Ulrich Tukur

Ulrich Tukur
Das NS-Drama "Rommel", das Anfang November über die Bildschirme ging, war ein höchst umstrittenes Film-Werk. Unbestritten war hingegen die Leistung des Darstellers Ulrich Tukur. Dafür wurde er nun für die Goldene ROMY in der Kategorie Schauspieler nominiert.

Tukur wurde 1957 als Ulrich Gerhard Scheurlen geboren. Nach dem Wehrdienst studierte er Germanistik, Anglistik und Geschichte an der Universität Tübingen und arbeitete unter anderem als Musiker. Dabei wurde er für die Bühne entdeckt und begann 1980 an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart eine Ausbildung in Schauspiel. Nach Beendigung des Schauspielstudiums 1983 wurde er von den Städtischen Bühnen Heidelberg engagiert.

Die Begegnung mit Peter Zadek brachte Tukur 1984 den Durchbruch am Theater: Zunächst spielte er an der Freien Volksbühne Berlin als SS-Offizier Kittel in Joshua Sobols Stück "Ghetto". Später gingen beide ans Deutsche Schauspielhaus in Hamburg - Zadek als Intendant und Tukur von 1985 bis 1995 als Ensemblemitglied. Insbesondere konnte Tukur unter Zadek in Shakespeares "Wie es euch gefällt", als Marc Anton in Shakespeares "Julius Cäsar", in Zadeks Inszenierung der "Lulu" von Frank Wedekind als Alwa Schön sowie als "Hamlet" in der Inszenierung von Michael Bogdanov überzeugen. 1986 wurde er von den deutschen Theaterkritikern zum Schauspieler des Jahres gekürt. Von 1995 bis 2003 leitete er zusammen mit Ulrich Waller als Intendant die Hamburger Kammerspiele, die er mit der Rolle des Beckmann in Wolfgang Borcherts "Draußen vor der Tür" eröffnete. Ulrich Tukur ist Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg.

Noch zu Studienzeiten ermöglichte ihm Michael Verhoeven erstmals in einem Film mitzuwirken: In "Die weiße Rose" spielte er den Studenten und Angehörigen des Widerstandskreises gegen die NS-Diktatur,Willi Graf. Dem folgte Reinhard Hauffs Berlinale Gewinnerfilm "Stammheim – Die Baader-Meinhof-Gruppe vor Gericht" (1986) mit Tukur als Andreas Baader.

Zu den Highlights seiner weiteren Leinwandlaufbahn gehören etwa "Mutters Courage" (1995, Regie: Michael Verhoeven), "Bonhoeffer – Die letzte Stufe" (2000, Regie: Eric Till) und "Der Stellvertreter" (2002, Regie: Constantin Costa-Gavras). Auch international ist Ulrich Tukur längst ein Star, drehte mit Harvey Keitel "Taking Sides – Der Fall Furtwängler" (2002, Regie: István Szabó) und mit George Clooney "Solaris" (2002, Regie: Steven Soderbergh). Für seine Leistungen im Oscar-prämierten Drama "Das Leben der Anderen" (2006, Regie: Florian Henckel von Donnersmarck) und in der Titelrolle des "John Rabe" (2009, Regie: Florian Gallenberger) wurde er mit zwei Deutschen Filmpreisen geehrt. Letztere Produktion bescherte ihm auch 2008 den Bayerischen Filmpreis. Ferner bekam er auch die Goldene Kamera und den Adolf-Grimme-Preis. Zudem spielte Tukur in Michael Hanekes mit der Goldenen Palme ausgezeichneten "Das weiße Band".

Auch fürs Fernsehen entstanden inzwischen zig Produktionen, in denen Tukur seine Wandlungsfähigkeit zeigen konnte: Dazu gehören etwa der Zweiteiler "Das Milliardenspiel" (1989) von Peter Keglevic, "Nikolaikirche" (1996) von Frank Beyer und "Die Luftbrücke – Nur der Himmel war frei" (2005) von Dror Zahavi. Weiterhin brillierte er in Jo Baiers "Stauffenberg" (2004), unter der Regie von Dieter Wedel in "Mein alter Freund Fritz" (2007) und als Serienmörder in "Der Mann, dem die Frauen vertrauten" (2008). 2009 stand er erstmals als LKA-Ermittler Felix Murot für den "Tatort" vor der Kamera. Im Herbst 2013 soll der insgesamt dritte Murot-Krimi folgen.

1995 gründete der Vollblut-Musiker die Tanzkapelle Ulrich Tukur & Die Rhythmus Boys, mit der er viele Tourneen gespielt und verschiedene Tonträger veröffentlicht hat. Die "demokratische Tanzkapelle" spielt Eigenkompositionen und Evergreens, mit Tukur als Sänger, Pianist und Akkordeon-Spieler.

2007 gab Tukur sein Debüt als Autor. Im Claassen-Verlag erschien sein Erzählband "Die Seerose im Speisesaal – Venezianische Geschichten", eine Hommage an die Lagunenstadt Venedig.

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