Blumenwandern über Skipisten

Österreich schneidet in Bezug auf "Tourismus" gut ab. Bei den anderen Kategorien zählt die Alpenrepublik hingegen nicht zu den Top-Performern. (Bild: St. Anton am Arlberg)
Die Tiroler Skiregion verwandelt sich im Sommer in ein Wanderparadies für Einsteiger und Profis.

Die Après-Ski-Hits sind verklungen, und nur vereinzelt leuchtet noch der letzte Schnee von den mächtigen Dreitausendern ringsum herunter. Doch wer nun denkt, St. Anton taucht während der Sommermonate sozusagen in einen verspäteten Winterschlaf, irrt. Denn "die Wiege des alpinen Skilaufs", wie St. Anton genannt wird, hat in der warmen Jahreszeit viel zu bieten: Almwandern und Bergsteigen locken abseits von überfüllten Hütten und Touristenmassen auf verlassene Skipisten.

Insgesamt 300 Kilometer Wanderwege mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden liegen direkt vor der Haustür. Ob Panorama-Fußmarsch von Hütte zu Hütte oder anspruchsvolle Bergtour – Alpenfans kommen garantiert auf ihre Kosten. Also Wanderstiefel geschnürt, Proviant gepackt – los geht‘s.

Tourentipps

"Ohne knöchelhohe Schuhe geht mit mir niemand auf den Berg", sagt Wanderführerin Helene Stevens vom Valluga Hotel und wirft einen prüfenden Blick auf die Treter der Wandergruppe. Die Tirolerin hat für den heutigen Tag eine mittelschwere Tour ausgewählt. "Zum Aufwärmen", meint sie.

Der Startschuss für den sogenannten Alpenrosenweg erfolgt bei der Talstation der Rendlbahn in St. Anton. Rund sechs Stunden, mit insgesamt 850 Höhenmetern sind zu bewältigen. Doch die imposante Bergkulisse ringsum lenkt schnell von den Strapazen ab, denn der Alpenrosenweg macht seinem Namen alle Ehre: Tausende Blumen färben die umliegenden Berghänge in tiefes Rot – als würde der Berg brennen.

Blumenwandern über Skipisten
Wandern
Daneben gibt es neugierige Blicke von schottischen Hochlandrindern, die sich einem in den Weg stellen. "Ruhig weitergehen, keine hektischen Bewegungen", rät der Bergguide. Die Tiere scheinen Wanderer gewöhnt zu sein, posen für Schnappschüsse und fressen dann nach anfänglicher Skepsis munter weiter.

Auf der Rendlalm angekommen, knurren schon die hungrigen Wanderermägen. Und so fällt die Wahl zwischen Kaiserschmarrn, Knödel und Co nicht leicht. Bei der gemütlichen Rast auf der Alm gibt es einen grandiosen Ausblick auf das Stanzertal und die Lechtaler Alpen gratis dazu.

Weit weniger anstrengend, dafür aber umso atemberaubender ist eine Fahrt auf die Valluga, den mit 2811 Meter höchsten Gipfel des Arlberggebietes. Bei schönem Wetter kann man von der Aussichtsplattform über die Lechtaler Alpen weit bis nach Deutschland blicken.

Schweden meets Tirol

Blumenwandern über Skipisten
Lobby
Nach einer mehrstündigen Wanderung ist es Zeit für Erholung. Wer Ruhe und Entspannung in einem kleinen Hotel mit exklusivem Flair sucht, ist im Valluga Hotel – benannt nach dem Gipfel – genau richtig.

Mit viel Liebe zum Detail hat das schwedische Hotelier-Ehepaar Johanna und Mikael Landström einem typischen Tirolerhaus, das 1952 erbaut wurde, schwedischen Charme verliehen. Durch die Kombination von Tradition und schwedischem Design zählt das Valluga Hotel heute zu den kleinen, aber feinen Geheimadressen der Region.

Als Special bietet das Hotel geführte Touren mit Wanderführerin Helene Stevens. Die Tirolerin kennt die Berge wie ihre Westentasche, geht auf individuelle Wünsche ein und weiß allerlei Interessantes über die Region zu berichten.

Zu guter Letzt noch ein Tipp für die Urlaubskasse: Die Sommer Aktiv-Card, die von vielen Hotels kostenlos ausgegeben wird, bietet zahlreiche Ermäßigungen und kostenlose Angebote wie geführte Wanderungen oder einen Besuch im Heimatmuseum.

So ganz außer Acht lassen kann man das Skifahren in St. Anton aber auch im Sommer nicht. Für Urlaubsgäste lohnt sich in jedem Fall ein Besuch des Ski- und Heimatmuseums, das die Anfänge und die Bedeutung des Skilaufs für den Ort zeigt.

1912 wurde das Haus oberhalb der Galzigbahn vom deutschen Industriellen Bernhard Trier erbaut. Trier gilt als der Förderer des Arlberger Skipioniers Hannes Schneider, der 1920 die weltweit erste Skischule in St. Anton gründete. Ihm ist es auch zu verdanken, dass Urlaubsgäste erstmals im Skilauf unterrichtet wurden.

Seit den 1980er-Jahren ist in der Trier-Villa das Heimatmuseum untergebracht. Neben Einblicken in den Straßen- und Eisenbahnbau am Arlberg wird den Skihelden viel Platz eingeräumt. Stolz werden die Weltmeisterski von Ski-Legende Karl Schranz und die Weltmeisterski von Mario Matt präsentiert. Darüber hinaus können Besucher bei Filmen der 1920er- und 1930er-Jahre eine Reise in die Vergangenheit erleben.

www.museum-stanton.com

Blumenwandern über Skipisten

Anreise Ab Wien in rund sechs Stunden nach St. Anton über die West-, Innkreis- und Inntalautobahn bis zur Anschlussstelle Zams. Weiter auf der Arlbergschnellstraße in Richtung Landeck. Von Landeck weiter Richtung St. Anton am Arlberg. Nach rund 20 Kilometer erreicht man das Alpendorf.

Valluga Hotel Charmantes Tiroler Hotel im schwedischen Stil. Doppelzimmer in den Sommermonaten ab 80 € inkl. Frühstück – etwa ein Viertel vom Preis in der Wintersaison. Halbpensions-Aufschlag 30 €/Tag. Neben klassischen Einzel- und Doppelzimmern stehen Gästen Suiten mit bis zu 60 zur Verfügung.
Das Hotel bietet einen großen Wellnessbereich mit vier Saunen, Dampfbad, Indoorpool, Ruheraum mit Wasserbetten sowie einem kleinen Fitnessraum. Massagen und Kosmetikangebote runden das Programm ab. Arlbergstraße 79, St. Anton am Arlberg, 05446/ 3263, www.vallugahotel.at

Veranstaltungen Filmfest „Berge, Menschen, Abenteuer“ vom 27. bis 30. August.
– Traditioneller Almabtrieb am 13. September mit Bauernfest.

Auskünfte Tourismusverband St. Anton am Arlberg, 05446/ 22690, www.stantonamarlberg.com

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