Schnellster Mensch Österreichs: Dem Traum ganz nah

Schnellster Mensch Österreichs: Dem Traum ganz nah
Markus Fuchs fehlen nur mehr 0,02 Sekunden auf den Uralt-Rekord über 100 Meter. Der Niederösterreicher hat dafür quasi das Laufen neu erlernt.

Es ist die einfachste Sportart der Welt, und genau darin steckt auch die gesamte Schwierigkeit des 100-Meter-Laufs. Jeder Mensch kennt diese Strecke, zig Millionen sind sie schon einmal gelaufen, sei es auf dem Schulsportplatz oder weil man die Straßenbahn nicht verpassen wollte. „Es ist ein verdammt gutes Gefühl, wenn man aufwacht und weiß, dass man der siebentschnellste Mensch des Jahres in Europa ist“, sagt Markus Fuchs.

Das Erweckungserlebnis hatte der 26-jährige Niederösterreicher Freitagfrüh, nachdem er am Vortag beim Leichtathletik-Meeting in St. Pölten für die 100 Meter 10,17 Sekunden benötigt hatte. Nur ein Österreicher war je schneller: Über den 10,15 von Andreas Berger aus dem Jahr 1988 hängt der dunkle Schatten eines späteren Dopingverstoßes.

„Ich hab’ schon als Kind davon geträumt, der schnellste Österreicher zu sein“, sagt Markus Fuchs und fügt rasch hinzu: „Jetzt ist es kein Traum mehr, sondern ein realistisches Ziel.“ Noch vor drei Jahren hatte der Mödlinger anders geklungen. Die Beschleunigung Richtung nationaler Bestmarke sei „alles andere als ein Katzensprung“, seine Bestzeit lag damals bei 10,35.

Fuchs glaubte an sich und sein Potenzial („meine beste Zeit kommt erst“), andere taten das nicht. 2015 wurde er aus dem Kader des Heeressportsystems gestrichen. Um sportlich und finanziell über die Runden zu kommen, musste er zwischen den Trainingsblöcken in einem Einkaufszentrum arbeiten. Diese Erfahrungen haben den Sprinter unabhängiger gemacht. Er ist zwar längst wieder Heeressportler, hat mangels Konkurrenz aber vor einem Jahr das Weite gesucht. Seine internationale Trainingsgruppe befindet sich in Zürich, wohin er jede dritte Woche pendelt.

Gemeinsam wird am perfekten Lauf getüftelt, der laut Fuchs aus 1.000 Puzzleteilen besteht. De facto hat Österreichs Nummer eins in Zürich das Laufen neu erlernt. Wenn Fuchs von der Technikumstellung, seinem neuen Laufbild und der geänderten Hüftposition spricht, dann ahnt man, wie viel Arbeit in den letzten 0,02 Sekunden bis zum österreichischen Rekord noch steckt.

300 Euro Preisgeld

Möglichkeiten dazu gibt es heuer einige. Die Staatsmeisterschaften auf seiner Lieblingsbahn in St. Pölten am 26. Juni, die auch als Stichtag für die WM im Juli in den USA gelten, oder die Europameisterschaften Mitte August in München. Das EM-Limit liegt zwar bei unglaublichen 10,16 Sekunden (vor sechs Jahren reichten noch 10,38), unter die schnellsten 36 des Jahres aus Europa dürfte es Fuchs mit den 10,17 bereits geschafft haben. Unglaublich sei das Gefühl gewesen, „genau dafür bin ich Leichtathlet geworden“, sagt Markus Fuchs. Das Preisgeld in St. Pölten konnte da ohnehin nicht mithalten. Für den Sieg gab es 300 Euro.

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