sagt der Oberösterreicher, der seit gestern 62  ist. In seiner Altersklasse zählt er sowieso noch zu den Weltbesten. Für 100 Meter braucht er 12,89 Sekunden.

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