Sylt: Nichts für Warmduscher
"Wenn ich im August mit meinem Auto auf Sylt unterwegs bin, drehen sich alle nach mir um", sagt der Nordfriese Rolf Paulsen mit einem schelmischen Grinsen. Der Nationalpark-Watt-Führer fährt "einen popeligen Opel", der aus dem Meer von Porsche Cayennes und Mercedes-Karossen heraussticht, die die Reichen und Schönen mit auf die Insel bringen. Die meisten haben Hamburger oder Münchener Kennzeichen. Viel altes Geld sei auf der Insel, auf der Grundstücke so teuer sind wie nirgendwo sonst in Deutschland.
Der Lachmöwe, die ihren charakteristisch schwarzen Kopf zu den Spaziergängern am Watt dreht, wird es egal sein. Sie sucht nach Krabben. Dafür hat sie sechs Stunden und 15 Minuten Zeit, dann kommt das nächste Hochwasser und bringt Nachschub an Krabben. Danach wird sich das Wasser für sechs Stunden und 14 Minuten wieder zurückziehen. Ein Naturschauspiel, das Neo-Insulanern zum Verhängnis werden kann, wenn das Wasser schneller zum Ufer drängt, als sie mit ihren Gummistiefeln rennen können. Einheimische wissen, dass sich der Zeitpunkt, zu dem das Hochwasser kommt, im Vergleich zum Vortag jeden Tag um eine Stunde nach hinten verschiebt.
Sylt ist nichts für Warmduscher. Die "Königin der Nordsee" ist rau, windig und wenn man Pech hat, sind die vielen Sonnenuhren auf der Insel über Tage hinweg antriebslos. Eine willkommene Ausrede, um in einem der gemütlichen, reetgedeckten Kapitänshäuser abzutauchen. Früher lebten hier die Walfänger, die entweder mit den Taschen voller Geld oder gar nicht mehr von der hohen See zurückkamen.
Friesenwall und Reetdach
Ihre Frauen haben die Grundstücke mit einem Friesenwall abgegrenzt – das sind 60 Zentimeter hohe Steinmauern. Heute gibt es hier weder Walfänger noch genügend Steine oder Reet. Wird ein Haus neu eingedeckt, kommt das Reet aus Osteuropa oder China, die Steine für den Wall werden aus Dänemark angekarrt.
Knistern im Kamin
Die Atmosphäre im Hotel ist leger, Kinder laufen durch die Lobby, das Feuer knistert im Kamin, ein Labradorwelpe lässt sich geduldig mit einem jener Handtücher abrubbeln, die für die Vierbeiner in der Eingangshalle gestapelt sind.
"Wir wollen nicht wie Pinguine vor dem Gast stehen", betont Hotel-Direktor Christian Siegling. Weiße Tischdecken gibt es keine, dafür so ziemlich jedes deutschsprachige Magazin. Wer will, kann sich ein Fahrrad ausleihen und damit durch die Dörfer und entlang der Küste fahren. Große Steigungen sind nicht zu befürchten. Die höchsten Erhebung ist die Uwe-Düne mit 25 Höhenmetern.
Wer trotzdem Erholung braucht, taucht in Severins-Wellness-Bereich mit Hamam ab. Spa-Managerin Marlies wurde gerade zur besten ihrer Zunft im deutschsprachigen Raum ausgezeichnet.
Hotel Severin*s Resort & Spa in Keitum (5*-Superior) liegt am Wattenmeer, 62 Zimmer und Suiten (40 bis 200 Quadratmeter) sowie Villen mit eigenem Wellnessbereich, das Hotel bietet einen 2000 Quadratmeter Spa-Bereich, Gastronomie mit Sylter Küche www.severins-sylt.de
Essen & Trinken Den Klassiker, die Sylter Friesentorte mit Schlag, Pflaumenmus und Blätterteig, gibt es in vielen Varianten. Für Kaffee und Kuchen (Riesen-Stücke, die sich die meisten Gäste teilen) ist die Kupferkanne in Kampen bekannt (Espresso 3,80 €, Cappuccino 4,50 €, Apfelkuchen 3,90 €)
– zum Kaffee bietet die Kupferkanne bei Schönwetter einen guten Blick aufs Wattenmeer.
– Landhaus Severin*s am Morsum Cliff und damit mitten im Naturschutzgebiet (Backfisch um 24,90 €) zum Abendessen. Im Landhaus gibt es auch Gästezimmer.
Auskunft www.sylt.de
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