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Herbst-Romantik mit Schüttlern und Kuss-Brücken

Herbst-Romantik mit Schüttlern und Kuss-Brücken
Die Neuengland-Staaten haben zum „Indian Summer“ nicht nur bunte Blätter zu bieten. Sie sind auch Ausgangspunkt für spannende Zeitreisen durch die amerikanische Geschichte.

Sie sind halb so groß wie Deutschland und gelten als Wiege der unabhängigen USA: die sechs Neuengland-Staaten Connecticut, New Hampshire, Maine, Massachusetts, Rhode Island und Vermont. Im Herbst, wenn die Ahornbäume einen bunten Farbenrausch in die beschauliche Landschaft entlang der gemütlich dahinschlängelnden Landstraßen zaubern, sind sie geniales Reiseziel für Romantiker, Naturfans und historisch Interessierte. Der KURIER hat sich zu Beginn des „Indian Summers“ ab Boston auf die Spuren der ersten Siedler begeben und einige Insider-Tipps erkundet:

Herbst-Romantik mit Schüttlern und Kuss-Brücken
Neuengland
„Ententour“ durch Boston:Die Hauptstadt von Massachusetts ist eine Stadt, in die man sich verlieben kann. Der Mix aus europäisch anmutenden Vierteln mit vielen Pubs und weitläufigen Parks, Hochhäusern, schrägen Typen sowie den gepflegten Promenaden am Charles River bezeugen: Hier ist das Geld zuhause und die Lebensqualität groß. Ich gebe mir Boston aus der „Entenperspektive“: Käpt’n Mack führt mich mit einem Amphibienfahrzeug aus dem Zweiten Weltkrieg auf Zeitreise durch die facettenreiche Stadt – vom prächtigen State House mit dem goldenen Kuppeldach bis zum Old State House, das sich tapfer zwischen den Wolkenkratzern behauptet. Vom Balkon dieses schnuckeligen Kolonialhäuschens wurde am 18. Juli 1776 die Unabhängigkeitserklärung Amerikas verlesen. Schließlich lenkt Mack das Fahrzeug über eine Rampe in den Charles River. Der Bus wird zum Boot, das ich – wie andere freiwillige Touristen auch – unter Macks wachsamem Auge selbst kurz lenken darf.

Eine sportlichere Variante die Highlights abzuklappern ist ein Spaziergang entlang des „Freedom Trails“. Eine rote Linie auf dem Asphalt führt vom Boston Common, dem ältesten Park Amerikas, zum Bunker Hill Monument. Ich spaziere den „Friedenspfad“ gegen den Strom und beginne beim Monument. So erklimme ich am Morgen ohne Anstellen die 294 Stufen des Monuments, um auf der Plattform die Aussicht auf die Stadt zu genießen. Ein Abstecher lohnt sich zum Quincey Market: Hier gibt’s nette Imbisslokale, man kann sich durch Schmankerln aus aller Welt kosten, Straßenkünstler sorgen für Unterhaltung. www.bostonusa.com, www.bostonducktours.com

Probeliegen im 19. Jahrhundert: Dass die Amerikaner stolz auf ihre gar nicht so lange Vergangenheit sind, zeigt sich nirgends so deutlich wie in den lebenden historischen Dörfern, die man in Neuengland häufig findet. Ein besonders ansprechendes Exemplar ist Old Sturbridge: Bei jedem Wetter laufen Guides in historischen Kostümen herum, der Verkäufer in einem Laden sieht mit seinen dünnen langen Haaren und seinem wallenden Gewand so aus, als wäre er einem Shakes­peare-Stück entsprungen. Ein Jäger mit Gilet und Zylinder gibt unter Applaus der Besucher Flintenschüsse ab, und man kann in einem Strohbett aus dem frühen 19. Jahrhundert probeliegen. www.osv.org

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Neuengland
Seefahrerromantik am Mystic River:Der vermutlich idyllischste Ort im Neuengland-Staat Connecticut ist das Städtchen Mystic, am gleichnamigen Fluss gelegen. Hier kann man mit Blick auf den Mystic River und die alte Zugbrücke feinste Austern und Hummer essen. Es gibt auch hier ein lebendes Museum: „Mystic Seaport“ bringt das einstige Leben der Seefahrer und Walfänger näher. Die Museumswerkstätten restaurieren und bauen Schiffe nach traditionellen Methoden, teils mit authentischen alten Materialien. Man kann eine Fahrt mit einem alten Dampfer unternehmen und erfährt allerlei über die Seefahrt.www.mysticseaport.org
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Shaker Village USA Hancock
Zeitreise zu den „Schüttlern“:Noch ein Museum sollten sich Neuengland-Besucher nicht entgehen lassen: Das „Hancock Shaker Village“ in Pittsfield (Massachusetts). Hier lebten bis 1960 Männer und Frauen gleichberechtigt, aber zölibatär in einer etwas kuriosen Glaubensgemeinschaft zusammen. „Schüttler“ wurden sie wegen ihrer ekstatischen Tänze genannt, die sie als Mittel gegen körperliche Begierden anwendeten. Abgesehen von den verschrobenen Moralvorstellungen galten die Schüttler als Wegbereiter für moderne, nachhaltige Landschaft. Davon zeugen im Hancock Village die Wirtschaftsgebäude mit erstaunlichen Geräten: So findet sich etwa in der Großküche ein Vorläufer der modernen Wok-Garpfanne. Ein Unikat ist die steinerne Rundscheune, die es ermöglichte, 52 Milchkühe von nur einer Person mit Heu zu versorgen.hancockshakervillage.org
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USA, New England, Vermont, Washington Township, East Orange
Schmunzeln mit dem McDonald’s-Maler:Etwa 20 Autominuten vom Shaker Village entfernt lohnt sich ein Abstecher in das verschlafene Nest Stockbridge. In dem Sommerfrischeort scheint die Zeit stehen geblieben, im Spätherbst finden sich hier wunderbare Indian Summer-Fotomotive. Eine Freude für Kultursinnige ist das Museum des Malers und Zeitschriften-Illustrators Norman Rankwell etwas außerhalb des Orts. Der Künstler schuf mehr als 2000 satirische Gemälde und Zeitschriften-Cover, darunter auch Werbebilder für McDonald’s, ein Teil seiner Werke ist hier zu bewundern.www.nrm.org
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Neuengland
Ahorn-Sirup und „Kuss-Brücken“:Wer die Blätterpracht des Indian Summer voll genießen möchte, sollte im Spätherbst viel Zeit in Vermont einplanen. Ausgangspunkt für Wanderungen in den „Green Mountains“ kann Killington sein, ein bei Amerikanern beliebter Wintersportort. Hier betreibt der gebürtige Salzburger Manfred Karlhuber die Pension „Snowed Inn“ und unternimmt gerne Wanderungen mit seinen Gästen. Vermont ist für die überdachten Holzbrücken bekannt, im Volksmund „kissing bridges“ genannt – weil sie Verliebten Unterschlupf boten. In Vermont sollte man sich das beliebteste Mitbringsel der Neuengland-Staaten nicht entgehen lassen, das man etwa in Weston in einem kuriosen historischen Tante Emma Laden erstehen kann: Maple Syrup (Ahornsirup).www.snowedinn.com,westonvillagestore.com,vermontmaple.org

Indian Summer: Der herbstliche Farbenrausch lässt sich am besten zwischen der letzten September-Woche und Ende Oktober auf den Landstraßen und in den Wäldern in Vermont erleben. Wetterfeste Kleidung ist dringend empfohlen: Vor allem an der Küste ist häufig mit Regen zu rechnen, es kann auch schon mal auf wenige Plusgrade abkühlen.

Hotels: Mindestens acht Monate vorher buchen! Im Indian Summer sind Zimmer Mangelware. Die romantischen Historical Landmark-Hotels sind stark gefragt.

Routenplanung: Neuengland bietet viel Kolonialgeschichte, einige interessante Städte und schöne Museen. Genügend Zeit für Besichtigungen einplanen. Tagesetappen sollten nicht länger als 200 bis 300 km sein. Achtung: Viele Hotels haben während des Indian Summer eine Mindestaufenthaltsdauer von zwei Nächten!

Mietauto oder Camper?: Der Visit-USA-Präsident rät von Wohnwagen-Rundreisen durch Neuengland ab: „Es gibt nur wenige Campingplätze, aus den Städten müssen die Camper draußen bleiben.“ Als Alternative für Autoverweigerer bieten sich geführte Busrundreisen an.

Herbst-Romantik mit Schüttlern und Kuss-Brücken
Flüge: WienBostonWien z. B. mit KLM/Air France via Amsterdam im Herbst 2014 hin/retour ab 682 € inkl. Taxen. www.klm.at

– Alternative: Austrian-Direktflug WienNew York ab 654 € inkl. Taxen www.austrian.com, Entfernung zu Boston ca. 350 km (ca. 3,5 Std. Fahrzeit mit Mietauto oder Bahn, www.amtrak.com)

Hotel-Tipps: Boston: Fairmont Copley Plaza, feines, zentral gelegenes historisches Hotel, www.fairmont.com/copley-plaza-boston

Stockbridge: Red Lion Inn, entzückendes Landhotel mit viel Liebe zum Detail eingerichtet, Bar, Restaurant, Pool, im Keller Live-Konzerte,Pool www.redlioninn.com

– Killington: Grand Resort Hotel, schönes Hotel, ideal für Wanderer und Mountainbiker, mit Pool und für US-Verhältnisse sehr nettem Spa. www.killington.com

Lokal-Tipps: Boston: BOND, sehr nobles, trendiges Restaurant des Hotels The Langham, Franklin Street. boston.langhamhotels.com

Mystic: Captain Daniel Packer Inne. Im alten Kapitänshaus werden sensationelle Hummer und anderes Seafood serviert. Water Street 32

S&P Oyster Company: Köstliche Austern mit Blick auf den Mystic River, Holmes Street 1

Buch-Tipp: Einen guten Neuengland- Reiseführer mit ausführlichen Routenbeschreibungen und Insider-Tipps hat der deutsche Vista Point Verlag im Programm. 220 Seiten, 23 €, ISBN 978-3-86871-108-0

Auskünfte: Discover New England in Köln, ☎ 0049/221/ 47671211, www.neuenglandusa.de

– Komitee: Visit USA Austria, eMail: vusaoffice@visit-usa.at, www.visit-usa.at

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