Teneriffa: Umweltaktivisten bauen berühmte Steintürme ab

Auf Instagram sind die Steintürme ein beliebtes Fotomotiv, der Umwelt fügen sie laut Umweltschützern Schaden zu.

Es ist ein ungewöhnliches Bild: An die 150 Erwachsene schreiten zwischen mindestens ebenso vielen Steintürmen hindurch – und bauen diese ab. Fein säuberlich, Stein für Stein.

Diese Szenen spielten sich kürzlich am Rande des Playa Jardín in Puerto de la Cruz auf der Kanarischen Insel Teneriffa ab. Was wie eine vermeintlich bizarre Aufräumaktion wirkt, ist eigentlich Umweltschutz. Das berichtet das deutsche Magazin Spiegel in seiner Onlineausgabe.

Instagram-Hotspot

Die gestapelten Steine sind das Wahrzeichen des Strands an der nordwestlichen Küste der Insel. Sucht man auf Instagram nach dem Hashtag #playajardin spuckt das soziale Netzwerk Hunderte Bilder der Steinstapel aus.

Als Fotomotiv könnten die steinernen Türmchen nun bald passé sein.

Mit der Kampagne #pasasinhuella ("Hinterlasse keine Spur") wollen Umweltaktivisten den Schaden, den die menschengemachten Konstruktionen dem Ökosystem zufügen, minimieren.

In einem YouTube-Video der Aktion schildert ein Biologe, wieso die Steintürme für die Natur zum Problem werden können: "Unter den Steinen leben Tiere wie Spinnen, Insekten oder Eidechsen, die ohne die Steine kein Obdach haben", zitiert der Spiegel Pedro Luis Sánchez, der im Nationalpark El Teide auf Teneriffa arbeitet. Auch Pflanzenarten, die sich normalerweise zwischen den Steinen ausbreiten, würden entwurzelt, wenn die Steine aufeinandergestapelt werden.

Sie Steinstapel werden keinesfalls willkürlich abgebaut – oder gar umgestoßen. Die Freiwilligen nehmen einen Stein nach dem anderen ab und legen ihn zurück auf den Boden.

Gegenbewegung

Der Vorstoß der Umweltschützer bleibt ein Tropfen auf dem heißen Stein. Denn laut einem Bericht der Lokalzeitung El Día sollen Urlauber bereits wenige Tage nach der Aufräumaktion die Skulpturen bereits wieder teilweise aufgebaut haben.

Auch auf Instagram machen Touristen ihrem Ärger über das Zunichtemachen der Steintürme teilweise Luft: "R.I.P. Steinmännchen am Strand von Playa Jardín in Puerto de la Cruz...manchmal muss man Umweltschützer nicht verstehen! Sie haben alle Steinmännchen zerstört, weil sie den Spinnen und Echsen den Lebensraum stehlen sollen! Kümmert euch lieber um Plastikmüll und andere Umweltsünden!!!! ...ich bin entsetzt...unser Steinmännchen hat erst 4 Wochen dort gestanden", schreibt eine Userin dort etwa.

Unbedacht

Ein Sprecher der Naturschutzorganisation WWF appelliert im Interview mit dem Spiegel an die Vernunft der Urlauber: "Wer in der Natur unterwegs ist, sollte sich bewusst sein, dass er sich gewissermaßen im Zuhause anderer bewegt. In diesem Fall im Lebensraum von Pflanzen, Eidechsen, Insekten oder Schlangen."

Die Umweltschutzaktion am Playa Jardín sei sinnvoll: "Man fragt sich sowieso, warum man als erwachsener Mensch überhaupt mit Steinen herumspielen muss – und warum viele überall ihre Spuren hinterlassen müssen."

Anderorts sei die potenzielle Gefahr, die von den Steintürmen ausgeht, jedoch differenzierter zu bewerten. Im Gebirge können vereinzelte Steintürme etwa wichtige Wegmarkierung darstellen: "Diese Steinmännchen sollte man auf jeden Fall stehen lassen", heißt es vonseiten des WWF. Ausufern dürfe das Phänomen auch in bergigen Regionen nicht.

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