Pittoreske Bergdörfer, alte Windmühlen und fast überall Meerblick. Kaum eine griechische Insel ist noch so unberührt und hat gleichzeitig so viel zu bieten.
Die, die geblieben sind" bedeutet der Name des kleinen Bergdorfes Menetes auf Karpathos. Mitten im Nichts, umgeben von rauer Gesteinslandschaft, erhebt sich das Örtchen südwestlich der Hafenstadt Pigadia im Zentrum von Karpathos. Beinahe aus jedem Winkel sieht man das Meer. Das hat einen historischen Grund: Wie alle alten Dörfer der Insel, wurde Menetes als Zufluchtsort vor Piraten hoch in den Bergen gebaut, erklärt Kostas Oikonomidis, der eine Taverne auf der Insel führt: "Von hier aus konnten die Bewohner beobachten, ob sich feindliche Schiffe näherten. Auch heute sollen noch sandsteinfarbene Gemäuer inmitten von fröhlich-bunten Häusern an diese Zeiten erinnern ."
So auch weiter nördlich, in Mesochori. In der Mitte der Westküste von Karpathos erstreckt sich das Dorf auf einem Felsplateau fast 200 Meter über der Küste. Nur 65 Bewohner zählt der Ort. Besucher kommen vor allem, um das "Kafe Skopi" zu suchen: "Skopi" bedeutet auf Griechisch Piraten – und so versteckt, wie einst die Höhlen der Inselbewohner, liegt auch das kleine Café. Wer den handgemalten Pfeilen auf den Fassaden durch die engen Gassen folgt, darf auf der Terrasse einen malerischen Sonnenuntergang mit Blick auf das karpatische Meer genießen.
Immer mit Meerblick
Nur 48 Kilometer lang ist die Dodekanes-Insel, die zwischen den Touristenhochburgen Kreta und Rhodos im karpatischen Meer liegt. An der schmalsten Stelle misst Karpathos gerade einmal 3,5 Kilometer – eine kleine Insel mit vielen Geschichten. Die Karpathioten erzählen gerne von ihrer Vergangenheit. Auch um zu erklären, warum die Insel noch so unberührt und dünn besiedelt ist. "Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten rund 80.000 Menschen in Karpathos. Heute sind es nur noch 6000", weiß Oikonomidis, der die Taverne "Under the Trees" auf einem Plateau an der Westküste in Finiki, zwischen Menetes und Mesochori, führt. Während er frisch frittierte Calamari, Shrimps und Zucchini zu griechischem Salat und Tsatsiki serviert, erzählt der braun gebrannte Grieche seine eigene Geschichte in perfektem Englisch.
Wie die meisten Karpathioten, führte es ihn aus wirtschaftlichen Gründen erst einmal weg aus seiner Heimat, in die USA. Warum er 1996 zurückkehrte, sei klar: "Es gibt keinen Ort auf dem Planeten, wo du sechs Monate arbeiten kannst und dann sechs Monate Urlaub machst." Oikonomidis trägt ein breites Lächeln auf den Lippen. Mit der Taverne hat er sich seinen Traum vom einfachen Leben auf der Insel erfüllt. Das türkisblaue Meer ist von hier aus zu Fuß erreichbar. Die Buchten hinter der Taverne laden nach dem Schlemmen und einem kleinen Spaziergang bergab zum Baden und Entspannen ein.
Die Schatzinsel
Wieder gekommen ist auch Renate Ritges. Die Niederländerin wollte nur für drei Monate in Karpathos bleiben, um im karpatischen Meer zu tauchen. Mittlerweile kehrt sie seit drei Jahren jeden Sommer auf die Insel zurück, wo sie im Tauchcenter im Hafen von Pigadia als Tauchlehrerin arbeitet. Sie schätzt das familiäre Umfeld: "Karpathos ist wie eine kleine Community. Jeder kennt jeden, aber es gibt auch immer etwas Neues zu entdecken", strahlt Ritges, die sich gerade ein Haus auf der Insel gekauft hat. Sie erzählt von gesunkenen Piratenschiffen und anderen Wracks, in denen man angeblich nach Schätzen – sicher aber nach Rumflaschen – tauchen könne. Das versichert auch Dino Protopapas, Leiter des Karpathos Diving Center. Er ist auf der Insel geboren und in Olympos aufgewachsen: "Meine Vorfahren waren Piraten, deshalb kenne ich auch viele Geschichten über diese Zeit." Mehr will er über die Piratenschätze aber nicht verraten.
Mit einer Sichtweite von bis zu 40 Metern hat das klare Wasser rund um Karpathos für Tauch- und Schnorchelaffine viel zu bieten. Wer Glück hat, kann hier sogar auf Delfine treffen, die gerne Boote zu den kleinen benachbarten Inseln Kasos und Saria begleiten.
Mutig mit dem Auto
Wer Karpathos richtig kennenlernen will, sollte die abenteuerliche Fahrt durch die Gebirgslandschaft mit einem Auto wagen – und einen guten Magen haben. Holprig und kurvig geht es von einer Serpentine zur nächsten. Den Weg nach Olympos, dem nördlichsten Dorf von Karpathos, sollte jeder Inselbesucher auf sich nehmen. Davon schwärmen sogar jene, die sich üblicherweise mehr mit der Welt unter Wasser beschäftigen: "Olympos gilt als das schönste Dorf der Ägäis", erzählt Protopapas. Die Mutigen werden auf der Fahrt über die Ostküste belohnt: Mit einem atemberaubenden Ausblick von den Bergen auf das glitzernde Meer und einem der schönsten Strände der Insel in Apella. Bereits von der Straße aus glänzt einem das türkisblaue Meer der Bucht entgegen.
Seife aus Olivenöl, Teppiche, Taschen, Souvenirs aus Ton und traditionelle Gerichte: Im Norden angekommen, bietet Olympos seinen Besuchern beim Schlendern durch die engen Gassen was das Herz begehrt – handgemacht versteht sich. Hier wird Tradition großgeschrieben. Auch für Ana, die mit 62 Jahren jeden Tag in den Ort fährt, um von zehn bis 16 Uhr einer Beschäftigung nachzugehen: Makkarones machen. Seit Generationen werden die Nudeln in ihrer Familie von Hand gezupft. Wie sie serviert werden, erklärt Ana in ihrer Küche am Fenster stehend, während sie die nächste Portion Nudelteig verarbeitet: "In Butter, mit angerösteten Zwiebeln und mit Ziegenkäse bestreut." Wer das gekostet hat, will in Karpathos bleiben – oder wiederkommen.
Anreise Ab Wien: Austrian Airlines fliegt von bis 28.9. zwei Mal wöchentlich in 2,5 Stunden nach Karpathos. Ab 99 €,www.austrian.com
Kommentare