"Der Tag der Wahrheit": Wie es in der Formel 1 weitergeht

Andrea Schlager und Andi Gröbl
Andrea Schlager und Andi Gröbl gehen in ihre zweite Formel-1-Saison bei ServusTV. Die beiden Reporter über ihre ROMY-Nominierung, die Konkurrenz zum ORF und ihre Leidenschaft für den Motorsport.

* Unten finden Sie eine Langfassung des Interviews *

Im Sportfernsehen gibt es das beliebte „Phrasenschwein“, in das symbolische Euros wandern, wenn es allzu floskelhaft wird. Wenn Andi Gröbl im Interview sagt, „der große Sieger ist das Publikum“, dann mag das nach einer typischen Phrase klingen, sie wird aber mit Leben erfüllt.

Seit dem Vorjahr überträgt ServusTV die Formel-1-Rennen – alternierend mit dem ORF – live. Kommentieren muss Gröbl auch jene Rennen, die zeitversetzt gesendet werden. Für ihn „so gut wie kein Unterschied, weil ich habe ja auch nur einen Schuss. Du bist da so in diesem Tunnel drinnen und letztlich ist es egal, ob du das nur für deine Oma kommentierst oder für Millionen Leute, der Anspruch an einen selbst ist immer der gleiche.“

Auch das Re-Live bringe dem Privatsender ausgezeichnete Marktanteile, meint Gröbl, weil viele, die im Sommer aus den Bädern zurückkehren, dann noch das Rennen schauen wollen.

An der Rennstrecke

Auch Andrea Schlager bringt ihre Motorsport-Expertise ein, wenn sie in der Boxengasse mit Christian Klien die Rennen analysiert und die Stars der Königsklasse interviewt.

Die Knittelfelderin (Stmk) ist quasi an der Spielberger Rennstrecke aufgewachsen – und hat beim Österreich-Grand-Prix schon mit 16 Jahren bei der großen Formel-1-Welt schnuppern dürfen. Als Ticket-Abreißerin, wie sie erzählt. „So etwas prägt einen“, sagt Schlager über den Ferialjob. „Ich kann mich noch erinnern, wie ich da oben auf der Gösser-Tribüne gestanden bin. Und du siehst da runter aufs Fahrerlager. Auf einmal siehst du die große Welt, das war für mich unfassbar toll. Und dann fährst du fünf Minuten mit dem Radl nach Hause und sitzt mit den Eltern beim Abendessen.“

Das habe „definitiv was gemacht“ mit ihr, „ich hab’ immer sehr viel Positives mit der Formel 1 verbunden und alle möglichen Jobs rund um die Formel 1 gemacht.“

Als Schlager Tickets abriss, inhalierte Gröbl denselben Benzingeruch, allerdings bereits als ORF-Reporter. Als seine Kollegin ins Erzählen kommt, fragt der Gitarrist und Bandleader: „Warst du 2002 und 2003 auch dort, als ich mit dem Eddie Jordan im Zelt aufgetreten bin?“

Das klingt dann beinahe wie eine Anekdote von Heinz Prüller, bei dem Gröbl das Handwerk lernte. Von 1998 bis 2003 war er mit der ORF-Legende unterwegs. „Er war der Antrieb für mich, zum Fernsehen zu gehen, weil ich mir auch gedacht habe: Das gibt es ja nicht, was der alles nicht sieht. Dem Mann muss man helfen“, scherzt der Niederösterreicher über Prüllers legendäre Eigenheit, trotz turbulentesten Rennverlaufs Storys von früher zu erzählen.

Austrian Grand Prix - Qualifying - Red Bull Ring

Andrea Schlager mit Ex-F1-Pilot Christian Klien an der Rennstrecke

Legenden

„Jeder, der in unserer Branche arbeitet, müsste ihm eigentlich ein Denkmal bauen“, sagt Gröbl. „Leider gibt es nur noch eine Handvoll echter Legenden. Mein guter Freund Peter Elstner ist letzten Sommer gestorben. Der große Sigi Bergmann ist ihm dieser Tage nachgefolgt. Mit ihm durfte ich auch eng zusammen arbeiten. Prüller, Elstner, Bergmann, das sind die Originale. Der Rest von uns, wir sind bestenfalls bemühte Imitate, das muss man klar anerkennen. Aber nicht, weil wir zu patschert sind, sondern weil die Zeit eine andere ist. Ich bin stolz, von diesen Größen als Partner akzeptiert worden zu sein.“

Mit seinen Ideen fürs TV überzeugte er damals auch Prüller. Gröbl: „Er hat mich und die Tanja Bauer zuerst argwöhnisch betrachtet, und uns ein bissl abgeklopft, wie es so seine Art war. Und irgendwann hat er uns dann ins Herz geschlossen.“

Viel aufgebaut

Heute ist Bauer Chefin des Servus-TV-Formel-1-Teams. „Es ist eine Mega-Truppe, die sie zusammengestellt hat, mit sehr viel Feingefühl und sehr viel Menschenkenntnis“, sagt Kollegin Schlager.

Sie selbst präsentiert seit sieben Jahren Motorradrennen auf ServusTV und begleitete die großen Erfolge von Dominic Thiem im Tennis.

„Wir haben mit der MotoGP und generell im Sport über die letzten sieben Jahre sehr viel aufgebaut. Da war es für mich sehr überraschend, dass wir nach einem Jahr Formel 1 sofort für die ROMY nominiert werden.“ Das zeige die Zugkraft der Formel 1, die immer ihr „ganz großer Traum“ gewesen sei.

Ob zum ORF ein Konkurrenzdenken bestehe?

„Überhaupt nicht“, sagt Schlager. „Den Ernst Hausleitner kenne ich seit Ewigkeiten. Wir essen zusammen, man tauscht sich aus, wie es dem anderen geht.“ Für den bisherigen Platzhirschen, den ORF, sei es natürlich „eine komplett neue Situation.“

Gröbl, der sich ebenfalls über seine ROMY-Nominierung freut („ein Adelsprädikat in unserer Branche“), sieht das „Quotenduell“ als nette mediale Zuspitzung, nicht mehr. Dennoch müssten sich beide Sender anstrengen, „so gesehen ist der große Sieger das Publikum“.

Da ist sie, die Phrase. Aber sie wird mit Leben erfüllt.

Denn Gröbl sieht einen entscheidenden Vorteil: "Ich habe schon vor einem Jahr gesagt: Vergesst's alle diese Duelle und wer es besser, schöner und sympathischer macht. Das andere Szenario wäre gewesen, dass das Produkt ins Pay-TV abwandert und es niemand mehr im Free-TV macht. Dann würde es in Österreich genauso finster ausschauen wie in anderen europäischen Ländern, von Deutschland angefangen."

Das gesamte Interview (bitte einzelne Themenbereiche anklicken)

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