Mexiko: Kulturstätten im Hochland der Vulkane
Der Strand von Cancun ist 30 Kilometer lang, weißer Sand, türkises Meer, weiße Schaumkronen. Ein Paradies – wäre da nicht diese endlose Kette von Hotels.
Ein Bettenturm reiht sich an den nächsten. Das vorwiegend US-amerikanische Publikum findet hier alles, was es sich wünscht. Riesige Poollandschaften, klimatisierte Restaurants mit allen Weltküchen von Japanisch bis Italienisch. Sportarenen. Shopping Malls. Abends Partys am Pool.
Inzwischen bemüht sich die Hotellerie von Cancun, auf den europäischen Geschmack Rücksicht zu nehmen. „Europäer sitzen gern im Freien“, sagt die Managerin des Hard Rock Hotel. Also wurden Terrassen errichtet für Gäste, die ihr Frühstück eher nicht bei künstlichem Licht in Kühlräumen einnehmen wollen.
Flug über aktive Vulkane
Wirkliches Mexiko-Gefühl kommt erst auf der Weiterreise nach Puebla auf. Der Flug dauert zweieinhalb Stunden und bietet spektakuläre Blicke auf aktive Vulkane, die das Hochplateau von Puebla umgeben. In Flugrichtung links sind Blicke in den Krater des Pico de Orizaba, mit 5700 Metern der höchste Berg Mexikos, zu erhaschen. Der berühmte Popocatepetl war so freundlich, eine Rauchsäule fürs Foto auszustoßen.
Die Barockstadt ist UNESCO Weltkulturerbe. 1531 von zwei Mönchen gegründet, diente Puebla stets als Handelsstützpunkt auf dem Weg zwischen Mexico City und dem Hafen Veracruz. Barockfassaden mit spanischem Flair prägen das Stadtbild. Sie sind verziert mit Talavera, Kacheln mit arabisch-spanischem Dekor. Die europäischen Eroberer brachten diese Handwerkskunst nach Mexiko, wo sie jetzt weiter gepflogen wird. Manche Manufakturen in Puebla empfangen Besucher.
Puebla beherbergt die älteste Bibliothek Amerikas und viele Kirchen. Anders als in Europa sind die Kirchen mehr von Gläubigen als von Touristen bevölkert, die häufigen Messen sind gut besucht, die Kirchen leben.
Die beste Unterkunft am Platz ist das Rosewood Hotel. In eine aufgelassene Textilfabrik hinein gebaut, der Schornstein als Zitat noch erhalten, bietet das Hotel einen Mix aus modernem Komfort in romantisch-altem Gemäuer. Vom Dachterrassen-Pool sieht man über die barocke Altstadt. Die Zimmer mit noblen Stilmöbeln eingerichtet.
Unweit von Puebla, im kleinen Ort Cholula, befindet sich eines der berühmtesten mexikanischen Fotomotive: eine gelbe Barockkirche auf einem grünen Hügel. Die Kirche wurde auf Initiative von Hernán Cortés, der im 16. Jahrhundert Mexiko eroberte, erbaut. Damals wusste er noch nicht, dass sich unter dem Hügel eine Pyramide befand, die im Laufe der Jahrhunderte von der Natur zurückerobert worden war. Zwischen dem 3. und 7. Jahrhundert nach Christus haben verschiedene Völker an der Pyramide gebaut, ihr Zweck ist bis heute unerforscht. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das schichtartig übereinander errichtete Bauwerk entdeckt, und seither wird es erforscht. Die Pyramide ist noch nicht zur Gänze frei gelegt, in dem bereits gesicherten Teil ist das Stollenlabyrinth für Besucher geöffnet.
Vielfältige Museen
Auf dem Areal nebenan befinden sich zwei Museen, eines mit modernen, eines mit antiken Skulpturen.
Nicht versäumen sollte man einen Besuch im Restaurant „Mama Elena“, das mexikanische Küche in zeitgemäßer, leichter Form interpretiert. Architektonisch beeindruckend ist ein modernistischer Museumsbau in Cholula. Dessen Innenleben ist allerdings weniger trendig: Die barocken Kunstwerke sind für Europäer nicht wahnsinnig aufregend, gehören sie bei uns doch zum Alltag. Sollten sie dennoch Geheimnisse bergen, so kann sie nur ergründen, wer Spanisch spricht. Englische Texte sucht man in dem Museum vergeblich.
Eine tolle Gelegenheit, in die antiken indianischen Kulturen Mittelamerikas einzutauchen, bietet das anthropologische Museum in Xalapa. Auch ein kleiner botanischer Garten befindet sich in dem Ort.
In Coatepec besuchen wir eine Finca. Sie gehört zu einem Verband von nachhaltig und biologisch produzierenden Kaffeefarmen. Touristen können Touren buchen, um einen Eindruck von der Kaffeeproduktion zu bekommen. Die biodiverse Plantage mit ihren exotischen Blumen und Bäumen zu durchstreifen und danach im Wohnzimmer des herrschaftlichen Anwesens aus dem 19. Jahrhundert einen Kaffee zu schlürfen, ist ein Erlebnis für sich. Man sollte bei Rundreisen darauf achten, dass ein Finca-Besuch eingeplant ist.
Seltsame Bräuche
Das nahe Xico ist die Stadt der seltsamen Bräuche. Einer rankt sich um Maria Magdalena. Man schrieb 1898, als plötzlich jemand begann, der Heiligen teure Kleinkunst zu spendieren. Daraus entwickelte sich ein Ritual von Kleiderspenden und privilegierten Personen, die der Magdalenen-Figur täglich ein teures Kleider anziehen dürfen.
Xico ist darüber hinaus berühmt für Stierkämpfe und für ein Tänzermuseum. Dabei handelt es sich um Figuren, deren Aussehen an die Commedia dell’Arte erinnert.
Mehr als ein Hotel ist die Unterkunft Las Magdalenas in Xico. Das liebevoll renovierte Gebäude stammt aus dem Jahr 1830 und hat einen Innenhof mit Brunnen und Orangenbäumen. Der aktuelle Besitzer ist der Enkel eines aus dem Bürgerkrieg nach Mexiko geflohenen Spaniers. Xico ist umgeben von waldigem Bergland mit Wasserfällen, das sich wandernd oder zu Pferd erkunden lässt.
INFO
Anreise Z.B. mit Eurowings von Köln nach Cancun und retour mit Volaris weiter nach Puebla. (eurowings.com, www.volaris.com)
Einreise Visumfrei, mindestens sechs Monate gültiger Reisepass
Gesundheit In Mexiko ist das Zika-Virus aufgetreten. Das Außenministerium empfiehlt gefährdeten Personen (Schwangeren, Kindern) medizinischen Rat einzuholen (Mückenschutz, Vorbeugungsmaßnahmen)
Währung/Preisniveau Günstig. Ein Euro sind ca 22 mexikanische Pesos
Beste Reisezeit November bis April
Unterkunft Hard Rock Hotel Riviera Maya, Cancun. Luxusressort. Zimmer ab ca 300 €, aktuelle Angebote beachten!
– Hotel Rosewood, Puebla. Stilvoller Luxus. Zimmer ab 200 €
Hotel Las Magdalenas, Xico. Ab 63 €
Essen und Trinken Restaurant „Mama Elena“ in Cholula, moderne mexikanische Küche modern interpretiert. Köstlich und erschwinglich. Nur 300 Meter von der Pyramide, Terrasse mit Blick auf die berühmte Barockkirche
Unbedingt probieren: Gurkensaft, Hibiscussaft. Sind praktisch in jedem Lokal erhältlich
Sicherheit Auf Autobahnen ist Reisen auf eigene Faust nicht gefährlich. Von Fahrten ins Hinterland raten jedoch selbst Mexikaner ab. Es wird auch kaum Englisch gesprochen, ohne Spanischkenntnisse ist es schwer, nach dem Weg zu fragen. Viele Veranstalter bieten organisierte und betreute Rundreisen an.
Angebote für Rundreisen Kneissl Touristik hat zwei Mexiko-Rundreisen im Programm: Höhepunkte Mexikos, 15–16 Tage inkl. Flüge, ÜN/F meist in 4*-Hotels ab 2890 €/P. bzw. 13 Tage über Weihnachten/ Silvester’18/19 ab 3090 €/P. Tel.: 07245/20700
– Raiffeisen Reisen bietet 14 Tage ab/bis Wien vom Hochland an die Riviera Maya ab 3095 €/P. von 4.–17.11.18 Tel.: 0676/830 75-400
– Jumbo Touristik: Klassisches Mexiko, 13 Tage ab 1111€/P exkl. Flüge. Tel.: 01/ 588 00 550
Buchtipp Dumont Reisehandbuch Mexiko, 4. Auflage, 24,99 €
Auskunft visitmexico.com
Kommentare