Ist der Portugal-Grand Prix so etwas wie ihr zweiter Heim-Grand Prix? Sie haben ja länger hier gelebt
Portimão ist schon noch einige Kilometer weit entfernt von jener Kleinstadt bei Lissabon, wo ich mein Zuhause hatte. Das unterscheidet die Situation von meiner in Knittelfeld und Spielberg. Aber ja, Portugal war so etwas wie meine zweite Heimat. Ich bin übers Surfen dorthin gekommen und habe acht Jahre dort gelebt. Ich habe in der Zeit jedoch immer in bzw. für Österreich gearbeitet. Es war das ursprünglich so ein Sehnsuchtsort, bei dem ich mir gedacht habe, da möchte ich einmal leben - und hab das mit 28 umgesetzt. Da hat sich dann auch so etwas wie eine zweite Familie entwickelt, und es war mein absoluter Rückzugsort. Es ist ja bei mir in den ersten Jahren bei ServusTV so viel passiert: Ich habe zunächst Frühstücksfernsehen gemacht, dann kamen schon die Olympischen Spiele, die Fußball-WM in Brasilien und einiges mehr. Portugal war der Platz, wo ich alles, was da so auf mich hereingeprasselt ist, verarbeiten habe können. Ich bin da manchmal einfach bis zum Sonnenuntergang am Wasser gesessen und konnte für mich sein. Das waren ganz schöne, wichtige Jahre und das ist immer noch ein Daheim für mich.
Sie sind tatsächlich in der Nähe des Red Bull Rings aufgewachsen und haben bei Bernie Ecclestone gearbeitet?
Es ist beides richtig. Mein Elternhaus ist nur fünf Minuten vom Red Bull Ring entfernt. Deshalb hab ich sehr früh, mit 15, begonnen, für Christoph Ammann, der Ticketing und Security organisiert, zu arbeiten. Als ich 18 war, ist dann in einem Department im Ecclestone-Umfeld eine Assistentin ausgefallen. Weil ich schon damals einige Fremdsprachen gut gesprochen habe, hab ich den Job bekommen. Ich habe überhaupt sehr lang immer wieder in der Formel 1 Ferienjobs gehabt und mich zunächst dort viel besser ausgekannt als in der MotoGP. Mittlerweile weiß ich überall Bescheid (lacht). Die Erfahrungen damals mit der Formel 1 waren auch mit ein Grund, warum ich in den Sportjournalismus gegangen bin. Ich hab sogar noch vor dem Sportjournalismus-Studium ein ORF-Assessmentcenter gemacht, um in die Formel 1 zu kommen. Denn das war immer ein Ziel von mir. Davon wusste man auch bei ServusTV. Deshalb bin ich auch zum Zug gekommen, als wir mit Motorsport begonnen haben.
Es geht nun für ServusTV auch darum, ein eigenes Profil als Formel 1- Sender zu entwickeln. Es ist ja nun mal so, dass der „Junior-Partner“, also der ORF, der wesentlich erfahrenere ist, weil er seit Jahrzehnten berichtet. Dazu kommt als Konkurrent noch Sky, die sich auch nicht lumpen lassen und zeitweise auch noch RTL. Was macht Servus aus?
Wir sind bei ServusTV ein gut durchmischtes, tendenziell eher junges Team. Wir haben, was den Sport betrifft, inzwischen einen eigenen, sehr persönlichen Zugang entwickelt. Das hat auch die MotoGP in den vergangenen Jahren schon gezeigt - unser Fokus liegt auf den Sportlern, wir wollen zeigen, was sie ausmacht und die Storys dahinter bringen. Wir wollen also neben dem Sportlichen auch einen hohen Unterhaltungswert bieten. Es ist uns so bei der MotoGP gelungen, den absoluten Hardcore-Fan zu binden, der bei ServusTV seine Infos bekommt, aber auch jene heranzuholen, die zufällig bei Übertragungen vorbeizappen. Die Quote belegen das. Ich hoffe, dass uns das auch jetzt in der Formel 1 gelingen wird. Der Auftakt war schon mal nicht schlecht.
Welche Rolle sehen Sie da für sich?
Meine Rolle ist es, komplexe Sachverhalte auch mal herunter zu brechen. Ich bin die Mittelsfrau, die auf der einen Seite die Experten hat, aber auf der anderen Seite natürlich für den Zuseher da ist und entsprechend nachfragt und zwar ohne Genierer. Darin sehe ich ganz klar meine Aufgabe. Was mir dabei großen Spaß macht, ist der Zugang zu Sportlern, zu Team-Managern usw., weil mich deren Arbeit und Meinung tatsächlich interessiert. Ich würde sagen, vom Stil her, führe ich eher Gespräche als Interviews. Ich halte nämlich von ritualisierten Fragen nichts. Gerade in Zeiten von Social Media, wo alles verfügbar geworden ist, muss man den Zusehern anderes bieten. Bei Gesprächen erfährt man viel mehr über die Menschen und nichts Anderes sind auch Sportler.
Gibt es jemanden in diesem Zirkus, auf den Sie als Journalistin sehr gespannt sind?
Das ist ganz klar Mick Schuhmacher. Ich hab ja schon mehrfach Interviews in der Formel 1 geführt und in der MotoGP sowieso. Das klingt vielleicht seltsam, wenn ich sag, Lewis Hamilton und Co. kenn‘ ich schon. Aber Mick Schuhmacher ist mit dieser Geschichte, die ihn umgibt und auch der Dramatik, die dem innewohnt, wirklich jemand, auf den man gespannt sein kann. Ich glaube, dass das ein unglaublich smarter junger Mann ist und freue mich, mit ihm Gespräche zu führen, seine Sicht der Dinge kennenzulernen und zu sehen, wie er so tickt. Dass sein Einstieg gerade jetzt im ersten Jahr von ServusTV passiert, ist ein Highlight dieser unserer ersten Saison.
Bei der MotoGP haben Sie schon mal auf einer Ducati ihre persönliche Testfahrt gemacht. Wie schaut’s in der Formel 1 damit aus, was ist in Planung?
Schauen wir mal, was sich so ergibt oder in welche Situationen mich meine liebe Redaktion wieder rein manövriert. Aber ja, sicher, ich mach alles mit. Ich habe ja selbst einen Auto-Deal als Markenbotschafterin von Cupra, da wird es sicher die eine oder andere Testung geben. Also bei schnellen Autos sage ich nie nein und bei der Formel1, da lasse ich mich mal überraschen.
Sie sind ja sehr umtriebig auf den sozialen Medien, insbesondere Instagram. Das ist schon eine Art Geschäftszweig geworden. Wie ist das entstanden?
Ich habe Instagram, als es losging, schon sehr cool gefunden. Da gibt es schöne Bilder und weniger Herumgequatsche wie auf Facebook. Dazu kommt, dass es für mich einfach ist, so einen Kanal zu bespielen. Durch meinen Job reise ich viel und komme auf relativ einfache Weise zu coolen Fotos und Stories. Ich hab nach und nach festgestellt, dass das Leute interessant finden und man sie so ein wenig mitnehmen kann. Was ich dabei spannend finde ist, man entscheidet selbst, was man dort teilt. Bei mir ist das Dienstliches und es sind meine Tiere. Meine Familie halte ich hingegen komplett raus. Das ist bis jetzt alles sehr respektvoll abgelaufen und macht mir Spaß. Natürlich kommen jetzt mehr und mehr Anfragen.
Das stelle ich mir aufwändig vor?
Seit kurzem habe ich deshalb jemanden, der mir nahesteht, als Management, das mir gewisse Dinge abnimmt. Man weiß dort, wie ich ticke, was ich mit Spaß macht und was ich machen will und was nicht. Instagram bespiele aber nach wie vor ausschließlich ich selbst. Es ist fast von allein auch ein wenig zum Business geworden, aber was dort zu sehen ist, soll authentisch bleiben und den Leuten auch einen Mehrwert bieten. Zum Beispiel habe ich, dort für meine Tiere - zwei Pferde und ein Hund - auch schon Tipps bekommen. Von Cupra wurde ich tatsächlich auch über Insta angesprochen. Aber alles, was dort stattfindet, soll authentisch bleiben und darüber mach ich mir auch viele Gedanken.
Das zeigte auch Ihr Post zum Ableben von Fausto Gresini zeigt. Der Weltmeister und MotoGP-Teamchef starb Anfang des Jahres mit nur 60 an Covid.
Fausto war für mich tatsächlich ein sehr wichtiger Mensch im Fahrerlager. Wenn die Kameras aus waren, dann hat er viel erzählt – Gustl Auinger war sehr nah mit ihm. Als er gestorben ist, das hat mich wirklich betroffen gemacht. Das ist jetzt ein Platz, der leer bleibt.
Wenn Sie sich entscheiden müssten: MotoGP, Formel 1 oder ein PS, was wird’s?
Bei dieser Auswahl gibt es kein „entweder oder“ für mich. Wenn man es will, ist alles möglich, das ist mein Zugang (lacht).
Danke für das Gespräch.
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